Die Gehaltsfrage ist gerade als Berufseinsteiger oft knifflig. Wir sagen Ihnen, wie Sie mit den richtigen Informationen in die Gehaltsverhandlungen gehen - und welche Argumente Sie für das Gespräch parat haben sollten.
Über Geld spricht man nicht – leider gilt das in Deutschland immer noch bei vielen. Das macht es schwierig zu bestimmen, wo Sie bei Ihren Gehaltsvorstellungen überhaupt ansetzen können. Im Durchschnitt – also über alle Berufe und Qualifizierungen hinweg – verdient ein Arbeitnehmer in Deutschland aktuell etwa 3.500 Euro im Monat. Davon gehen aber noch Steuern und Versicherungen ab. Diese Faktoren sorgen für den Unterschied - und lassen Ihnen die Wahl:
29.07.2015 - Ihre Qualifikation, die Branche und die Unternehmensgröße gehören zu den Basics für eine erfolgreiche Gehaltsverhandlung
- Sammeln Sie Informationen: Tarifverträge und gute Recherche bieten Anhaltspunkte für faire Entlohnung
- Ja nicht einschüchtern lassen: Gesundes Selbstbewusstsein und gute Argumente können beim Gehaltspoker den Ausschlag geben
- Vereinbaren Sie Extras: Dienstwagen, Fahrtkosten, Fortbildung und freiwillige Zusatzleistungen bieten sich dafür an
- Qualifikation: Wenn Sie eine Ausbildung absolvieren, verdienen Sie vom ersten Tag an Geld. Ohne weitere Qualifikation kann aber irgendwann Schluss sein mit den Gehaltssprüngen. Studien zeigen, dass sich Studienabschlüsse für Sie auszahlen. Denken Sie daran, dass es keine Entweder-Oder-Entscheidung sein muss: Sie können auch nach dem ersten Jahren im Beruf noch studieren. Oder visieren von Anfang an ein Duales Studium an.
- Branche: Wenn Ihnen die Höhe des Gehalts wichtig ist: Schauen Sie sich gut um! Einige Branchen zahlen deutlich besser als andere. In der Pharma- und Chemiebranche etwa sind die Gehälter in Deutschland traditionell sehr hoch, ähnliches gilt für die Finanzindustrie oder die Beratung. Im Einzelhandel, Bildungs- oder Gesundheitswesen wird dagegen weniger gezahlt. Jetzt kommt es auf Sie an: Welche Kriterien zählen noch für Ihre Entscheidung? Überlegen Sie gut, wo Sie Ihre berufliche Erfüllung finden. Dann kann es sich für Ihr Wohlbefinden durchaus lohnen, auf den einen oder anderen Euro zu verzichten.
- Unternehmensgröße: Als Faustregel gilt: Je größer ein Unternehmer, desto besser ist in vielen Fällen auch die Bezahlung. Aber Achtung: Das gilt keineswegs immer. In kleineren Unternehmen werden Sie vielleicht gerade wegen Ihres Profils gebraucht – das spiegelt sich dann auch am Verdienst wider. Und wenn Sie sich dort bewähren, steigen Sie in der Hierarchie und der Gehaltstabelle vielleicht schneller und unbürokratischer auf, als in Konzernstrukturen.
- Beschäftigungsform: Klarer Fall: Wenn Sie nur neben dem Studium oder in Teilzeit jobben, verdienen Sie weniger, als in einem Vollzeitjob. Allerdings müssen Sie – etwa bei 450-Euro-Jobs – auch keine oder nur sehr wenig Steuern und Abgaben zahlen, so dass sich der Nebenverdienst lohnen kann. Als Beamter verdienen Sie vielleicht weniger als mancher Angestellter in der freien Wirtschaft – dafür profitieren Sie von einer erheblichen Jobsicherheit und müssen weniger Abgaben leisten. Ganz unterschiedlich kann der Verdienst natürlich aussehen wenn Sie selbstständig sind: Da tragen Sie das komplette finanzielle Risiko für Ihr Unternehmen. Wenn es gut läuft, sind Ihrem Verdienst aber nach oben hin kaum Grenzen gesetzt.
