Topsharing: Was versteht man darunter?
Topsharing meint, dass sich Führungskräfte den Vorgesetztenposten teilen – und zwar im Hinblick auf Arbeitszeit und Verantwortung. Mitarbeiter haben damit nicht nur einen Chef, sondern gleich zwei.
Während Jobsharing, also ein geteilter Arbeitsplatz ohne Führungsverantwortung, immer öfter in Unternehmen praktiziert wird, ist Topsharing in Deutschland noch die Ausnahme. Andere Länder, wie beispielsweise Großbritannien oder Skandinavien, sind in dieser Hinsicht bereits weiter.
Das Prinzip des geteilten Chefsessels ist auch unter folgenden Namen bekannt:
- Joint Leadership
- Shared Leadership
- Jobtandem
- Tandemploy
Hinter dem Topsharing steckt eine gute Idee: Auch Mitarbeiter in Führungspositionen sollen eine bessere Work-Life-Balance und mehr Zeit für Familie haben und das ohne einen Karriereknick befürchten zu müssen. Denn ihre Arbeit als Manager können sie immer noch machen – aber eben in Teilzeit.
Einige Personen neigen zu generalisierten Schuldgefühlen: Andauernd nagt das schlechte Gewissen an ihnen und redet ihnen ein, sie blieben hinter den Erwartungen zurück. XING Insiderin Ragnhild Struss liefert hier mögliche Lösungsansätze.
Welche Vorteile hat Topsharing?
Die Möglichkeit, sich die Verantwortung mit einem Kollegen zu teilen, hat für Führungskräfte einige Vorteile. Den wohl offensichtlichsten, nämlich die bessere Work-Life-Balance, haben wir bereits angesprochen.
Daneben gibt es aber noch weitere Pluspunkte, die eindeutig für das Topsharing sprechen:
- Mehr Flexibilität: Kurzfristige Entscheidungen können schneller getroffen werden, da in der Regel eine der beiden Führungskräfte im Unternehmen oder zumindest erreichbar ist. Denn nur in Ausnahmefällen sind beide gleichzeitig im Urlaub oder fallen wegen Krankheit aus.
- Sich verstärkende Effekte: Die Arbeit wird nicht nur aufgeteilt, sondern beide Führungskräfte ergänzen sich gegenseitig. So kommt es zu Synergieeffekten, die einen positiven Einfluss auf das gesamte Projekt oder gar Unternehmen haben können.
- Entlastung der einzelnen Führungskraft: Auch die Gesundheit profitiert davon, wenn sich zwei Personen einen Job teilen. Vor allem stressige Deadlines können besser und mit weniger Druck für die einzelne Führungskraft eingehalten werden. Die Gefahr eines Burnouts oder anderer stressbedingter Gesundheitsschäden sinkt damit.
- Echte Teilzeit: Mitarbeiter, die in einem klassischen Teilzeitmodell arbeiten berichten häufig, dass sie zwar früher den Arbeitsplatz verlassen als ihre Kollegen in Vollzeit, das aber nicht zwingend bedeutet, dass beispielsweise um 15 Uhr die Arbeit auch wirklich erledigt ist. Nicht selten werden am Abend noch Mails geschrieben oder Besprechungen vorbereitet. Beim Topsharing bedeutet die Teilzeit dagegen echte Teilzeit, denn hier bleibt keine Arbeit liegen, sondern wird von dem Tandempartner erledigt – eine echte Erleichterung für beide Führungskräfte.
- Weniger Fehleranfälligkeit: Vier Augen sehen mehr als zwei – das gilt eben auch beim Topsharing. Wenn sich zwei Verantwortliche eine Aufgabe teilen, werden Fehler schneller entdeckt.
Wie kann Topsharing durchgeführt werden?
Wenn Topsharing gelingen soll, muss nicht nur im Unternehmen die Bereitschaft vorhanden sein, flexible Arbeitszeitmodelle durchzuführen – bis hin zum geteilten Chefsessel. Die beiden Führungskräfte, die Topsharing versuchen möchten, sollten ebenfalls bestimmte Voraussetzungen mitbringen:
- Gleiches Führungsverständnis: Die Topsharer müssen an einem Strang ziehen, damit die Aufgaben bestmöglich erledigt werden. Stehen beide in Konkurrenz zueinander, könnte der geteilte Posten dazu missbraucht werden, den jeweils anderen zu übertrumpfen. Langfristig führt das zu Problemen – auch im gesamten Team oder Unternehmen.
- Strukturierte Übergabe: Natürlich müssen sich beide Jobsharer untereinander absprechen und Aufgaben übergeben. Da Beide im Thema sind und die Arbeitsabläufe kennen, funktioniert das meist ohne größere Probleme. Trotzdem müssen sich beide Führungskräfte an gewisse Strukturen und Abläufe halten, damit keine wichtigen Punkte vergessen werden.
- Vorteile anerkennen: Auch wenn sich beide Partner ihre Aufgaben vollkommen paritätisch teilen und Entscheidungen gemeinsam treffen, sind es immer noch zwei verschiedene Personen. So bleibt es auch nicht aus, dass hin und wieder eine der beiden eine bessere Idee oder effektiveren Lösungsvorschlag hat als die andere. Topsharing gelingt dann, wenn beide Akteure das neidlos anerkennen.
Wie überzeuge ich meinen Arbeitgeber vom Shared Leadership?
Für Mitarbeiter hat das Topsharing-Modell einige Vorteile. Auf der anderen Seite profitieren aber auch Arbeitgeber davon, wenn sie den Arbeitsalltag ihrer Führungskräfte flexibler gestalten. Die Vorteile für Arbeitgeber sind starke Argumente, die Sie nutzen können, wenn Sie ihren Arbeitgeber vom Topsharing überzeugen möchten:
- Teilzeitkräfte arbeiten produktiver: Mittlerweile gibt es kaum mehr einen Zweifel daran, dass Teilzeitkräfte in der Regel produktiver sind als ihre Kollegen in Vollzeit. Das liegt unter anderem an der begrenzten Zeit, die sie zur Verfügung haben, um die Aufgaben zu erledigen. Kommen nun zwei Mitarbeiter in Teilzeit zusammen, die sich die Aufgaben teilen, wird daher mehr erledigt als von einem Mitarbeiter, der allein für die Stelle verantwortlich ist.
- Tandem performt besser: Ein gut eingespieltes Team löst Aufgaben schneller und kommt zu innovativeren Ergebnissen. Das hängt letztlich auch damit zusammen, dass sich beide Topsharer (im Idealfall) ergänzen und gegenseitig befruchten.
- Unternehmen wird als Arbeitgeber attraktiver: Für Arbeitgeber ist Topsharing ein wichtiger Vorteil im sogenannten war of talents. Wer die heißbegehrten Fach- und Führungskräfte für sich begeistern will, muss eben etwas bieten – geteilte Führungsverantwortung zum Beispiel.
- Topsharer vertreten sich kompetent: Ist eine der Führungskräfte im Urlaub oder fällt wegen Krankheit aus, springt der zweite Topsharer ein. Das ganze sogar ohne Reibungsverluste, schließlich weiß die eine Hälfte stets, was die andere macht.