Soft Skills gehören mittlerweile zu den wichtigsten Entscheidungskriterien für eine Einstellung

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Schluss mit den Floskeln: So präsentieren Sie Ihre Soft Skills glaubwürdig

Ob Teamfähigkeit, Flexibilität, Empathie oder interkulturelle Kompetenz – die so genannten Soft Skills spielen bei der Auswahl von Bewerbern heute eine entscheidende Rolle. Doch viele Jobsuchende tun sich schwer damit, ihre sozialen Talente richtig darzustellen.


Soft Skills sind mittlerweile zu wichtigen Kriterien im Einstellungsprozess geworden. Spätestens dann werden diese weichen Faktoren relevant, wenn die Personaler sich zwischen zwei ansonsten gleich guten Bewerbern entscheiden müssen. Manche Arbeitgeber betrachten die Persönlichkeit des Kandidaten sogar als das entscheidende Auswahlkriterium – weil Mitarbeiter eher fachlich dazu lernen können als persönlich.

Hard Facts versus Soft skills

Während der potentielle Arbeitgeber in Zeugnissen und Zertifikaten nachlesen kann, ob der Bewerber eine passende Ausbildung oder überdurchschnittliche Abschlussnoten mitbringt, fällt die Bewertung von Soft Skills schwer. Denn Zeugnisse weisen keine Noten in „Belastbarkeit“ oder „Vertrauenswürdigkeit“ aus. Ihre Motivation lässt sich nicht so leicht in einem Test abfragen. Und selbst die Bescheinigung für die Teilnahme an einem Kreativitäts-Seminar lässt kaum Rückschlüsse darauf zu, ob sie am Arbeitsplatz im richtigen Moment die passenden Einfälle haben werden. Dass solche eher schwammigen Auswahlkriterien beim Bewerbungsprozess eine so große Bedeutung haben, ist für die Bewerber Fluch und Segen zugleich. Es nützt nichts, im Anschreiben floskelhaft die eigenen Tugenden aufzuzählen. Um die eigenen Soft Skills glaubwürdig darstellen zu können, müssen Sie die Anforderungen der Stelle und die eigenen Kompetenzen analysieren, beides miteinander abgleichen und das Ergebnis überzeugend präsentieren. Das ist sicherlich eine Herausforderung. Doch wenn es gelingt, können Sie damit bei den Personalern wertvolle Punkte sammeln.

Orientieren Sie sich bei der Präsentation Ihrer Soft Skills an folgenden Schritten:

1. Stellenausschreibung analysieren: Was will der Arbeitgeber von mir?

Lesen Sie die Stellenausschreibung mehrfach durch und achten Sie darauf, welche Soft Skills Sie für die beschriebene Aufgabe benötigen. Welche Anforderungen werden explizit genannt, welche werden zwischen den Zeilen gefordert? Stellen Sie Vermutungen an, was genau der Arbeitgeber unter den beschriebenen Fähigkeiten versteht, und überlegen Sie, warum die jeweiligen Fähigkeiten für die zu besetzende Stelle unverzichtbar sind. Machen Sie sich ein möglichst genaues Bild von den Tätigkeiten, die Sie in der zu besetzenden Position übernehmen würde. Überlegen Sie, welche Herausforderungen mit diesen Tätigkeiten einhergehen und welche Kompetenzen Sie benötigen, um diese Herausforderungen zu meistern. Wenn nötig, holen Sie sich weitere Informationen zum Stellenprofil und zum Arbeitgeber ein.

2. Selbstanalyse durchführen: Was kann ich dem Arbeitgeber bieten?

Überlegen Sie dann, wo Sie Ihre persönlichen Stärken sehen und wodurch Sie sich von anderen abheben. Wie haben Sie Ihre Talente in Ihrer jetzige berufliche Tätigkeit, in vorherigen Positionen, in Studium, Ausbildung und Schule einbringen können? Welche Fähigkeiten haben Sie in Nebenjobs, Praktika, Arbeitsgemeinschaften und ehrenamtlichen Tätigkeit (weiter-)entwickeln können? Mit welchen Kompetenzen punkten Sie in der Familie, im Freundeskreis und bei Ihren Freizeitaktivitäten? Werden Sie möglichst konkret und überlegen Sie sich Beispiel-Situationen, in denen Sie erfolgreich waren. Tipp: Wenn Sie Seminare zu interkultureller Kompetenz besucht oder Bücher zu Zeitmanagement gelesen haben, denken Sie darüber nach, welche Erkenntnisse Sie daraus gezogen haben und wie Ihnen diese im beruflichen und privaten Alltag weiterhelfen könnten. Sie sind unsicher, wo Ihre Stärken liegen? Dann kann auch das Gespräch mit vertrauten Menschen weiterhelfen. Und werfen Sie doch einmal einen Blick in Ihre Praktikums- oder Arbeitszeugnisse: Welche Fähigkeiten werden da besonders gelobt?

3. Abgleichen und Auswahl treffen: Womit können Sie in der Bewerbung punkten?

Vergleichen Sie nun die Soft Skills, die der Arbeitgeber von seinen Bewerbern verlangt, mit den Fähigkeiten, die Sie auszeichnen. Wo sehen Sie Überschneidungen? Wählen Sie für die schriftliche Bewerbung einige wenige Soft Skills aus, die Ihnen besonders relevant erscheinen. Behalten Sie die anderen Fähigkeiten im Hinterkopf, um sie ggf. im Vorstellungsgespräch anbringen zu können. Je souveräner Sie dann auf mögliche Nachfragen reagieren können, desto glaubwürdiger kommen Sie beim Gegenüber an.

4. Bewerbungsunterlagen zusammenstellen

Die wichtigsten Soft Skills können Sie im Anschreiben, im Lebenslauf sowie im Motivationsschreiben anbringen. Verwenden Sie keine abstrakten Schlagworte, sondern machen Sie Ihre Stärken an konkreten Beispielen deutlich und stellen Sie, wenn möglich, direkt Bezüge zur besetzenden Stelle her.

Last but not least: Wie viel Ehrlichkeit muss sein?

Wenn es darum geht, wo sie schon gearbeitet, welches Fach Sie studiert und welche Fremdsprachen Sie gelernt haben, tischen die meisten Bewerber ihrem potentiellen Arbeitgeber keine Lügen auf. Bei der Darstellung von Softskills, die weniger griffig und überprüfbar sind als solche Hard Facts, scheinen die Grenzen zwischen Wahrheit und Lüge dagegen manchmal zu verschwimmen. Schließlich gilt es ja, sich gut zu präsentieren! Tatsächlich ist es natürlich wichtig, dass Sie Ihre Stärken bestmöglich platzieren. Doch um glaubwürdig zu bleiben, sollten Sie sich selbst präsentieren, nicht irgendeine andere Person. Spätestens im Vorstellungsgespräch kommt dann wahrscheinlich der Moment, in dem Sie sich in Widersprüche verwickeln oder bei Nachfragen ins Stocken geraten. Natürlich werden Sie dann gegenüber dem potentiellen Arbeitgeber an Glaubwürdigkeit verlieren. Und selbst wenn Sie im Bewerbungsprozess gut faken können – am Arbeitsplatz werden Ihre Chefs und Kollegen sich ein Bild davon machen, wo Ihre Stärken und Schwächen liegen. Und auch Sie selbst werden nur in einer Position glücklich, die Ihnen auch wirklich liegt. Text: Janna Degener-Storr


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Veröffentlicht
27.08.2018