Frau auf der Suche nach einem Weg, dem Labyrinth zu entkommen © mikkelwilliam / Getty Images

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So findest Du einen Arbeitgeber, der wirklich zu Dir passt

Ob ein Arbeitgeber wirklich zu Dir passt, merkst Du oft erst nach einigen Wochen bis Monaten im Job. Gehalt, Arbeitsmodell & Co sollten daher nicht die einzigen Auswahlkriterien sein, wenn Du Dich im Bewerbungsprozess befindest.


Jobzufriedenheit hat viele Facetten. Materielle Faktoren wie ein faires Gehalt spielen dabei eine wichtige Rolle, aber sie alleine reichen noch nicht aus, damit Du langfristig bei einem Arbeitgeber glücklich wirst. Sie sollten deshalb auch nicht das einzige Kriterium sein, wenn Du Dich für oder gegen ein Jobangebot entscheidest. Stattdessen gilt es herauszufinden, wie Dein Traumjob aussieht – und wie Du diesen erkennst.

So verringerst Du das Risiko von bösen Überraschungen nach Deinem Einstieg, zum Beispiel in Form einer schlechten Arbeitsatmosphäre, eines unpassenden Tätigkeitsbereichs, zahlreicher Überstunden oder fehlender Zukunftsperspektiven.

Werden Bewerber bewusst getäuscht?

In der Stellenausschreibung klingt jeder Job nach einem Traumjob und auch im Vorstellungsgespräch verstehen es die Personaler, das Unternehmen von seiner besten Seite zu präsentieren. Als Bewerber hast Du schließlich dieselbe Strategie. In den allermeisten Fällen sollst Du also nicht bewusst getäuscht werden, aber natürlich erhältst Du eine einseitige Perspektive – jene, die zum Employer Branding passt und das Unternehmen als attraktiven Arbeitgeber inszeniert.

Dir sollte daher bewusst sein, dass auch im neuen Job nicht alles rundum perfekt sein wird. Kleinere Abweichungen vom Idealbild sind vollkommen normal. Manchmal werden aber Erwartungen geweckt, die mit der Realität nichts zu tun haben und dann wurdest Du tatsächlich getäuscht, sei es bewusst oder unbewusst. Deshalb ist es wichtig, Dich im Bewerbungsprozess nicht blind auf die Aussagen in der Stellenanzeige oder von den Personalern zu verlassen, sondern zusätzlich eigene Recherchen anzustellen, um Deine Erwartungshaltung mit der Realität abzugleichen.

Menschen in Business-Kleidung unterhalten sich in Meeting-Raum © vm / Getty Images
Private Arbeitsvermittlungen gibt es nahezu überall - für manche gibt es sie sogar kostenfrei. Für wen es sich lohnt und was man dazu wissen sollte. 

Über den potenziellen Arbeitgeber recherchieren

Eine wohlformulierte Stellenausschreibung ist also noch keine Garantie, dass der Arbeitgeber wirklich zu Dir passt. Deshalb ist es wichtig, eigene Recherchen anzustellen – am besten schon vor der Einsendung Deiner Bewerbungsunterlagen. So ersparst Du Dir unnötigen Aufwand für die Bewerbung bei unpassenden Arbeitgebern. Im Internet gibt es mittlerweile verschiedene Plattformen, auf denen aktuelle sowie ehemalige Angestellte anonym ihre Arbeitgeber bewerten können.

Eine schlechte Bewertung kann noch ein Einzelfall sein, doch in ihrer Gesamtheit zeichnen diese Erfahrungsberichte ein realistisches Bild von der Unternehmenskultur. Falls Du sogar persönlich oder online Kontakte hast, die bei dem Arbeitgeber tätig sind beziehungsweise waren, kannst Du dieses Bild in einem direkten Gespräch noch verfeinern. Indem Du also die richtigen Fragen stellst, erhältst Du aussagekräftige Antworten. 

Die Bewerberfragen sinnvoll nutzen

Dasselbe gilt im Bewerbungsgespräch. Auch hier bekommst Du die Chance, eigene Fragen zu stellen. Nutze diese, um mehr über die Unternehmenskultur zu erfahren – oder über andere Aspekte, die für Dich bei der Auswahl des Arbeitgebers wichtig sind. Vorsicht ist lediglich mit Fragen geboten, die den Eindruck erwecken, dass das Gehalt und Deine Freizeit für Dich im Vordergrund stehen.

