Wecker vor gelbem Hintergrund © Nora Carol Photography / Getty Images

© Nora Carol Photography / Getty Images

Die Vier-Tage-Woche: Tipps für eine bessere Work-Life-Balance

In einer Welt, die von ständiger Verfügbarkeit und zunehmendem Arbeitsdruck geprägt ist, suchen immer mehr Menschen nach Möglichkeiten, ihre Work-Life-Balance zu verbessern. Eine Lösung, die immer mehr an Bedeutung gewinnt, ist die Vier-Tage-Woche. Dieses innovative Arbeitszeitmodell verspricht mehr Freizeit und Flexibilität, ohne den Umstieg auf Teilzeit. In diesem Artikel untersuchen wir, wie die Vier-Tage-Woche funktioniert, wer sie in Anspruch nehmen kann und wie sie erfolgreich in den Arbeitsalltag integriert werden kann.


Die Vier-Tage-Woche verspricht eine verbesserte Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben. Erstaunlicherweise kann dieses Arbeitszeitmodell ohne den Umstieg auf Teilzeit verwirklicht werden.

Für Vollzeitbeschäftigte ist die Abwicklung persönlicher Angelegenheiten wie Einkaufen, Arztbesuche oder Freizeitaktivitäten häufig auf die Morgen- und Abendstunden oder das Wochenende beschränkt. Stellen Sie sich vor, wie viel einfacher es wäre, wenn die Arbeitswoche bereits nach vier Tagen endet?

Eine Studie des Marktforschungsinstituts Toluna im Auftrag des Personaldienstleisters Manpower zeigt, dass dieses Modell für viele attraktiv ist. Mehr als die Hälfte der Befragten (55 Prozent) wären bereit, finanzielle Einbußen für eine Vier-Tage-Woche hinzunehmen.

"Die Ergebnisse zeigen, dass eine Arbeitszeitverkürzung bei den meisten Arbeitnehmern einen erheblichen positiven Einfluss auf ihre Zufriedenheit, Motivation und Work-Life-Balance hat", sagt die Wiener Psychologin Anna Arlinghaus, die seit über einem Jahrzehnt zur Arbeitszeitgestaltung forscht.

Zwei Wege zur Vier-Tage-Woche: Mehr Arbeitsstunden pro Tag oder weniger Gehalt

Das übliche Modell für die Vier-Tage-Woche ist Teilzeit, bei der die Arbeitszeit auf 80 Prozent reduziert wird. Mitarbeiter, die seit mindestens sechs Monaten in einem Unternehmen mit mehr als 15 Mitarbeitern tätig sind, haben einen gesetzlichen Anspruch auf Teilzeit, es sei denn, es gibt betriebliche Gründe, die dagegen sprechen. Die genaue Verteilung der Arbeitsstunden auf die Wochentage ist jedoch Gegenstand der Vereinbarung mit dem Arbeitgeber.

Die Vier-Tage-Woche kann auch bei gleichbleibender Arbeitszeit umgesetzt werden, indem die Arbeitsstunden auf weniger Tage verteilt werden. Das Arbeitszeitgesetz erlaubt bis zu zehn Arbeitsstunden pro Tag, solange innerhalb von sechs Monaten oder 24 Wochen im Durchschnitt nicht mehr als acht Stunden pro Werktag (Montag bis Samstag) gearbeitet wird.

Digital erzeugtes Bild eines netzstrukturierten transparenten Datengehirns aus goldenen Drähten mit leuchtend blauen Rändern vor lila Hintergrund. © Andrey Onufriyenko / Getty Images
Wird meine Arbeit bald überflüssig? Eine berechtigte Frage, wenn Künstliche Intelligenz inzwischen Essays auf Hochschulniveau schreibt oder Fehler im Programmcode findet. Was Experten voraussagen. 

Die Vier-Tage-Woche als Möglichkeit auch im Handwerk

Ein Beispiel für die praktische Umsetzung dieses Modells bietet eine Fensterfirma in Geilenkirchen, Nordrhein-Westfalen. Seit einigen Monaten arbeiten die Monteure des Unternehmens nur noch von Montag bis Donnerstag bei gleicher Wochenarbeitszeit. Geschäftsführerin Meike Knaut berichtet, dass dieses Modell im Handwerk eher ungewöhnlich ist, sich aber für alle Beteiligten als vorteilhaft erwiesen hat.

Die Mitarbeiter schätzen den zusätzlichen freien Tag, der ihnen mehr Zeit für persönliche Erledigungen und Familienaktivitäten bietet. "Für die Kunden ist es ein Vorteil, dass die Arbeit bereits nach vier Tagen abgeschlossen ist und sie auch spätere Termine am Nachmittag vereinbaren können", sagt Knaut. Andere Handwerksbetriebe, auch solche, die zunächst skeptisch waren, haben Interesse an dem Modell gezeigt, selbst solche, die anfangs skeptisch waren, berichtet Knaut.

Individuelle Gestaltung der Arbeitsblöcke

Es gibt keinen allgemeingültigen Leitfaden für die ideale Planung einer Vier-Tage-Woche. "Das passende Modell hängt von den individuellen Bedürfnissen und der Motivation ab, sich für die Vier-Tage-Woche zu entscheiden", sagt die Münchner Karriereberaterin Ann Krombholz. Eine Option ist es, vier aufeinanderfolgende Arbeitstage zu haben, um das Wochenende zu verlängern. Wenn jedoch das Ziel ist, die Arbeitsbelastung zu reduzieren, könnte eine Aufteilung der Arbeit in zwei Blöcke à zwei Tagen mit einem freien Tag dazwischen besser geeignet sein.

Eine Umstrukturierung der Arbeit ist dabei fast immer notwendig: "Es sollte nicht darum gehen, die gleichen Aufgaben in weniger Zeit zu erledigen", sagt Arbeitszeitforscherin Arlinghaus. Manche Aufgaben können automatisiert oder ausgelagert werden, und eine Analyse der Arbeitsprozesse kann unnötige Zeitverschwender aufdecken. Arlinghaus rät auch dazu, aktiv nach Partnern zu suchen, mit denen man sich die Aufgaben teilen kann.

Zusätzlich könnte es sinnvoll sein, den Arbeitsplatz so zu gestalten, dass er zu den veränderten Arbeitszeiten passt. Dazu gehört möglicherweise eine verbesserte Technologieausstattung, um effizienter arbeiten zu können, oder auch eine flexiblere Gestaltung des Arbeitsplatzes, um die neuen Arbeitszeiten zu unterstützen.


 

Veröffentlicht
02.06.2023