© Liubov Mikhailova / Getty Images

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Schwindende Loyalität gegenüber dem Arbeitgeber: Was sind Gründe für den Wechsel in ein anderes Unternehmen?

Die Arbeits-Norm in der Gesellschaft verändert sich. Die materiellen Bedürfnisse unterliegen einem Wandel, wodurch sich immer mehr Arbeitnehmer für eine Neuorientierung im Beruf entscheiden. Die Gründe, weshalb Arbeitnehmer kündigen und sich gegen das Unternehmen entscheiden, liefert eine Civey-Umfrage.


Der Arbeitsmarkt befindet sich seit geraumer Zeit in einem rasanten Wandel. Arbeitnehmer beginnen vermehrt, ihre individuellen Wünsche und Bedürfnisse zu äußern und werden aktiver, wenn sie mit ihrer aktuellen Arbeitssituation unzufrieden sind. Laut einer Studie von Civey entscheiden sich immer mehr Menschen für einen Wechsel, ohne dass die Arbeitgeber die Hoffnung haben können, dass die ehemaligen Mitarbeiter zurückkehren werden. Dies führt zu einem anhaltenden Fachkräftemangel, auf den Unternehmen in der Vergangenheit mehrfach aufmerksam gemacht haben.

Auf der anderen Seite wird jedoch selten aktiv etwas unternommen, um diesem Mangel entgegenzuwirken. Ehrlicherweise möchte niemand in ein Unternehmen zurückkehren oder einen Neustart wagen, wenn sich nichts an der Arbeitsphilosophie ändert und die Bedürfnisse der Arbeitnehmer nicht berücksichtigt werden. Es liegt nun in der Verantwortung der Unternehmen, bestehende Konzepte zu überdenken, um effektiv dem Abwandern von Mitarbeitern entgegenzuwirken. In diesem Artikel sollen Arbeitgeber aus der Perspektive der Arbeitnehmer erfahren, welche Gründe hinter diesen Entscheidungen stecken und an welchen Punkten sie in ihren eigenen Unternehmen ansetzen können.

Hauptgründe: Warum entscheiden sich immer mehr Arbeitnehmer für eine Kündigung?

1. Bessere berufliche Möglichkeiten

Arbeitnehmer werden häufig von attraktiven Jobangeboten angelockt und sind bereit, das Unternehmen zu wechseln, wenn sie ein besseres Angebot erhalten. Der Hauptgrund dafür ist oft das Gehalt. Angesichts unsicherer Zeiten sind viele Arbeitnehmer zunehmend bereit, ihren Kollegen und dem Arbeitgeber den Rücken zuzukehren, wenn sie dadurch eine höhere Bezahlung erhalten. Ein weiterer Faktor sind die Arbeitsbedingungen, die von Unternehmen angeboten werden. Immer mehr Unternehmen passen sich dem Wandel an und legen großen Wert auf Modelle wie New Work oder die Vier-Tage-Woche. Dadurch entsteht eine flexiblere Gestaltung des Arbeitstages, was heutzutage einen immer höheren Stellenwert hat. Ein Schlüsselwort in diesem Zusammenhang ist die Work-Life-Balance.

Darüber hinaus spielen verbesserte Karriere- und Aufstiegsmöglichkeiten eine immer größere Rolle. Wenn ein anderes Unternehmen flachere Hierarchien bietet oder mehr Möglichkeiten für beruflichen Aufstieg vorhanden sind, überlegen Arbeitnehmer häufig, ob der Erfolg des Unternehmens oder der eigene Erfolg schwerer wiegen sollte. Führungskräfte und Unternehmen müssen ihren Mitarbeitern mehr Chancen und Freiheiten geben, damit diese langfristig dem Unternehmen treu bleiben. Die Werte und Vorstellungen einer Einzelperson gewinnen heutzutage zunehmend an Bedeutung. Sich gegen den Wandel auf dem Arbeitsmarkt und neue Arbeitsmodelle zu stemmen, wäre ein schwerwiegender Fehler für die Zukunft des Unternehmens.

