Rückansicht eines Mannes mit Rucksack vor gelber Wand © Alexander Spatari / Getty Images

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Entkommen aus dem „9-to-5“-Job: Der Ausbruch aus der altbewährten Arbeitsroutine

Krampfhaft genaue Anweisungen, strikte Pausen und der überpünktliche Feierabend um 17 Uhr- all das klingt wie Relikte aus einer längst vergangenen Arbeitswelt. Die heutige Berufswelt erlebt einen rasanten Wandel. Unternehmen müssen sich auf bedeutende Entwicklungen einstellen, um konkurrenzfähig zu bleiben und die Ansprüche ihrer Mitarbeiter zu erfüllen.


Die neue Ära der Arbeitswelt

Das herkömmliche Verständnis von Arbeit hat sich fundamental verändert- es ist längst nicht mehr nur das Mittel zur Sicherung des Lebensunterhalts, sondern vielmehr eine Quelle individueller Entwicklung und Selbstverwirklichung. Dabei stehen Trends wie künstliche Intelligenz, Homeoffice und Flexibilität im Vordergrund. Schließlich ist die digitale Vernetzung nahezu allgegenwärtig und hat fast alle Branchen erfasst. 

Die Bedürfnisse der Arbeitnehmer haben höchste Priorität. Unternehmen engagieren sich verstärkt für bessere Arbeitsbedingungen, die insbesondere die psychische Gesundheit der Mitarbeitenden, eine ausgewogene Work-Life-Balance und eine sinnstiftende Tätigkeit fördern. 

Paradox der Arbeitswelt: Unzufriedenheit trotz verbesserten Arbeitsbedingungen

Die Einführung eines neuen Arbeitsverständnisses und die damit einhergehenden Normen und Werte haben zweifellos zu erheblichen Verbesserungen in der Arbeitswelt geführt:

  • Striktere Sicherheitsstandards
  • Erleichterte Arbeitsabläufe durch technologischen Fortschritt
  • Weniger körperlich belastende Arbeit
  • Eine größere Brandbreite an intellektuell anspruchsvollen Jobs
  • Höhere Investitionen in Mitarbeiterangebote 

Dennoch bleibt die Zufriedenheit der Mitarbeitenden aus. Eine Umfrage von Workplace Intelligence and Oracle aus dem Jahr 2021 enthüllte, dass 80 Prozent der Befragten weniger motiviert und etwa 75 Prozent ein Gefühl der „Festgefahrenheit“ verspürten. Zusätzlich plagen Unsicherheit und Verwirrung viele Menschen hinsichtlich möglicher Veränderung oder Neuausrichtung in ihrer beruflichen Laufbahn.

Wichtig: Besonderes während der globalen Pandemie gewann die Umfrage besondere Bedeutung, da sie einen erheblichen Einfluss auf die allgemeine Zufriedenheit am Arbeitsplatz hatte und zeigt, wie rasch Veränderungen eintreten können. In Krisenzeiten treten tief verwurzelte Sorgen und Unsicherheiten der Arbeitnehmer verstärkt zutage.

Maßnahmen für Arbeitgeber: Steigerung der Mitarbeiterzufriedenheit

Die dynamischen Umgestaltungen der Arbeitswelt haben auch die Erwartungen der Mitarbeitenden verändert. Flexibilität und Eigenständigkeit sind jetzt gefragt. Die Umfrageergebnisse aus „Monster Insights HR Report 2022“ zeigen jedoch, dass viele Unternehmen noch einen großen Nachholbedarf haben, um den Erwartungen der Mitarbeitenden gerecht zu werden.

Hier einige Handlungsmaßnahmen, die Unternehmen ergreifen können, um ihre Konkurrenzfähigkeit, ihre Attraktivität und ihren Erfolg zu steigern:

  1. Transparente Kommunikation als Schlüssel

Der Begriff „Arbeit“ hat heute eine neue Bedeutung und erfordert, dass Unternehmen die Bedürfnisse ihrer Mitarbeitenden und ihre Unternehmenswerte klar kommunizieren. Dazu gehören Fragen wie:

  • Wofür steht der eigene Name?
  • Was repräsentiert das Unternehmen?
  • Welche Aufgabe haben wir als Unternehmen?
  • Wie werden die Werte von Führungskräften vorgelebt und umgesetzt?
  1. Kompetenzen über Position und Titel

Vor allem die globale Pandemie hat viele Herausforderungen mit sich gebracht und hat gezeigt, wie wichtig Flexibilität im Job ist. Während sich einige Mitarbeitende in ausweglosen Situationen wiedergefunden haben, sind andere mit der Lage zurechtgekommen und haben sich angepasst und neue Aufgaben erfolgreich bewältigt.

Mitarbeitende müssen Fähigkeiten und Kompetenzen entwickeln, unabhängig von ihrer Position oder ihrem Titel. Soft Skills sollten verstärkt geschult werden, um die Leistungsfähigkeit zu steigern. Es stehen methodische, personale und soziale Kompetenzen im Mittelpunkt.

Hier sind beispielsweise einige wesentliche Fähigkeiten:

  • Kommunikationsfähigkeit
  • Selbstmanagement
  • Selbstreflexion
  • Stressresistenz
  • Empathie
  • Konflikt- und Kritikfähigkeit 
  1. Innovative Arbeitszeitmodelle

Das herkömmliche 9 to 5 Arbeitsmodell läuft aus, und es entsteht mehr Raum für neue und innovative Modelle. Dennoch halten einige Unternehmen an unflexiblen Arbeitszeitregelungen fest.

Die Vorteile flexibler Zeiteinteilung sind unter anderem:

  1. Produktivität neu definiert: Ergebnisse statt Anwesenheit

Die Leistung sollte nicht mehr ausschließlich an der physischen Anwesenheit am Arbeitsplatz gemessen werden. Stattdessen sollte der Fokus auf konkreten Ergebnissen liegen, die beispielsweise in regelmäßigen Updates erfasst werden. Dies ermöglicht den Mitarbeitern, ihre Leistung auf effiziente Weise zu zeigen. 

  1. Zeitlose Bedeutung: Ein gesundes Arbeitsumfeld schaffen

Laut dem "Randstad Employer Brand Research 2020 Global Report" wünschen sich mehr als 40 Prozent der Befragten ein freundliches Arbeitsumfeld an.

Die Interaktion mit den Mitarbeitern steht im Mittelpunkt eines gesunden Arbeitsumfeldes, und moderne Arbeitswelten betonen die Bedeutung von Kommunikation, Einfühlungsvermögen, Transparenz und Anerkennung im Vordergrund. 

Junge freiberufliche Reisende arbeitet online mit Laptop während der Reise in den Sommerferien © kitzcorner / Getty Images
In einer Ära, in der die Grenzen zwischen Büro und Zuhause verschwimmen, entsteht ein neuer Trend: Die Workcation. 

Fazit

Um den Abstand zwischen Erwartungen und Unternehmenspraxis zu verringern, sollten veraltete Arbeitsmodelle aufgegeben werden. Das traditionelle Arbeitskonzept ist nicht mehr zeitgemäß, da in unserer modernen Arbeitswelt die Selbstbestimmung immer wichtiger wird.

Arbeitgeber können nicht mehr einseitig die Bedingungen festzulegen. Stattdessen beobachten wir den Trend hin zur Stärkung der Arbeitnehmer, die die Regeln neu definieren, und Unternehmen müssen sich anpassen, um wettbewerbsfähig zu bleiben.

Veröffentlicht
04.11.2023