Informationen: So nähern Sie sich Ihrem Gehalt
Einen groben Anhaltspunkt über Ihr mögliches Einstiegsgehalt haben Sie vielleicht gefunden. Mit diesen Hinweisen nähern Sie sich noch weiter an:- Austausch: Lernen von den zukünftigen Kollegen Im Idealfall kennen Sie jemanden, der etwas ganz ähnliches macht wie Sie. Etwa ein Kommilitone von der Uni, der jetzt in einem Unternehmen angefangen hat. Wenn Sie das Glück nicht haben: Auf Plattformen wie kununu finden Sie neben der allgemeinen Beurteilung des Arbeitgebers auch Hinweise auf Gehalt und Sozialleistungen. Das hilft Ihnen bei der ersten Information.
- Tarifverträge: Sichere Basis für den Start Für viele Berufe und Branchen gelten Tarifverträge, die zwischen Gewerkschaften und Branchenverbänden festgelegt wurden. Einige große Arbeitgeber haben zudem eigene Abschlüsse, sogenannte Haustarifverträge. Das Gute daran: Zum einen finden Sie diese Abschlüsse im Internet und können genau sehen, in welche Gehaltsgruppe Sie passen, entsprechend Ihrer Qualifikationen und Ihres Berufsprofils. Damit haben Sie auch einen guten Vergleichswert, sollte Ihr Unternehmen nicht nach Tarif bezahlen. Zum anderen sparen Sie sich dann den Gehaltspoker, denn die Tariflisten sind eindeutig. Handelt Ihre Arbeitnehmervertretung mehr Geld aus, steigt Ihr Gehalt automatisch.
Verhandlung: So holen Sie das beste Gehalt für sich raus
Eine Basis für Ihre Verhandlungen haben Sie jetzt – nun geht es darum, sich mit den richtigen Argumenten für das Gespräch zu wappnen. Spätestens wenn es konkret um den Arbeitsvertrag geht, müssen Sie mit Ihren Vorstellungen und der Arbeitgeber mit seinem Angebot herausrücken. Dann sollten Sie gut vorbereitet sein. Denken Sie daran: Wenn Sie es so weit geschafft haben, ist das Unternehmen ernsthaft an Ihnen interessiert. Ein gewisses Selbstbewusstsein ist also angebracht – dafür haben Sie sich ja auch auf die folgenden Einwände vorbereitet:- Einwand: „Sie brauchen noch mehr Erfahrung“ Klar, Sie sind Berufsanfänger. Aber Sie haben schon einmal sehr ähnliche Projekte bearbeitet – etwa in einem Praktikum, in einem Uniprojekt oder einem Nebenjob. Damit signalisieren Sie dem Arbeitgeber, dass Ihre Einarbeitungszeit kurz ausfallen wird.
- Einwand: „Dazu fehlen Ihnen die Qualifikationen“ Denken Sie daran: Sie bringen immer mehr mit, als Ihre formalen Qualifikationen. Die wichtigsten Abschlüsse, Ehrenämter und Nebenjobs sind natürlich in Ihrem Lebenslauf eingetragen, den Sie mit unserem kostenfreien Editor ganz einfach erstellen können. Aber achten Sie auch auf die sogenannten Soft Skills: Organisationstalent, Teamfähigkeit und Empathie sind keineswegs selbstverständlich. Können Sie Belege dafür vorbringen, wirkt sich das unter Umständen positiv auf die Gehaltsverhandlung aus.
- Einwand: „Für den Anfang ausreichend“ Sie wollen den Job ja nicht nur für ein paar Wochen machen, sondern richtig was bewegen im Unternehmen. Zeigen Sie auf, was Sie für Ihren Arbeitgeber erreichen wollen – dann sieht der, dass sich auch ein etwas höheres Gehalt für ihn auszahlen kann. Und wenn er immer noch zögert: Vereinbaren Sie ein erstes Projektziel nach einigen Monaten – bei dem ein Gespräch über eine Gehaltserhöhung dazu gehört.