Rote Wärmflasche vor grünem Hintergrund © Elizabeth Fernandez / Getty Images

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Krank und gekündigt? So schützt Du Deine Rechte!

Krank zu sein ist schon hart genug, aber was passiert, wenn du deswegen deinen Job verlierst? In diesem Artikel erfährst du, wann eine Kündigung wegen Krankheit zulässig ist, was du während der Probezeit beachten musst und welche Schritte du nach einer krankheitsbedingten Kündigung unternehmen solltest. Bleib informiert und schütze deine Rechte!


Wenn du krank bist, kann das viele Fragen aufwerfen, insbesondere in Bezug auf deine Arbeit. Eine der häufigsten Fragen ist, ob dein Arbeitgeber dich aufgrund deiner Krankheit kündigen kann. In diesem Artikel werden wir diese Frage ausführlich beantworten und dir dabei helfen, deine Rechte zu verstehen.

Wann ist eine Kündigung wegen Krankheit möglich?

Eine Kündigung aufgrund von Krankheit ist nicht immer möglich und es gibt bestimmte Kriterien, die erfüllt sein müssen. Diese Kriterien sind in drei Stufen unterteilt:

1. Negative Prognose

Die erste Stufe betrifft die Gesundheitsprognose. Dein Arbeitgeber muss eine Prognose erstellen, die zeigt, dass auch in Zukunft erhebliche Ausfälle zu erwarten sind. Dies basiert auf deiner Krankheitsgeschichte und der erwarteten Entwicklung deiner Gesundheit.

Zum Beispiel, wenn du eine chronische Krankheit hast, die regelmäßig zu Ausfällen führt, könnte dies eine negative Prognose rechtfertigen. Andererseits, wenn du eine einmalige Krankheit hattest, die nicht erwartet wird, sich zu wiederholen, könnte dies gegen eine negative Prognose sprechen.

2. Kein milderes Mittel

Die zweite Stufe betrifft die Möglichkeit, dich auf einem anderen Arbeitsplatz einzusetzen. Eine Kündigung ist nur möglich, wenn dein Arbeitgeber dich nicht auf einem anderen Arbeitsplatz einsetzen kann. Dies ist besonders relevant, wenn du aufgrund deiner Krankheit nicht mehr in der Lage bist, deine bisherige Arbeit auszuführen.

Zum Beispiel, wenn du eine körperliche Arbeit machst und aufgrund einer Krankheit nicht mehr in der Lage bist, diese Arbeit auszuführen, könnte dein Arbeitgeber prüfen, ob es möglich ist, dich in einer weniger körperlich anstrengenden Position einzusetzen. Wenn dies nicht möglich ist, könnte dies eine Kündigung rechtfertigen.

3. Interessenabwägung

Die dritte Stufe betrifft die Abwägung der Interessen von dir und deinem Arbeitgeber. Die Kündigung ist nur zulässig, wenn dein Arbeitgeber dir die Weiterbeschäftigung nicht mehr zumuten kann.

Bei dieser Interessenabwägung spielen viele Faktoren eine Rolle. Dazu zählen die Dauer deiner Betriebszugehörigkeit, dein Alter, deine Anwesenheitsquote vor der Erkrankung, deine Unterhaltspflichten und deine Chancen auf dem Arbeitsmarkt. Auf der anderen Seite stehen die wirtschaftlichen Interessen des Arbeitgebers, einschließlich der Kosten für die Fortzahlung des Gehalts während der Krankheit und der Notwendigkeit der Planungssicherheit.

Was passiert während der Probezeit?

Die Probezeit ist eine Phase zu Beginn des Arbeitsverhältnisses, in der sowohl der Arbeitgeber als auch der Arbeitnehmer die Möglichkeit haben, das Arbeitsverhältnis mit einer kürzeren Kündigungsfrist zu beenden. Diese Phase dient dazu, die Eignung des Arbeitnehmers für die Position zu überprüfen.

