© andresr / Getty Images
Die Corona-Krise stellt Arbeitnehmer und Arbeitgeber gleichermaßen vor neue Herausforderungen. Das betrifft auch das Onboarding, denn dieses findet derzeit oftmals ohne persönliches Kennenlernen statt. So kann der Jobeinstieg dennoch gelingen.
Eine neue Arbeitsstelle anzutreten, bedeutete bis vor wenigen Monaten in der Regel eine Einarbeitungszeit von mehreren Wochen oder Monaten, die beispielsweise durch Kollegen übernommen oder durch Schulungen, Weiterbildungen & Co unterstützt wurde. Das ermöglichte zugleich ein persönliches Kennenlernen der Teammitglieder, Kunden, Geschäftspartner und weiteren relevanten Personen für die jeweilige Arbeitsstelle. Schließlich ist der soziale Faktor für die Jobzufriedenheit mindestens ebenso wichtig wie Materielles, beispielsweise das Gehalt. Dementsprechend großen Wert wurde in der Regel von beiden Seiten darauf gelegt, sich im Bewerbungsprozess sowie in der Probezeit möglichst gut kennenzulernen, um zu überprüfen, ob der Arbeitgeber beziehungsweise Arbeitnehmer tatsächlich passt. So weit, so gut. Doch dieses langjährig bewährte System funktioniert angesichts der aktuellen Pandemie schlichtweg nicht mehr.
Wenn Du derzeit nach einem neuen Job suchst, wirst Du mit großer Wahrscheinlichkeit eine Online-Bewerbung einsenden, ein Vorstellungsgespräch per Video führen und den Arbeitsvertrag per E-Mail erhalten. So oder so ähnlich sehen die Recruiting-Prozesse jetzt in vielen Unternehmen aus. Aber selbst, wenn ein persönliches Kennenlernen mit den Recruitern und Deinem neuen Chef stattgefunden hat, wird es voraussichtlich noch dauern, bis Du (alle) Deine zukünftigen Kollegen persönlich triffst. Schließlich arbeitet zurzeit fast jeder im Homeoffice, sofern das möglich ist. Auch Du wirst daher mit großer Wahrscheinlichkeit Deine ersten Arbeitstage, -wochen oder sogar -monate im Homeoffice verbringen.
Tatsächlich bringt die Anfangszeit im neuen Job besondere Herausforderungen mit sich, wenn diese „remote“ stattfindet. Doch Hand aufs Herz: Der erste Tag am neuen Arbeitsplatz ist niemals einfach und bei den meisten Menschen mit Nervosität verbunden. Vielleicht bist Du daher sogar froh, wenn Du im Homeoffice einsteigen und Dich sozusagen langsam herantasten kannst. So bist Du zumindest in gewohnter Umgebung und allein das nimmt vielen Menschen etwas von ihrer Angst und ihren Sorgen. Es gibt also durchaus gute Gründe, um das „Remote Onboarding“ positiv zu betrachten, denn anstatt ins kalte Wasser zu springen, kannst Du bequem von zuhause aus Schritt für Schritt dazulernen und Mensch für Mensch kennenlernen – quasi nacheinander und ganz ohne Stress.
Trotzdem warten beim „Remote Onboarding“ gewisse Herausforderungen, wenn auch andere als beim klassischen Jobeinstieg vor Ort. Eine Hürde liegt oftmals darin, dass Du nicht weißt, auf wen Du mit Fragen zugehen kannst; oder Dich schlichtweg nicht traust. Auch kann es schwierig sein, aus der Ferne ein „Wir-Gefühl“ zu entwickeln und Dich somit gut in das Team zu integrieren. Zuletzt gilt es natürlich, auch aus dem Homeoffice Deine Fähigkeiten unter Beweis zu stellen. Denn ohne persönlichen Kontakt drohst Du, übersehen zu werden und vor allem in der Probezeit ist natürlich das A und O, dass Du Leistungen erbringst und dass diese Leistungen auch gesehen werden. Doch keine Sorge: All diese Herausforderungen kannst Du meistern!
