5 Wecker auf orangefarbenem Hintergrund © akinbostanci / Getty Images

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Vier-Tage-Woche aushandeln? Wann und wie das möglich ist

Nur vier Tage pro Woche arbeiten und dafür ein verlängertes Wochenende haben – das klingt in den Ohren vieler Arbeitnehmer in Deutschland wie ein Traum. Doch er wird in immer mehr Unternehmen zur realistischen Option, wenn Du richtig verhandelst.


Die Vier-Tage-Woche ist ein Konzept, das nun bereits seit längerer Zeit durch die Medien geistert und zunehmend an Beliebtheit gewinnt. Es kann verschiedene Formen annehmen, zum Beispiel nur vier Tage pro Woche zu arbeiten bei gleicher Stundenzahl und demselben Gehalt. Oder aber Du wünschst Dir ein „Downshifting“, sprich weniger zu arbeiten und dafür finanzielle Einbußen in Kauf zu nehmen. Wenn Du also mit der Vier-Tage-Woche liebäugelst, ist es wichtig, Dir erst einmal ein konkretes Modell zu überlegen, das für Dich persönlich den Idealfall darstellen würde. So kannst Du mit einem konkreten Vorschlag auf Deinen Arbeitgeber zugehen.

Auf die richtigen Argumente kommt es an

Wenn Du eine Vier-Tage-Woche aushandeln möchtest, führt also nichts an einem persönlichen Gespräch mit dem beziehungsweise den Verantwortlichen vorbei. Wichtig ist jedoch, dafür einerseits den richtigen Zeitpunkt abzuwarten, wenn Du beispielsweise gerade durch besondere Leistungen geglänzt hast, wenn im Unternehmen gerade weniger zu tun ist oder wenn einige Kollegen eine entsprechende Regelung ausgehandelt haben. Frage Dich also, wann der perfekte Zeitpunkt ist, sodass Du Dich von Vornherein in einer guten Verhandlungsposition befindest. Andererseits sind die richtigen Argumente das A und O, um verhandlungssicher aufzutreten und Dein Gegenüber zu überzeugen. Beliebte Gründe sind zum Beispiel

  • die Förderung beziehungsweise der Schutz Deiner Gesundheit durch eine bessere Work-Life-Balance.
  • mehr Motivation sowie Leistungsfähigkeit durch das Plus an Freizeit.
  • zusätzliche Zeit für Deine Familie, ohne den Arbeitgeber wechseln zu müssen.
  • bessere Arbeitsleistungen durch mehr Flexibilität.
  • weniger Fehltage, weil wichtige Termine & Co an freien Tage wahrgenommen werden können.
  • Zeit für eine langersehnte Fort- oder Weiterbildung, von der auch das Unternehmen profitiert.

Damit ist die Liste an Ideen noch lange nicht zu Ende. Wichtig ist, dass Du dabei authentisch bleibst, sprich Deine ehrlichen Gründe für den Wunsch nach einer Vier-Tage-Woche darlegst. Verzichte auf jegliche Drohungen, wie das Unternehmen zu verlassen, und betone stattdessen, dass Du langfristig in dem Job bleiben sowie darin Höchstleistungen erbringen willst – und wie das Deiner Meinung nach am besten funktioniert. 

Kompromissbereit sein und eine Testphase starten

Übrigens: Es lohnt sich, vor der Verhandlung erst einmal einen Blick in Deinen Arbeitsvertrag sowie auf die rechtlichen Rahmenbedingungen zu werfen, die für Deinen Arbeitsplatz gelten. Manchmal hast Du sogar das Recht auf eine Arbeitszeitverkürzung oder auf die flexible Einteilung der Zeit vor Ort – manchmal ist die Vier-Tage-Woche hingegen von Vornherein ausgeschlossen. Prüfe daher, was in Deinem individuellen Fall möglich ist und ob es gegebenenfalls Alternativen wie den fünften Arbeitstag im Homeoffice gibt. Indem Du realistisch und kompromissbereit bleibst, findet sich in den allermeisten Fällen eine Lösung, die für beide Seiten in Ordnung ist. 

Mache daher zwar konkrete Vorschläge, aber lasse Dich auch auf Vorschläge der Gegenseite ein – und starte daraufhin eine Testphase. So kannst Du beweisen, dass das Konzept funktioniert und Du beispielsweise trotzdem gute Leistungen erbringst, vielleicht sogar noch besser als zuvor. Indem Du also dem Arbeitgeber beweist, dass die Vier-Tage-Woche für ihn ebenfalls mehr Vorteile als Nachteile bringt, stehen Deine Chancen auf ein „Ja“ gut. So lässt sich eine individuelle Vereinbarung finden, die optimal zu Deiner persönlichen sowie beruflichen Situation passt. Mache Dir aber auch die zukünftigen Konsequenzen bewusst: Eine Vier-Tage-Woche kann – vor allem bei verkürzter Arbeitszeit – ein Hindernis für zukünftige Karriereschritte wie eine Beförderung in eine Führungsposition bedeuten. Wäge daher auch ab, ob sich dieser Wunsch mit Deinen mittel- bis langfristigen Karrierezielen vereinbaren lässt…und wie?!

Fazit

Eine Garantie, dass Dir die Vier-Tage-Woche bewilligt wird, gibt es nicht. Trotzdem lohnt sich ein Blick auf die rechtlichen Rahmenbedingungen und die Frage, wie Du diese so ausschöpfen kannst, dass sich für Dich und den Arbeitgeber gleichermaßen eine gute Lösung ergibt. Mit den richtigen Argumenten, etwas Verhandlungsgeschick sowie Engagement, um zu beweisen, dass die Vier-Tage-Woche funktioniert, kannst Du sie dann in den allermeisten Fällen erreichen. Ansonsten lohnt sich gegebenenfalls ein Arbeitgeberwechsel oder eine berufliche Neuorientierung, eben passend zu Deinen individuellen Karrierezielen. Diese zu analysieren und Deine Arbeitszeiten entsprechend zu gestalten, ist somit der erste Schritt in Richtung einer guten Work-Life-Balance ohne Karrierenachteile. Viel Erfolg!

Veröffentlicht
27.02.2024

Author:in
Mirijam Merkoffer