Während der Probezeit kann dein Arbeitgeber in der Regel ohne Grund kündigen. Dies liegt daran, dass das Kündigungsschutzgesetz, das Arbeitnehmer vor ungerechtfertigten Kündigungen schützt, erst nach einer Wartezeit von sechs Monaten anwendbar ist. Das bedeutet, dass dein Arbeitgeber während der Probezeit nicht die gleichen strengen Kriterien erfüllen muss, die für eine Kündigung nach Ablauf der Probezeit gelten.

Allerdings bedeutet dies nicht, dass dein Arbeitgeber dich während der Probezeit willkürlich oder aus diskriminierenden Gründen kündigen kann. Trotz der Lockerung des Kündigungsschutzes während der Probezeit, sind Kündigungen, die auf diskriminierenden Gründen basieren, wie zum Beispiel Geschlecht, Alter, Rasse, Religion oder Behinderung, nach dem Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetz (AGG) immer noch illegal.

Darüber hinaus kann eine Kündigung während der Probezeit auch dann als missbräuchlich angesehen werden, wenn sie aus Gründen ausgesprochen wird, die nichts mit der Leistung oder dem Verhalten des Arbeitnehmers zu tun haben. Zum Beispiel wäre es wahrscheinlich missbräuchlich, einen Arbeitnehmer zu kündigen, nur weil er während der Probezeit krank wird.

Was solltest du nach einer krankheitsbedingten Kündigung tun?

Eine krankheitsbedingte Kündigung kann eine sehr belastende Erfahrung sein. Es ist wichtig, dass du weißt, welche Schritte du unternehmen kannst, um deine Rechte zu schützen.

1. Kündigung überprüfen lassen

Der erste Schritt, den du unternehmen solltest, wenn du eine Kündigung wegen Krankheit erhältst, ist, diese von einem Fachanwalt für Arbeitsrecht überprüfen zu lassen. Ein Fachanwalt kann die Kündigung auf ihre Rechtmäßigkeit hin überprüfen und dir helfen zu verstehen, welche Optionen du hast.

Es ist wichtig zu beachten, dass eine krankheitsbedingte Kündigung nur unter bestimmten Bedingungen zulässig ist. Dein Anwalt kann prüfen, ob diese Bedingungen in deinem Fall erfüllt sind und ob dein Arbeitgeber alle notwendigen Schritte unternommen hat, bevor er die Kündigung ausgesprochen hat.

2. Kündigungsschutzklage einreichen

Wenn du glaubst, dass die Kündigung ungerechtfertigt ist, hast du das Recht, eine Kündigungsschutzklage einzureichen. Dies muss jedoch innerhalb von drei Wochen nach Erhalt der Kündigung geschehen. Wenn du diese Frist verpasst, wird die Kündigung in der Regel als wirksam angesehen, auch wenn sie eigentlich ungerechtfertigt war.

Eine Kündigungsschutzklage kann dazu führen, dass das Arbeitsgericht die Kündigung für unwirksam erklärt und dein Arbeitgeber gezwungen wird, dich weiter zu beschäftigen. Alternativ kann das Gericht auch eine Abfindung festlegen, die dein Arbeitgeber dir zahlen muss.

3. Unterstützung suchen

Neben der rechtlichen Unterstützung kann es auch hilfreich sein, psychologische Unterstützung zu suchen, insbesondere wenn die Kündigung eine erhebliche Belastung für dich darstellt. Es gibt viele Organisationen, die Unterstützung und Beratung für Menschen in deiner Situation anbieten.

Frau, die eine Ansage durch ein Megaphon macht © We Are / Getty Images
Stehst Du vor einer unerwarteten Kündigung und weißt nicht, was Du tun sollst? Keine Panik! 

Fazit

Eine Kündigung wegen Krankheit ist möglich, aber es gibt viele Faktoren, die berücksichtigt werden müssen. Wenn du dich in dieser Situation befindest, ist es wichtig, dass du deine Rechte kennst und professionelle Hilfe in Anspruch nimmst.

Veröffentlicht
03.07.2023