Wie bereits erwähnt, bringt der Jobeinstieg aus dem Homeoffice auch Vorteile mit sich. Versuch daher, diesen positiv zu sehen und folgende Tipps zu berücksichtigen. Dann klappt der Einstieg trotz Distanz reibungslos – vielleicht sogar besser als vor Ort…
Solltest Du unsicher sein, wie die Einarbeitung online ablaufen soll, kannst Du in der Regel bei einem Ansprechpartner nachhaken. Häufig handelt es sich dabei um Personaler oder Deinen zukünftigen Chef. Manchmal wird Dir aber auch ein Kollege als Unterstützung zugeteilt. Frag also beim Unterzeichnen des Arbeitsvertrags direkt nach, wie die Einarbeitung aussehen wird und an wen Du Dich (bestenfalls bereits vor Deinem ersten Arbeitstag) mit eventuellen Fragen wenden kannst. Daraufhin ist aber wichtig, dass Du diese Möglichkeit auch nutzt und keine falsche Scheu zeigst. Denn je engagierter Du bist und je offener Du auf diesen Mentor zugehst, desto einfacher machst Du Dir selbst den Jobeinstieg auf Distanz; und desto besser ist der erste Eindruck, den Du hinterlässt.
Am ersten Arbeitstag im Homeoffice muss alles funktionieren. Im Büro vor Ort ist dafür der Arbeitgeber zuständig, beispielsweise hinsichtlich der IT-Infrastruktur. Doch zuhause musst Du selbst dafür sorgen, dass Internet, Computer & Co laufen, wenn Du sie brauchst. Beginne daher frühzeitig mit entsprechenden Vorbereitungen und arbeite Dich beispielsweise bereits in Software oder in gewisse Themenbereiche ein. Überlege also, was Du vorab tun kannst, damit der erste Arbeitstag reibungslos und möglichst erfolgreich verläuft. Auch hier kannst Du, bei Bedarf, Deinen Ansprechpartner einbeziehen, wenn Du konkrete Fragen hast.
Am ersten Arbeitstag im Homeoffice wirst Du vielleicht niemanden kennenlernen. Vielleicht auch noch nicht am zweiten oder dritten. Aber früher oder später findet ein virtuelles Meeting statt, eine Videokonferenz oder ein anderer Anlass, bei dem Du auf das neue Team triffst. Wichtig ist dann, nicht zum unsichtbaren Teilnehmer zu werden, sondern aktiv um die Gelegenheit zu bitten, Dich kurz vorzustellen – und darum, dass sich auch Deine Kollegen kurz vorstellen. Besonders wichtige Personen wie den Mentor, den Projektleiter oder andere Teammitglieder, mit denen Du fortan eng zusammenarbeiten wirst, solltest Du zudem bereits am ersten Arbeitstag kontaktieren. Das ist schlichtweg eine Frage der Höflichkeit und dient zugleich dem Zweck, dass Du möglichst schnell produktiv werden kannst. Sei also nicht schüchtern, sondern nutze die Möglichkeiten, die Dir im Homeoffice zur Verfügung stehen, um Deinen Einstand „online“ oder „telefonisch“ abzuhalten. Den richtigen Einstand kannst Du nachholen, sobald das erste persönliche Aufeinandertreffen im größeren Rahmen stattfindet.
Mit der Produktivität ist das letzte wichtige Stichwort gefallen. Denn je früher Du damit beginnst, konkrete Leistungen zu zeigen, desto besser stehen Deine Chancen, die Probezeit zu überstehen, vielleicht sogar schneller befördert zu werden oder eine Gehaltserhöhung zu bekommen. Homeoffice bedeutet also nicht (und vor allem nicht in der Anfangszeit) einfach faul die Arbeitszeit abzusitzen. Stattdessen ist es umso wichtiger, Engagement zu zeigen, aktiv nach Feedback zu fragen, erreichbar zu sein, Teammitgliedern zu helfen und in weiterer Hinsicht zu beweisen, dass Du einen wichtigen Beitrag für das Team leistest. Ansonsten drohst Du unter das Radar zu fallen und Dich selbst auszuschließen.
Mit einigen simplen Tipps ist das „Remote Onboarding“ also gar nicht so schwierig. Es birgt zwar Herausforderungen, aber auch gewisse Vorteile. Versuch daher, den Einstieg aus dem Homeoffice positiv zu sehen und Deine Prioritäten vor sowie während den ersten Tagen im neuen Job richtig zu setzen – bis irgendwann wieder Normalität einkehrt und Du endlich einen richtigen Einstieg beziehungsweise Einstand nachholen kannst.
Veröffentlicht
29.03.2021