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Höher, schneller, weiter – so lautete lange Zeit das Motto zahlreicher Menschen, wenn es um ihre Karriere ging. Doch in den vergangenen Jahren ließ sich eine Gegenbewegung beobachten. Immer mehr Arbeitnehmer entscheiden sich für das „Downshifting“.
Das Thema rückt zunehmend in den Fokus der Öffentlichkeit. Vor allem, aber nicht nur, in den jüngeren Generationen lässt sich der Trend erkennen, die eigene Arbeitszeit zu reduzieren, selbst wenn das Nachteile wie einen Karriererückschritt oder ein geringeres Gehalt mit sich bringt. Auf eine Führungsposition verzichten und stattdessen in Teilzeit wechseln…was lange Zeit undenkbar war, ist mit dem sogenannten „Downshifting“ plötzlich zur Normalität geworden und stellt die Arbeitgeber vor neue Herausforderungen. In Zeiten des Fachkräftemangels wird es nämlich vermehrt schwierig, qualifizierten sowie leistungsbereiten Nachwuchs zu finden. Als Hauptauslöser für diese Entwicklung sehen Experten den Wandel in der modernen Arbeitswelt.
Es ist nicht so, dass die Generation Y und Generation Z plötzlich keine Lust mehr zum Arbeiten hätten oder nicht leistungsbereit wären. Stattdessen arbeiten sie mindestens genauso hart wie ihre Vorgängergenerationen. Nur verlangt ihnen die Arbeitswelt heutzutage deutlich mehr ab. Durch Entwicklungen wie die Globalisierung und die Digitalisierung hat schließlich eine enorme Verdichtung der Arbeit stattgefunden. Die Arbeitnehmer müssen also in weniger Zeit mehr leisten und dabei nicht selten verschiedene Aufgaben jonglieren. Auch die Halbwertszeit von Wissen ist gesunken, sprich es sind mehr Fort- sowie Weiterbildungen notwendig und dann wäre da noch der ständige Leistungsdruck. Die Arbeitswelt ist also deutlich komplexer geworden und hinterlässt dadurch schneller ihre Spuren auf der Gesundheit. Daher merken viele Menschen zunehmend, dass Karriere, Geld & Co sie nicht glücklich, sondern schlimmstenfalls sogar krank machen. Stichwort: Burnout.
Das „Downshifting“ hat sich in diesem Zuge als Gegenbewegung entwickelt, um einen Ausweg aus diese neuen Anforderungen der Arbeitswelt zu bieten. Arbeit wird nicht mehr als zentraler Lebensinhalt gesehen, sondern ist für viele Menschen nunr noch ein Mittel zum Zweck, um den Lebensunterhalt zu stemmen und ein möglichst erfülltes Leben zu führen. Gesundheit und Glück stehen also an oberster Stelle und dafür werden auch Opfer in Kauf genommen – vor allem, wenn es um die Karriere geht. Eine Lebenseinstellung, die sicherlich nicht jeder teilt, die aber heutzutage immer häufiger zu beobachten ist. Die Entschleunigung des (Arbeits-) Lebens dient somit einerseits der Burnout-Prävention und andererseits der Lebensqualität im Allgemeinen. Vor allem in Branchen, in denen ein Fachkräftemangel herrscht, lassen sich mittlerweile schließlich auch für Teilzeitstellen attraktive Konditionen aushandeln. Manchmal sind sogar Führungspositionen trotz reduzierter Arbeitszeit möglich. Viele Unternehmen denken mittlerweile also gezwungenermaßen um.
Dennoch: In den meisten Fällen bedeutet dieser Schritt nach wie vor eine Karrierebremse. Die Gründe, sich trotzdem dafür zu entscheiden, können höchst individuell sein. Vielleicht wünschst Du Dir mehr Zeit für Deine Familie, vielleicht merkst Du schon gesundheitliche Folgen der vielen Arbeit, vielleicht suchst Du anderweitig nach einem Sinn im Leben, vielleicht willst Du schlichtweg mehr Freizeit – die Liste an möglichen Gründen für das „Downshifting“ ist lang und dabei gibt es kein Richtig oder Falsch. Schlussendlich musst Du mit dieser Entscheidung glücklich sein. Gleichzeitig sollte Dir aber bewusst sein, dass sie nicht nur weniger Geld, sondern eben auch Nachteile für Deine Karriere bedeutet. Dafür kannst Du aber um Umkehrschluss mehr Lebensqualität, ein harmonischeres Familienleben, ein Plus an Freizeit, mehr berufliche Freiheit, beispielsweise durch eine nebenberufliche Selbständigkeit, und vieles mehr gewinnen.
Es lässt sich also nicht pauschal sagen, ob sich das „Downshifting“ für Dich lohnt oder nicht. Du solltest Dir daher die Frage stellen, welche Deine individuellen Prioritäten im Leben sind und wie Dein ideales Arbeitsmodell aussehen würde, um eine gute Work-Life-Balance zu haben. Solltest Du zu dem Entschluss kommen, dass eine steile Karriere oder ein hohes Einkommen für Dich wichtige Lebensziele sind, ist das „Downshifting“ nicht die richtige Wahl. Dennoch ist es dann natürlich essentiell, auf Deine Gesundheit zu achten und Dein Berufsleben so zu gestalten, dass Du langfristig leistungsfähig bleibst.
Falls Du hingegen zu der Erkenntis gelangst, dass Geld oder Status Dir weniger wichtig sind als Freizeit oder andere Werte, kann die Entschleunigung durch reduzierte Arbeitszeiten ein sinnvoller Schritt sein. Das empfiehlt sich vor allem, wenn das Einkommen trotzdem für den Lebensunterhalt reichen würde und Du sowie Deine Familie dadurch keinen (deutlich) schlechteren Lebensstandard in Kauf nehmen müssen. Aber auch, wenn Du Dich dauerhaft gestresst fühlst und vielleicht schon gesundheitliche Beschwerden hast, die auf ein drohendes Burnout hindeuten könnten, ist das „Downshifting“ zumindest für einen gewissen Zeitraum eine Überlegung wert. Es kann dann aber auch andere Lösungen wie einen internen oder externen Jobwechsel geben – je nach Ursache für die übermäßige Belastung.
Wann immer Du merkst, dass Du mit Deinem Job oder Deinem Leben im Allgemeinen unzufrieden bist, solltest Du nach den Ursachen sowie nach möglichen Lösungen suchen. Das „Downshifting“ kann eine solche Lösung sein, muss es aber nicht. Du hast hierbei aber viel Verhandlungsspielraum mit dem Arbeitgeber, den Du ausnutzen solltest. Denn vor allem als auf dem Arbeitsmarkt begehrte Fachkraft kannst Du dadurch eventuell die Nachteile der reduzierten Arbeitszeit minimieren, aber maximal von ihren Vorteilen profitieren. Das „Downshifting“ zumindest in Erwägung zu ziehen, ist heutzutage daher nicht unüblich und es sicherlich auch für Dich eine Überlegung wert.
Veröffentlicht
13.08.2021