Der Start in die Karriere verläuft nicht bei jedem reibungslos

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"Mein Start": Ein Langlauf mit Happy End

Die erste Bewerbung, das erste Vorstellungsgespräch, der erste Job: In unser neuen Serie "Mein Start" berichten Topmanager von den Anfängen ihrer Karriere. Zum Auftakt erinnert sich Andre Alpar.


Andre Alpar hat sechs Firmen gegründet, als Berater für den Inkubator Rocket Internet gearbeitet und ist jetzt Geschäftsführer der Performance-Marketing-Agentur Performics. Er hat ein Buch geschrieben und bloggt auf andre.fm über Online-Marketing, SEO und Start-Ups. Außerdem engagiert sich der 41-Jährige als Business Angel für zahlreiche junge Unternehmen. Dabei war der Start in das Berufsleben für den Online-Marketing-Experten alles andere als leicht... "Mein Start in das Berufsleben war im Grunde einfach nicht gut. Ich hatte die Uni mit einem Diplom als Wirtschaftsinformatiker abgeschlossen, mit sehr guten Noten und damit eigentlich besten Voraussetzungen. Ich hatte zwar parallel auch noch Psychologie studiert, aber mein Lebenslauf war absolut internetlastig. Das war Anfang der 2000er-Jahre, mein geplanter Berufseinstieg fiel also genau mit dem Zeitpunkt zusammen, als die Dotcom-Blase platzte. Unglücklicher ging es eigentlich vom Timing her nicht. Das Internet war zu dem Zeitpunkt eine heiße Kartoffel, die niemand anfassen wollte. Ich hatte zwar schon während des Studiums selbstständig gearbeitet und Praktika gemacht, das interessierte dann aber keinen mehr. Zudem gab es durch das Platzen der Spekulationsblase etliche junge Konkurrenten auf dem Markt. Ich habe Dutzende Bewerbungen geschrieben. Arbeitgeber, die mich noch zwei Jahre zuvor mit Kusshand genommen hätten, lehnten jetzt ab. Später wurde mir klar, dass das Problem nicht ich, sondern der Markt war. Aber in dem Moment – ich kam frisch von der Uni und war bereit, mich in das Arbeitsleben zu stürzen – war die Situation sehr schwierig und nicht einfach zu verkraften. Die meisten meiner Bewerbungen wurden damals schon in einem sehr frühen Stadium abgelehnt. Typische Bewerbungssituationen erinnere ich daher eher aus meiner Praktikumszeit. Mit 22 Jahren war ich zum Beispiel Praktikant bei Rewe und Unilever. Dafür musste ich eine ganz formelle Bewerbung einreichen mit einem ordentlichen Passbild, eines von denen, auf denen man natürlich ganz anders aussieht als in echt. Zum Vorstellungsgespräch trat ich im Anzug an. Diese Situationen waren schon spannend, danach begann dann das Fiebern, ob ich wohl angenommen wurde. Die Krise kam eher mit dem echten Berufseinstieg, der alles andere als glatt verlief. Aus dieser Phase erinnere ich aus dem Bewerbungsprozess vor allem, dass einen das viele Warten fast schon mürbe machen konnte. Heute weiß ich, wie viel Arbeit hinter so einem Bewerbungsprozess auch von Seiten der Firmen steckt. In meiner eigenen Firma gehen im Jahr Tausende Bewerbungen ein. Wir bemühen uns, diese schnell zu bearbeiten, weil ich aus eigener Erfahrung weiß, dass das Warten und Nichts-Tun-Andre Alpar CEO PerformicsKönnen für Bewerber schlimm ist.  Als ich gemerkt habe, dass der klassische Arbeitsmarkt für mich nicht den richtigen Einstieg hergab, habe ich mich dann erstmal anders orientiert und eine Promotion an der WHU, einer kleinen Privatuni bei Koblenz, angefangen. Das wissenschaftliche Arbeiten fiel mir nicht schwer und ich hatte Lust, mich zur Abwechslung mal auf eine Sache ganz zu konzentrieren, anstatt mehrere Dinge gleichzeitig zu tun. An das Internet habe ich zu dem Zeitpunkt eigentlich nicht mehr wirklich geglaubt. Das hat aber nicht lange gewährt, mit zwei Doktorandenkollegen fing ich dann an, statt an unseren Promotionen an einem eigenen Start-Up zu arbeiten. Das war das Online-Kaufhaus Hitmeister, das inzwischen zu real.de geworden ist. Meine Promotion habe ich dann abgebrochen, genau wie zuvor schon mein Psychologiestudium. Wir sind mit Hitmeister in einen ziemlichen Start-up-Hype gekommen, standen überall in der Presse. Hitmeister war das zweite Investment überhaupt, dass die Samwer-Brüder getätigt haben. Inzwischen engagiere ich mich selbst auch schon seit einiges Zeit als Business Angel. 30 bis 40 Investitionen in Unternehmen habe ich mittlerweile getätigt. Ich bin in der Start-up-Welt aufgewachsen, für mich macht es nur Sinn, mich einzubringen. Und ich habe gemerkt, dass ich in meinem Bereich mit relativ kleinem Input schon viel bewegen kann. Inzwischen investiere ich zwei bis drei Mal im Jahr in Unternehmen. Das hat für mich auch etwas von Entertainment: Es ist spannend, dabei zu sein und mitzufiebern, wie ein Start-Up, an dem ich beteiligt bin, sich entwickelt. Bevor ich schließlich Geschäftsführer der Performance-Marketing-Agentur AKM3 wurde, habe ich noch eine Zwischenstation bei dem Inkubator Rocket Internet eingelegt. Dreieinhalb Jahre lang habe ich dort in leitender Funktion im Online Marketing gearbeitet, bevor ich dann zu AKM3 ging. Die Agentur wurde im Oktober 2014 von dem Netzwerk Publicis gekauft und ist zusammengewachsen mit der Performance-Marketing-Agentur Performics, deren CEO ich inzwischen bin. Zu Rocket Internet kam ich über die beiden damaligen Geschäftsführer, die ich von meiner Zeit an der WHU kannte. Um eine richtige Bewerbungssituation bin ich damals also herumgekommen. Klar habe ich auf meinem Berufsweg immer wieder Stöcke zwischen die Beine bekommen, aber die Hindernisse haben mich letztlich auch dahin geführt, wo ich inzwischen angekommen bin. Ich glaube nicht, dass ich etwas anders machen würde, wenn ich könnte. Sich das zu fragen, finde ich müßig. Man weiß solche Dinge ja nun mal vorher nicht. Ich hatte zwar mitunter sehr schwierige Zeiten in meiner anfänglichen Berufszeit, die haben in meinem Fall aber zu einem extremen Happy End geführt." Mehr von Andre Alpar lesen Sie hier, bei den XING Branchen Insidern. Aufgezeichnet von Antonia Thiele


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Veröffentlicht
15.06.2017