Demgegenüber lässt Dich die Frage nach Aufstiegsperspektiven, Weiterbildungsmöglichkeiten, Teambuilding & Co motiviert wirken und sie verrät, wo Deine Prioritäten liegen. Auch der Arbeitgeber ist schließlich daran interessiert, passende Bewerber auszuwählen, um Konflikte oder eine Kündigung nach kurzer Zeit zu verhindern. Auch deshalb macht es keinen Sinn, die Bewerber bewusst zu täuschen, was den meisten Personalern durchaus bewusst ist. Stattdessen sollte der Bewerbungsprozess dem Zweck dienen, gemeinsam herauszufinden, wie gut Arbeitgeber und Arbeitnehmer harmonieren.

Die eigenen Prioritäten kennenlernen

Dieses Ziel kann allerdings erst erreicht werden, wenn Du selbst weißt, was Du überhaupt willst. Viele Arbeitnehmer merken also erst, dass eine Arbeitssituation nicht zu ihnen passt, wenn sie diese durchleben. Besser ist es, präventiv zu handeln, indem Du vor der Jobsuche herausfindest, wie Du Dir Dein optimales Arbeitsumfeld vorstellst. Vergangene Erfahrungen helfen Dir dabei, aber auch eine intensive Selbstreflexion sowie die Visualisierung Deiner zukünftigen Arbeitssituation.

Manchmal ist es außerdem hilfreich, nahestehende Personen zu fragen, wo ihrer Meinung nach Deine Stärken, Schwächen sowie Prioritäten liegen – und weshalb. Nimm Dir ausreichend Zeit für diesen Prozess, bis Du eine klare Vorstellung davon hast, wonach Du bei dem neuen Job sowie Arbeitgeber suchst. Dann kannst Du die Jobangebote danach filtern und verschwendest keine Zeit mehr für Bewerbungsprozesse bei den falschen Arbeitgebern.

In die Beobachterrolle schlüpfen

Nachdem Du Dich jetzt nur bei geeigneten Arbeitgebern beworben hast, steigt auch Deine Chance auf eine Einladung zum Vorstellungsgespräch. Denn so kannst Du direkt im Anschreiben deutlich machen, weshalb Du perfekt zum Unternehmen passt. Trotzdem gilt weiterhin das Motto, die Augen offenzuhalten, um Deinen ersten Eindruck zu bestätigen.

Das Bewerbungsgespräch ist dafür eine hervorragende Möglichkeit. Aber auch jeder Kontaktpunkt zum potenziellen Arbeitgeber von E-Mails über Telefonate bis hin zu einem Probearbeitstag geben Dir die Möglichkeit, die Unternehmenskultur kennenzulernen und mit Deiner Erwartungshaltung abzugleichen. Beobachte deshalb bewusst, wie die Personen im Unternehmen mit Dir sowie untereinander kommunizieren.

Frage auch, ob Dir nach dem Vorstellungsgespräch jemand Deinen potenziellen neuen Arbeitsplatz zeigen kann. Mit wachen Augen wirst Du ein Gespür dafür bekommen, welche Atmosphäre dort herrscht. Dasselbe gilt bei einem Abstecher in die Kantine, bei einem Besuch am Messestand des Unternehmens, bei öffentlichen Events oder allen weiteren Berührungspunkten.

Höre auf Dein Bauchgefühl!

Durch diese Beobachtungen in Kombination mit den weiteren genannten Tipps wird sich früher oder später ein Bauchgefühl herauskristallisieren, ob der Arbeitgeber wirklich zu Dir passt – und zu den Erwartungen, die durch Stellenanzeige, Vorstellungsgespräch & Co in Dir geweckt wurden. Dieses Bauchgefühl ist ein guter Ratgeber, denn es bringt die bewusste mit der unbewussten Ebene in Einklang.

Vielleicht hast Du unbewusst eine schlechte Stimmung im Unternehmen wahrgenommen oder Dich bei der Kommunikation unwohl gefühlt, obwohl scheinbar alles auf den Traumjob hindeutet? Wenn Dein Bauchgefühl Dich warnt, solltest Du es hinterfragen und noch einmal genauer hinsehen, bevor Du den Arbeitsvertrag unterschreibst. Eine Garantie, dass es hinterher keine bösen Überraschungen gibt, existiert aber auch bei einem guten Bauchgefühl niemals.

Die gute Nachricht lautet deshalb, dass Du die Probezeit nutzen kannst, um eventuell enttäuschte Erwartungen mit dem neuen Arbeitgeber zu besprechen oder um kurzfristig zu kündigen. Eine Kündigung in der Probezeit sollte dennoch eine Ausnahme bleiben und für Dich eine wichtige Lehre sein, um im nächsten Bewerbungsprozess noch genauer hinzusehen. Deine Jobzufriedenheit, Dein beruflicher Erfolg und Deine Gesundheit werden es Dir danken!

Veröffentlicht
22.05.2023