In unserer Serie "Mein Start" erzählen erfolgreiche Persönlichkeiten von ihrem Karriereweg, von der ersten Bewerbung bis zum heutigen Job. In dieser Folge berichtet Clemens Doepgen, in der Geschäftsführung von Ford zuständig für die Lobbyarbeit, wie er als Automobil-Fan seinen Traumjob fand.
„Nach dem Abitur zog ich von Flensburg nach Bonn, um dort Englisch und Geschichte zu studieren – auf Lehramt, um als Geisteswissenschaftler ein sicheres Standbein zu haben. Doch mein eigentliches Interesse galt der Politik. Das war auch ein Grund für mich, zu Beginn meines Studiums an einer Veranstaltung der Landesvertretung von Schleswig-Holstein teilzunehmen, die meinem weiteren beruflichen Werdegang eine Ford-Cheflobbyist Clemens Doepgen: „Ein guter Kommunikator muss immer die Position seines Gegenübers respektieren" (©Foto: Ford Deutschland) entscheidende Wendung geben sollte. Ein Regierungsrat, mit dem ich dort ins Gespräch kam, stellte mir nämlich den Kontakt zu einem Bundestagsabgeordneten her, der für den Wahlkreis Flensburg zuständig war und mich als studentischen Mitarbeiter einstellte. Nach zweieinhalb Jahren empfahl er mich an einen Kollegen weiter, der im Haushaltsausschuss, also für den Etat im Bundeshaushalt, zuständig war. In den zwei Jahren dort konnte ich mich breiter aufstellen was die Themenvielfalt im Deutschen Bundestag anging. In dieser Zeit reifte bei mir auch der Gedanke, dass ich diesem Bereich nach dem Examen vollberuflich arbeiten könnte. Nach dem Abschluss bekam ich dann tatsächlich die Möglichkeit, als Büroleiter und wissenschaftlicher Mitarbeiter für verschiedene Abgeordnete im Deutschen Bundestag zu arbeiten. Dabei kam mir zugute, dass ich als Student schon im Haus tätig gewesen war, denn die Abgeordneten, zu denen ich wechselte, konnten sich vorab bei meinen jeweiligen Chefs über meine Arbeit erkundigen. In dieser Funktion zog ich 1999 mit dem Bundestag von Bonn nach Berlin und promovierte parallel dazu in Geschichte. In dieser Zeit hatte ich bereits Kontakte zu Ford. Der Autohersteller hatte damals einen Mitarbeiter, der in der Nähe von Bonn wohnte und sich dort um Regierungsangelegenheiten kümmerte. Mit dem Regierungsumzug wollte Ford eine zweite Person einstellen, die nah am politischen Geschehen in Berlin sein sollte. Wichtig war dem Unternehmen, dass dieser Repräsentant ein eigenes politisches Netzwerk mitbrachte. Deshalb platzierte Ford das Stellenangebote nicht in den gängigen Jobbörsen, sondern machte es über verschiedene Bundestagsabgeordnete bekannt, zu denen der Autohersteller bereits Kontakte pflegte. Ich erfuhr also aufgrund meiner Tätigkeit für den Deutschen Bundestag von dieser Vakanz und bewarb mich. Ich bin ein großer Autofan und hatte die politischen Diskussionen rund ums Automobil schon immer verfolgt. Vor der Bewerbung bei Ford setzte ich mich dann noch einmal intensiv mit den Zukunftsthemen auseinander, die zur Gesetzgebung anstanden, um im regulatorischen Diskurs auf dem neuesten Stand zu sein. Da die Automobilindustrie in erster Linie von der EU-Gesetzgebung betroffen ist, bereitete ich mich auf die betreffenden Themen besonders intensiv vor. Für die englischsprachigen Auswahlgespräche fühlte ich mich aufgrund meines Anglistikstudiums ohnehin gut gewappnet, dennoch holte ich mir die Übersetzungen der technischen Fachbegriffe in Erinnerung. Der Bewerbungsprozess bei Ford lief dann in drei Stufen ab: Zunächst wählte ein Kollege fünf bis sechs Kandidaten aus, mit denen der damalige europäische Leiter des Governmental-Affairs-Teams anschließend persönliche Gespräche führte. Schließlich erfolgte ein finales Gespräch mit dem Vizepräsidenten von Ford Europa, der sich für mich entschied.
Ich leitete dann zweieinhalb Jahre die Hauptstadtrepräsentanz von Ford in Berlin, wo ich viele politische Kontakte knüpfte. Als anschließend die Stelle des Repräsentanten in Brüssel frei wurde, bot man sie mir an, was mit einer Beförderung verbunden war. In den siebeneinhalb Jahren war ich nicht nur auf nationalem, sondern auch im europäischen Umfeld verantwortlich für die Lobbyarbeit der Company. Diese Position bot mir die Möglichkeit, mich innerhalb des Unternehmens sehr breit aufzustellen. Anschließend bekam ich die Aufgabe, die deutschen Positionen von Deutschland aus in Brüssel mitzubeeinflussen und insbesondere die deutschen Europaabgeordneten in Brüssel in ihrer Muttersprache anzusprechen und mitzubespielen. Ich war zu diesem Zeitpunkt bereits so gut aufgestellt, dass man mir jetzt auch eine Position in der Geschäftsführung von Ford Deutschland anbot. Mein beruflicher Erfolg basiert darauf, dass ich der Firma immer wieder einen Mehrwert bieten konnte. Ich bin ein sehr guter Kommunikator und schaffe es, die Position meines Gegenübers zu respektieren – auch wenn ich mit vielen Abgeordneten politisch nicht immer einer Meinung bin. So halte ich mir die Möglichkeit offen, bei Bedarf wieder das Gespräch mit dieser Person zu suchen. Ich habe zu vielen Politikern auch ein Vertrauensverhältnis aufbauen können, indem ich ihnen komplexe technische Sachverhalte in eigenen Worten verständlich erklärte. Durch das Netzwerk, dass ich so aufgebaut habe, konnte ich bewirken, dass bestimmte inhaltliche Positionen in die Gesetzgebung aufgenommen wurden, und ich konnte auch politische Top-Level-Meetings für unsere Executives organisieren. Vor einigen Jahren beispielsweise habe ich über meine Netzwerke für unseren amerikanischen CEO und Ford-Europa-Chef in kurzer Zeit ein Gespräch mit der Bundeskanzlerin organisieren können, obwohl dieser nur einen einzigen Tag in Berlin und damit terminlich sehr unflexibel war. Auch in Zukunft möchte ich meinen Beitrag dazu leisten, Ford Europa wieder auf gesunde Füße zu stellen, nachdem wir in den letzten Jahren große wirtschaftliche Schwierigkeiten hatten. Persönlich würden mich jetzt noch eine Position im Vorstand von Europa oder eine Station bei Ford in Washington reizen. Bei meinen Chefs habe ich das bereits erwähnt, aber ich weiß nicht, ob auch dieser Wunsch in Erfüllung gehen wird. Meine Erfahrungen zeigen: Es tut der Karriere gut, wenn man Erfahrungen in verschiedenen Bereichen, Abteilungen und Themen sammelt. Wichtig ist außerdem, dass man wirklich an das glaubt, was man tut. Ich könnte beispielsweise nicht als Lobbyist für die Tabakindustrie arbeiten, weil Rauchen mir einfach nichts gibt. Nur wenn mein Herz hinter dem Produkt steht, für das ich arbeite, kann ich wirklich hundert Prozent geben.“ Aufgezeichnet von Janna Degener-Storr
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Veröffentlicht
04.01.2019