Die erste Bewerbung, das erste Vorstellungsgespräch, der erste Job: In unserer Serie „Mein Start“ berichten Topmanager von den Anfängen und dem Verlauf ihrer Karriere. Hier erinnert sich Andreas Tembrockhaus, Chef der Flensburger Brauerei.
Sein Herz schlägt für Segelboote, die norddeutsche Küste und das Bügelverschluss-Bier mit dem „Plop“: Andreas Tembrockhaus, Geschäftsführer der Flensburger Brauerei. Der 58-Jährige passt perfekt an die raue See, immerhin wählte er zum Start ins Berufsleben den steinigen Karriere-Weg durch das klassische Konsumgüter-Marketing: „Ich habe meinen beruflichen Weg nie konkret geplant, aber mir war früh klar, dass ich eine Geschäftsführer-Karriere anstrebe. Während meines BWL-Studiums in Bielefeld zog es mich nach dem Vordiplom zuerst nach Kiel, weil ich Segeln lernen wollte. Meine ersten Bewerbungen schickte ich deshalb nur an norddeutsche Firmen, hauptsächlich nach Hamburg. Es hat ein paar Wochen gedauert bis ich eine positive Rückmeldung erhielt, vermutlich weil ich einige Anschreiben ein wenig zu frech formuliert hatte – so bin ich nun mal, ich lasse mich nicht verbiegen, egal wie verlockend neue Jobangebote auch sein mögen. Und auch Unternehmensentscheidungen treffe ich bis heute stets nur nach meiner vollen Überzeugung. Mein erstes klassisches Vorstellungsgespräch hatte ich Mitte der 80er-Jahre bei Beiersdorf. Ich sollte mich selbst einschätzen, ob ich eher mitarbeiterorientiert oder aufgabenorientiert sei. Ich gab Ersteres an und erntete vorwurfsvolle Reaktionen eines Personalers. Warum? Das weiß ich bis heute nicht. Aber ich war scheinbar überzeugend genug, so dass ich kurze Zeit später meinen ersten Job als Marketing-Trainee antrat. Damals, mit Ende 20, wurde mir schnell klar was es bedeutet, sich im Spinnennetz der Marketing-Welt nicht zu verheddern. Voran kommt nur, wer sich auf unterschiedliche Menschen einlassen kann, denn Geschäfte werden nun mal mit Menschen gemacht. Das gilt bis heute. Zum Glück war ich immer schon kommunikativ und stieg bereits nach anderthalb Jahren zum Junior-Manager für Labello und Nivea for Men auf. Nach weiteren drei Jahren arbeitete ich als Produktmanager im Shampoo-Segment, koordinierte internationale Geschäfte und verbrachte knapp vier spannende Berufsjahre in Nairobi, der Hauptstadt von Kenia. Ich war dort quasi mein eigener Chef, stellte erstmals selbst Personal ein und genoss die unkomplizierte Mentalität der Ostafrikaner. Bis dato war diese Zeit mein berufliches Highlight! Nach meiner Rückkehr arbeitete ich noch eine Weile als Key Account und Marketing-Leiter für Tesa, dann aber war klar: ich muss den Absprung schaffen, oder das wird nie was mit der Geschäftsführer-Stelle.
Ein mir bekannter Headhunter kam zur rechten Zeit und machte mich auf eine freie Stelle als Bereichsleiter Vertrieb bei Tchibo aufmerksam. Eine Position direkt unter dem Vorstand – genau der richtige nächste Karriere-Schritt. Im Vorstellungsgespräch saßen mir überraschenderweise drei Vorstände gegenüber. Ich erinnere mich, wie aufgeregt ich war – die Position war schließlich seit einem Jahr unbesetzt und eine echte Challenge –, trotzdem redete ich wie mir der Mund gewachsen war. Und damit lag ich mal wieder goldrichtig. Letztlich kam es mir schon damals hauptsächlich darauf an, dass ich Spaß an meinen Aufgaben habe. Denn nur mit Freude kann man auch gut in seinem Job sein. Meine Zuständigkeiten wuchsen ebenso schnell wie das Unternehmen selbst. Erst war ich für den Fachhandel-Bereich zuständig, dann für den gesamten Depotbereich. Ich erlebte die Internationalisierung von Tchibo live mit, aber leider auch die negativen Auswirkungen dieses Wandels. Die Machtkämpfe der Alpha-Tiere, die für ein Konzern-Unternehmen nicht untypisch sind, konnte ich einfach nicht mehr ertragen. Zudem wurde mir signalisiert, dass an diesem Punkt für mich Endstation sei, über die Bereichsleiter-Ebene käme ich nicht hinaus. Also: hielt ich wiedermal Ausschau nach einer Alternative. Wie es der Zufall wollte, erfuhr ein Gesellschafter der Flensburger Brauerei von meiner Jobsuche. Wir kannten uns noch von Beiersdorf und er schlug mich für den Geschäftsführer-Posten der Privatbrauerei vor. Ich hatte das Vorstellungsgespräch vor dem gesamten Beirat und war überglücklich, dass ich die Zusage erhielt. Endlich hatte ich ihn erreicht: den Sprung auf die Geschäftsführerebene eines renommierten Markenartiklers. Rückblickend habe ich auf meinem Berufsweg immer Spaß gehabt. Und wenn nicht, bin ich gegangen. Jedem Berufsanfänger würde ich raten: engagiert Euch mit Herzblut für die Sache, kommt mit Menschen in Kontakt, kommuniziert mit ihnen und habt vor allem Spaß an der Arbeit. Dann wird alles gut! Keine Frage, mein Weg in die Geschäftsführungsebene war lang, im klassischen Konsumgüter-Marketing sind letztlich keine Überholmöglichkeiten vorgesehen, da geht es nur mühsam Schritt für Schritt voran. Aber ich würde es jederzeit wieder so machen, denn dort wo ich angekommen bin, bin ich glücklich. Hier kriegt mich keiner mehr so schnell weg.“ Aufgezeichnet von Sonja Schmidt
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Veröffentlicht
07.07.2017