Ein geradliniger und schlanker Lebenslauf ist nicht mehr die Regel. © jakkapant turasen / Getty Images

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Patchwork-Lebenslauf: Nachteil oder Chance gegenüber klassischem Werdegang?

Ein geradliniger Lebenslauf mit erkennbarem roten Faden ist wünschenswert. Doch in der heutigen Arbeitswelt wird er immer mehr zu Ausnahme als zur Regel. Mit einem Patchwork-Lebenslauf bist Du also nicht alleine, doch er bringt einige Besonderheiten mit sich.


Früher war es üblich, eine Berufsausbildung oder ein Studium zu absolvieren und bis zum Ende des Berufslebens in diesem Job zu arbeiten – häufig sogar bei ein- und demselben Arbeitgeber. Stellenwechsel waren eine Seltenheit und fanden wenn, dann aus nachvollziehbaren Gründen statt. Alles in allem, wies so ein Lebenslauf also einen klaren roten Faden auf. Doch verschiedene Entwicklungen haben dazu geführt, dass dieser klassische Werdegang zunehmend der Vergangenheit angehört. Stattdessen gibt es immer mehr Menschen mit einer sogenannten Patchwork-Karriere.

Was ist ein Patchwork-Lebenslauf?

Ein Patchwork bezeichnet ein Flickwerk, ursprünglich im Zusammenhang mit Textilien. Doch mittlerweile wird der Begriff auch in vielen anderen Lebensbereichen verwendet – beispielsweise bei der Patchwork-Familie oder eben dem Patchwork-Lebenslauf. Eine Patchwork-Karriere beschreibt somit einen beruflichen Werdegang, der aus vielen einzelnen Stationen besteht, welche häufig nicht zusammenpassen, zumindest nicht auf den ersten Blick. Das spiegelt sich natürlich auch im Lebenslauf wieder, der eine lange Liste von eher kurzen Arbeitsverhältnissen bei unterschiedlichen Arbeitgebern und häufig sogar in verschiedenen Fachbereichen, Branchen oder Berufen enthält. Das eigentliche Karriereziel des Bewerbers lässt sich kaum auf den ersten Blick erkennen. Stattdessen interpretieren viele Personaler den Patchwork-Lebenslauf als Zeugnis für einen Menschen, der ziel- und planlos ist, vielleicht sogar unzuverlässig, wenig loyal gegenüber seinem Arbeitgeber oder mit einer schwierigen Persönlichkeit, sodass es immer wieder zu Konflikten kommt.

Das Arbeitsleben verändert sich – und die Recruiter auch

Noch ist der Patchwork-Lebenslauf bei der Jobsuche also oftmals hinderlich. Ausnahmen bestätigen die Regel. Doch das Arbeitsleben verändert sich und geradlinige Lebensläufe wie einst sind heutzutage kaum noch üblich. Im Gegenteil: Experten raten sogar, spätestens nach sieben Jahren den Job zu wechseln. Zudem suchen auch die Unternehmen nach mehr Flexibilität, was oftmals kürzere Arbeitsverhältnisse bedeutet. Und zuletzt führt der Fachkräftemangel dazu, dass die Arbeitnehmer wählerischer werden. Wo sie unzufrieden sind, gehen sie. Schließlich mangelt es nicht an Alternativen. Damit ist die Liste der Gründe, weshalb die Patchwork-Karriere zunehmend zum neuen Normal wird, noch lange nicht zu Ende. Doch Fakt ist, dass diese Entwicklung auch an den Recruitern nicht spurlos vorbeigeht. Dementsprechend lässt sich ein langsames Umdenken erkennen, wenn es um den Patchwork-Lebenslauf geht. Die Skepsis lässt nach, wohingegen immer mehr Personaler darin auch Vorteile entdecken.

Über Vorteile und Vorurteile beim Patchwork-Lebenslauf 

Viele Vorurteile im Zusammenhang mit der Patchwork-Karriere wurden bereits genannt. Wie stark diese im jeweiligen Unternehmen sowie beim jeweiligen Personalverantwortlichen ausgeprägt sind, hängt jedoch vom Einzelfall ab. Du selbst solltest diesen jedenfalls trotzen und Dich nicht für Deinen Patchwork-Lebenslauf schämen. Denn es gibt viele gute Gründe, weshalb dieser sogar einen Vorteil gegenüber anderen Bewerbern darstellt: Du hast mehr unterschiedliche Erfahrungen gesammelt, nimmst Deine Karriere selbst in die Hand und hast gelernt, Dich schnell in eine neue Arbeitsumgebung zu integrieren. Du bist offen für Neues, lernbereit und verfügst vermutlich über viele Soft Skills, welche Du bei Deinen unterschiedlichen Stationen ausbilden konntest. Du weißt, was Du willst und stehst für Dich ein. Du willst vorankommen und nicht stagnieren. Auch diese Liste könnte ewig fortgeführt werden.

Tipps: So kannst Du trotzdem überzeugen

Sobald Du Deinen Patchwork-Lebenslauf als etwas Positives begreifst, kannst Du diesen also auch selbstbewusst im Bewerbungsprozess nutzen, um Dich von der Konkurrenz abzuheben. Anstatt diesen vertuschen oder voller Scham erklären zu wollen, solltest Du deshalb die Vorzüge Deines einzigartigen Werdegangs bewusst hervorheben – und zwar nicht nur im Lebenslauf, sondern auch passend dazu im Anschreiben. Es gilt, dieses individuell auf die Stelle zuzuschneiden und glaubhaft Deine Eignung sowie Motivation darzulegen. Mach Dich zudem auf Rückfragen im Vorstellungsgespräch gefasst. So kannst Du Dir im Vorfeld eine überzeugende Erklärung für Deine Umorientierung, die häufigen Wechsel & Co zurechtlegen. Zudem kann es Dir helfen, trotz allem einen roten Faden zu finden und in der Bewerbung herauszuarbeiten. Der „beste“ Lebenslauf ist somit eine Mischung aus dem klassischen und dem Patchwork-Lebenslauf. Schlussendlich kannst Du hierbei mit der Gestaltung eine Menge bewirken – je nachdem, welche Stationen Du besonders hervorhebst oder wie Du diese und das Anschreiben formulierst. Wird die Bewerbung unterm Strich stimmig, kannst Du trotz Patchwork-Karriere überzeugen…oder gerade deshalb!

Top Secret: 7 versteckte Lebenslauf Botschaften, die kaum ein Bewerber kennt

Warum auch dein Lebenslauf mehr über dich verrät, als du denkst, verrät XING Insider Bernd Slaghuis hier. Diese sieben Lebenslauf Botschaften solltest du als Bewerber kennen und dich entscheiden, welches Bild du einem Arbeitgeber vermitteln möchtest.  

 

 


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Veröffentlicht
15.02.2021