Gibt es eine Schönheitsprämie beim Gehalt?

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So viel Gehalt extra bringt die "Schönheitsprämie"

Attraktive Menschen profitieren im Job häufig von der sogenannten "Schönheitsprämie". Der Arbeitsökonom Thomas Bauer erklärt im Interview mit Bewerbung.com, was dahinter steckt.


Hat ein Bewerber ein besonders schönes Gesicht? Ist er schlank und attraktiv? Auch, wenn es für den Job eigentlich irrelevant ist und darüber hinaus ziemlich oberflächlich wirkt: Im Berufsleben spielen Faktoren wie diese häufig eine nicht unerhebliche Rolle. Und obwohl kein Arbeitgeber offen darüber spricht, ist eines längst schon kein Geheimnis mehr: Ob ein Mensch beruflich erfolgreich ist und was er verdient, hängt oft damit zusammen, wie er aussieht. Wissenschaftler sprechen dabei von der sogenannten "Schönheitsprämie". Studien zeigen schon seit geraumer Zeit, dass es attraktive Menschen meist leichter haben, einen Job zu finden. Außerdem verdienen sie oftmals sogar mehr als Frauen und Männer, die nicht attraktiv sind. Das weiß auch Prof. Dr. Thomas Bauer. Der Arbeitsökonom vom RWI Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung in Essen sagt: „„Wissenschaftliche Untersuchungen für Deutschland zeigen, dass schöne Menschen besonders im unteren Lohnsegment mehr verdienen. Bei den Frauen beträgt diese Schönheitsprämie zwei bis vier Prozent. Bei den Männern sind es sogar fünf bis sieben Prozent.“

Ist Schönheit immer ein Gehaltspusher?

Wer schön ist, darf sich also über mehr Geld freuen. Zumindest in Jobs, die nicht besonders gut bezahlt werden. In Bereichen, in denen das Gehalt ohnehin höher ist, scheinen hingegen andere Aspekte zu zählen. Denn dort lässt sich die Schönheitsprämie nicht so einfach erkennen. In gewissen Positionen wiegen Know-how, berufliche Qualifikationen und Erfahrungen also offenbar schwerer als ein hübsches Gesicht und ein schöner Körper. Aber was ist Schönheit überhaupt? Wie wird sie definiert? Eines ist klar: Schönheit liegt immer im Auge des Betrachters. Und sie ist abhängig vom Zeitgeist. Während üppige Körper in der Renaissance als Schönheitsideal galten, zwängten sich Frauen ein Jahrhundert später in enge Korsetts um einen schlanken Körper zu haben. Eines aber gilt bis heute: Symmetrische Gesichtszüge beispielsweise gelten als attraktiv. Warum Schönheit jedoch für mehr Erfolg im Job sorgt, können Arbeitswissenschaftler nur vermuten. Thomas Bauer sagt: „Zum Einen gelten attraktive Menschen als selbstbewusster und gesünder.“ Weil gerade selbstbewusste Arbeitnehmer oft gefragt seien, bekommen diese demnach also die Zusage, während den anderen, den nicht als attraktiv geltenden Jobinteressenten, die Absage ins Haus flattert. Doch auch die jeweilige berufliche Branche sei entscheidend. So gebe es Bereiche, in denen gutes Aussehen eine größere Rolle spielen würde als in anderen. „In Berufen, in denen die Beschäftigten mit Kunden zu tun haben, ist Schönheit beispielsweise wichtiger“, erklärt Bauer.

Neue US-Studie bezweifelt die Existenz einer Schönheitsprämie

Eine aktuelle Studie möchte nun etwas ganz anderes beweisen. Satoshi Kanazawa von der London School of Economics und Mary Still von der University of Massachusetts sagen: Unattraktive Menschen verdienen sogar mehr als andere. Dieses Ergebnis sieht Bauer ebenso wie viele seiner Kollegen kritisch und er warnt davor, die Resultate der Studie einfach auf die Situation in Deutschland zu übertragen. „Der Arbeitsmarkt in den USA unterscheidet sich deutlich von unserem“, sagt er und erklärt: „Wir haben hier beispielsweise Tarifverträge. Dadurch ist generell geregelt, was ein Mensch verdient. Etwas in dieser Form gibt es in den USA gar nicht. Die Löhne dort sind viel flexibler.“ Doch auch wenn die Schönheitsprämie in Deutschland vielfach noch gang und gäbe ist, zeichnet sich aus Sicht von Thomas Bauer generell ein anderer Trend ab. Der Arbeitsökonom sagt: „Die Bedeutung der Schönheit für den beruflichen Erfolg wird mit dem demografischen Wandel und dem damit einhergehenden Fachkräftemangel wahrscheinlich abnehmen.“ Spätestens dann würde es nicht mehr darauf ankommen, ob ein Mensch gut aussieht, sondern ob er etwas kann. Text: Daniela Lukaßen
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Veröffentlicht
13.03.2017