Zeitarbeit ist eine Chance, in ein festes Arbeitsverhältnis übernommen zu werden

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Zeitarbeit: Die Chance zu bleiben

Besser als ihr Ruf: Zeitarbeit bietet gute (Wieder-) Einstiegsmöglichkeiten in den Job - wenn man ein paar wichtige Dinge beachtet.


„Zeitarbeit“. Dieser Begriff hat häufig einen faden Beigeschmack: Menschen, die mit weniger Rechten und zu Dumpingpreisen das machen, für das andere deutlich besser und vor allem fairer bezahlt werden. Das ist das Image der vermeintlichen Schmuddelbranche Zeitarbeit. Ein Bild, das durch vieles geprägt wurde. Um Geld einzusparen, nutzten viele Unternehmen das Modell noch vor einigen Jahren als Sparmaßnahme. Feste Mitarbeiter wurden entlassen, preiswertere Zeitarbeiter eingestellt. Und auch wenn das inzwischen gesetzlich verboten ist, hat es dem Ruf der Branche nachhaltig geschadet. Aber trotz aller Unkenrufe nimmt die sogenannte Arbeitnehmerüberlassung einen wichtigen Platz auf dem Arbeitsmarkt ein. Und sie kann eine Chance sein. Insbesondere für Menschen, die nach einer Auszeit aus dem Berufsleben wieder im Job Fuß fassen möchten. Oder für Berufseinsteiger, die über wenig Erfahrung verfügen.

Aber was ist Zeitarbeit überhaupt? Als Zeitarbeit oder "Arbeitnehmerüberlassung" wird eine Arbeitsform bezeichnet, bei der die Beschäftigten für eine Zeitarbeitsfirma tätig sind und an Unternehmen ausgeliehen werden, um dort für einen bestimmten Zeitraum zu arbeiten. Man spricht hierbei vom Dreiecksverhältnis der Arbeitnehmerüberlassung, einem Verhältnis also, das zwischen Ihnen als Arbeitnehmer, der Zeitarbeitsfirma und dem Entleih-Unternehmen besteht. Ihren Arbeitsvertrag schließen Sie mit der Zeitarbeitsfirma, diese wiederum schließt einen Überlassungsvertrag mit dem Entleih-Unternehmen, für das Sie tätig sind.

Erfahrung sammeln, Kompetenzen steigern: Von der Zeitarbeit profitieren

Gerade wenn Sie schon länger auf der Stellensuche sind, kann dieses Modell für Sie eine goldene Eintrittskarte in den Arbeitsmarkt sein. Auf diese Weise sammeln Sie Erfahrung, lernen verschiedene Unternehmen kennen und vermeiden Lücken im Lebenslauf, die sich als K. o.-Kriterien erweisen können. Und Sie finden einen Zugang in den Job, der Ihnen auf anderem Wege womöglich verwehrt bliebe.

Doch Sie profitieren auch anderweitig. So bieten viele Zeitarbeitsfirmen ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern Seminare und Lehrgänge an. Der Vorteil ist, dass Sie auf diese Weise viele Skills mitnehmen können und Qualifikationen erwerben, die Ihren Lebenslauf ergänzen und mit denen Sie punkten können.

Eine gute Alternative ist die Arbeitnehmerüberlassung auch dann, wenn Sie kurzfristig eine Stelle suchen. Wer sich schon einmal beworben hat, weiß, wie lange es dauern kann, bis tatsächlich die langersehnte Jobzusage kommt. Bei der Zeitarbeit hingegen ist die Vermittlungszeit meist sehr kurz.

Aber wie sieht es mit dem Thema Übernahme aus? Denn das ist die Hoffnung, die viele Beschäftigte haben, wenn sie einen Job als Zeitarbeiter in einer Firma beginnen. Tatsächlich gibt es Menschen, bei denen dieser „Klebeeffekt” tatsächlich zum Tragen kommt. Das Unternehmen fragt bei der Zeitarbeitsfirma immer wieder einen bestimmten Mitarbeiter an und entscheidet sich dann dazu, ihn zu übernehmen. Dennoch gilt es, sich keine Illusionen zu machen. Denn Übernahmen sind nicht die Regel. Ein Grund dafür ist die sogenannte Vermittlungsprovision. Diese müssen die Entleiher an die Überlassungsfirma zahlen. Ein Punkt, der Unternehmen teilweise abschreckt. Aber Ausnahmen bestätigen bekanntlich die Regel.

Bevor Sie sich allerdings für eine Tätigkeit als Zeitarbeiter entscheiden, sollten Sie sich eine wichtige Frage stellen: Bin ich ein Zeitarbeits-Typ?

  • Ist Ihnen Flexibilität wichtig? Bei der Zeitarbeit haben Sie die Möglichkeit, unterschiedliche Unternehmen kennenzulernen und sich auszuprobieren.
  • Mögen Sie Veränderungen? Wechselnde Teams, wechselnde Tätigkeitsbereiche, wechselnde Vorgesetzte. Wer als Zeitarbeiter tätig ist, muss sich häufig auf Neues einstellen.
  • Sind Sie offen und lernbereit? Jeder neue Job kann nur dann gelingen, wenn Sie sich darauf einlassen und bereit dazu sind, sich weiterzubilden und Ihre Fähigkeiten auszubauen.

Augen auf: Fallen Sie nicht auf schwarze Schafe rein

Allerdings sollten Sie einiges beachten, damit der Weg in die Personalüberlassung tatsächlich eine Chance ist.

Wichtig ist es, dass Sie sich für eine Zeitarbeitsfirma entscheiden, die zu Ihren eigenen Bedürfnissen und Vorstellungen passt.

Schauen Sie darum genau hin:

  • Schließt die Zeitarbeitsfirma mit Ihnen einen schriftlichen Vertrag, in dem festgehalten ist, in welchem Beruf Sie für die Firma eingesetzt werden, an welchem Ort Sie arbeiten und wie hoch die Bezahlung ist?
  • Werden Überstunden registriert und bezahlt oder in Form eines Freizeitausgleiches abgegolten?
  • Werden notwendige Schulungen und Seminare angeboten und die Kosten hierfür durch die Zeitarbeitsfirma übernommen?
  • Wird Ihnen – wenn nötig – Arbeitskleidung gestellt?

Beachten Sie: Seriöse Zeitarbeitsfirmen verlangen von Ihnen keine kostenlosen Probearbeitszeiten.

Ist Ihnen etwas unklar? Fragen Sie in jedem Fall bei der Firma nach!

Gleiches Recht für alle: arbeits- und sozialrechtliche Regeln

Als Zeitarbeiter gelten für Sie die gleichen Rechte und Pflichten wie für Beschäftigte in einem herkömmlichen Arbeitsverhältnis.

  • Im Krankheitsfall haben Sie Anspruch auf eine Lohnfortzahlung.
  • Sie haben einen gesetzlichen Urlaubsanspruch.
  • Für Sie gilt der rechtliche Kündigungsschutz.
  • Es gilt der gesetzliche Arbeitsschutz.
  • Es handelt sich in der Regel um sozialversicherungspflichtige Arbeitsverhältnisse.

Grundsätzlich kann die Zeitarbeit also eine Chance sein. Und sie kann den Weg in das Berufsleben ebnen. Dennoch: Die Bedingungen müssen stimmen. Aber wer bei der Wahl der Zeitarbeitsfirma die Augen offen hält und seine Rechte kennt, kann nachhaltig profitieren.

Text: Daniela Lukaßen


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Veröffentlicht
08.06.2016