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Müssten Sie nicht noch mehr Bewerbungen schreiben? Aber Ihnen fallen 1000 Ausreden ein? Dann folgen Sie diesen Tipps und trainieren Sie Ihre Willenskraft.
Noch eine Folge der Lieblingsserie schauen, eine frühlingsfrische Radtour starten, oder sich mit dem Nachbarn beim Kaffee festplaudern: Es gibt viele Dinge, die wir einer Bewerbung vorziehen würden. Aber woran liegt es, dass die einen ihre Pläne erfolgreich in Taten umsetzen – und andere nicht? Das Stichwort lautet: Willenskraft, oder „Volition“ wie Psychologen und Forscher sie nennen.
„Volition bezeichnet die Fähigkeit, Motive und Absichten in Ergebnisse umzuwandeln. Kurz gesagt bezeichnet Volition die Umsetzungskompetenz“, erklärt Willensbildungscoach Markus Feistritzer, der gemeinsam mit Christoph Edenhauser die Unternehmensberatung Voon Management in Salzburg leitet. Nun verfügen jedoch nicht alle Menschen über das gleiche Maß an Willenskraft. Die einen sind mit mehr, die anderen mit weniger ausgestattet. Vor allem in der Führungsebene finden sich laut Studien vermehrt Persönlichkeiten mit einem hohen Maß an Willenskraft. Sie verfügen, wie eine Forschungsgruppe der Technischen Hochschule Mittelhessen herausfand, über hohes Selbstvertrauen, planen vorausschauend und fokussieren sich auf das Wesentliche. Diese und weitere Fähigkeiten bilden das Grundgerüst für eine hohe Umsetzungskompetenz, mit denen sich erfolgreich Pläne in Taten umsetzen lassen. Sie wollen ebenso umsetzungsstark sein? Dann trainieren Sie Ihre Willenskraft wie einen Muskel. Entwickeln Sie Ziele und Perspektiven, um sich ausschließlich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Immerhin sind Ablenkungen der größte Feind auf dem Weg zum neuen Job. „Schieben sie alle Aufgaben, die nicht Teil des Bewerbungsprozesses sind, bewusst zur Seite. Verantwortung für eine Aufgabe zu übernehmen heißt auch, andere Aufgaben liegen zu lassen“, betont Feistritzer. Und sollte es Ihre erste Bewerbung sein, ist dies ebenfalls kein Grund, den Kopf in den Sand zu stecken. „Gehen Sie strukturiert vor und teilen Sie sich den Bewerbungsprozess so auf, dass Sie sich den nächsten Schritt auch zutrauen“, rät der Willensbildungscoach. Auch wer sich mit negativen Gefühlen an die Bewerbung setzt, gibt meist schneller auf. Der Experte rät: „Erzeugen sie stattdessen eine positive Stimmung – Sie sind nicht arbeitslos, sondern jobsuchend!“ Ebenso spiele auch die mitmenschliche Komponente eine wichtige Rolle, um beim Bewerbungsmarathon zielstrebig am Ball zu bleiben. „Holen Sie sich Feedback aus Ihrem persönlichen Umfeld, so erarbeiten Sie sich Respekt und stärken Ihre Selbstwirksamkeitsüberzeugung.“ Hilfreich sei auch, sich auf Unvorhergesehenes vorzubereiten und bereits in der Planung zu überlegen, wie man mit Rückschlägen umgehen wolle. Sehen Sie in einer Jobabsage doch einfach einen kleinen Mehrwert, schließlich können wir aus Fehlern lernen – und es das nächste Mal einfach besser machen.
Aber Vorsicht: Willenskraft ist nicht unendlich. „Sie ist schnell aufbrauchbar“, erklärt Professor Hugo M. Kehr, Motivationsforscher und Inhaber des Lehrstuhls für Psychologie an der Technischen Universität München. Erst recht, wenn wir gegen uns selbst ankämpfen, wird es uns schwer fallen, unsere Bewerbungspläne in Taten umzusetzen. Ein Beispiel: Sie schreiben eine Bewerbung für einen Großkonzern, sehnen sich im Grunde aber nach einer Zukunft als freier Künstler. Durch diesen inneren Konflikt müssen Sie viel Willenskraft aufbringen, um das Anschreiben überhaupt fertigzustellen. Nach einigen Monaten, in denen Sie entgegen Ihrer inneren Motive und Emotionen gehandelt haben, wird Ihre Willenskraft nachlassen. „Willenskraft verbraucht sich, wenn Sie keine Motivation erleben“, betont Kehr, der das „3K-Modell“ entwickelt hat, das auf den drei Komponenten Kopf (rationale Absichten), Bauch (Emotionen) und Hand (Fähigkeiten, Wissen und Erfahrung) basiert. Der Grundgedanke: Wenn Kopf und Bauch harmonieren, sind wir allein von innen heraus stark genug motiviert, um unsere Aufgaben erfolgreich zu meistern. Forscher nennen diesen Zustand „intrinsische Motivation“. Läuft aber nur eine dieser Komponenten aus dem Ruder und sind wir nicht mit Spaß bei der Sache, müssen wir unsere Willenskraft aktivieren um voranzukommen. „Allein nur zu wissen, dass Sie für den neuen Job die passenden Fähigkeiten mitbringen, reicht nicht. Sie müssen auch emotional überzeugt sein“, sagt Kehr.
Doch was nützt die volle Überzeugung, wenn eine Job-Absage die nächste jagt? Schnell kommt Unlust auf – und Sie stürzen in ein tiefes Motivationsloch. Mobilisieren Sie Ihre Willenskraft, indem Sie Visionen erzeugen. Der Psychologe rät: „Stellen Sie sich die Zukunft vor und entwickeln Sie ein positives Bild von Ihrem neuen Arbeitsplatz.“ Sehen Sie sich zum Beispiel zufrieden an Ihrem Schreibtisch sitzen, während Sie trotz Zeitdruck und Stress hochkomplexe Projekte spielend meistern. Oder stellen Sie sich vor, Sie sind Teil eines Teams aus freundlichen Kollegen. Das alles kann Ihnen helfen, den Bewerbungsmarathon besser durchzuhalten. „Mental angeregte Bilder haben sogar die Kraft, einen soweit zu motivieren, dass wir bereit sind, Rückschläge besser anzunehmen oder Durststrecken länger durchzuhalten“, erklärt Kehr. Und im Idealfall: wird die Vision vom Traumjob am Ende tatsächlich Wirklichkeit. Text: Sonja Schmidt
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Veröffentlicht
05.04.2017