2. Auf der Arbeit wird nicht gelacht

Die Zufriedenheit am Arbeitsplatz sollte für jedes Unternehmen höchste Priorität haben. Wenn Mitarbeiter keinen Spaß bei der Arbeit haben, werden sie weniger motiviert sein und ihre Aufgaben nicht mit der erwarteten Leistung erfüllen. Da die meisten Menschen einen Großteil ihrer Zeit am Arbeitsplatz verbringen, ist es umso wichtiger, den Arbeitsalltag so angenehm wie möglich zu gestalten. In einer Studie gaben etwa 25 Prozent der Befragten an, dass fehlender Spaß an der Arbeit einer der Hauptgründe für einen Jobwechsel ist. Besonders wichtig ist es, den Fokus auf den Leistungsdruck zu legen, da dieser einen erheblichen Einfluss auf die Motivation im Arbeitsalltag hat.

Leistungsdruck ist ein weit verbreitetes Phänomen in der Arbeitswelt, das mit Anforderungen und Erwartungen einhergeht. Der Druck kann aus dem Wettbewerb mit anderen Unternehmen resultieren, den Erwartungen im Arbeitsumfeld oder auch von Vorgesetzten kommen. Das Ziel eines Unternehmens sollte es sein, diesen Druck zu minimieren. Aber wie können Vorgesetzte das erreichen? Zum Beispiel durch die Festlegung kleinerer Ziele, die schneller erreicht werden können, und durch eine effektivere Zeiteinteilung. Auch regelmäßige kurze Pausen können helfen, damit die Mitarbeiter durchatmen und möglicherweise auch mehr Zeit für Gespräche mit Kollegen haben.

Gemeinsame Aktivitäten im Team erhöhen nicht nur den Spaßfaktor bei der Arbeit, sondern stärken auch den internen Zusammenhalt und verbessern die Zusammenarbeit. Doch der wohl wichtigste Punkt ist die Kommunikation. Es ist die Aufgabe von Führungskräften, sich nach dem Wohlbefinden ihrer Mitarbeiter zu erkundigen und ihnen bei Bedarf Unterstützung anzubieten, um ihnen das Gefühl zu vermitteln, dass sie mit ihren Aufgaben nicht allein sind.

3. Keine einfachen Chefs oder Manager

In einem Unternehmen übernimmt eine Führungspersönlichkeit eine bedeutende Rolle und trägt große Verantwortung. Leider wird dabei oft das Wohlergehen der Mitarbeiter ignoriert oder nicht ausreichend beachtet. Laut der Studie gaben etwa 23 Prozent der Befragten an, dass sie den Job wechseln würden, weil sie Schwierigkeiten im Umgang mit ihren Vorgesetzten haben. Schwierige Führungskräfte können auf unterschiedliche Weise auftreten. Eine mögliche Ursache ist eine erschwerte Kommunikation zwischen den Parteien.

Führungskräfte neigen manchmal dazu, Informationen zurückzuhalten oder nur selektiv weiterzugeben, was zu Missverständnissen führen und die Transparenz beeinträchtigen kann, was sich wiederum negativ auf die Zusammenarbeit auswirkt. Auch unberechenbares Verhalten kann zu einer schwierigen Beziehung führen. Vorgesetzte können impulsiv und unvorhersehbar handeln und ihre Meinungen und Entscheidungen ändern. Dies kann zu Instabilität und Frustration im Team führen.

Arbeitnehmer haben heutzutage höhere Erwartungen an ihre Vorgesetzten, daher ist es für Führungskräfte umso wichtiger, professionell zu handeln, die Mitarbeiter wertzuschätzen, transparent zu sein und empathisch sowie fair gegenüber dem Team aufzutreten. Unternehmen, die an veralteten Führungsansätzen festhalten, sollten sich nicht wundern, wenn es vermehrt zu Kündigungen oder dem Weggang von Mitarbeitern zu anderen Unternehmen kommt. Als Lösung im Umgang mit schwierigen Führungskräften können HR-Experten oder Trainingsprogramme helfen, die Situation zu verbessern und eine gesunde Arbeitsumgebung zu fördern.

4. Fehlender Teamgeist am Arbeitsplatz

Ein ausgeprägter Teamgeist ist entscheidend für ein positives Arbeitsumfeld und effektive Zusammenarbeit. Leider ist dies nicht immer der Fall, und das Arbeitsklima wird stattdessen von häufigen Streitigkeiten, Ablehnung, Mobbing oder Ausgrenzung geprägt. Dadurch bilden sich Gruppen, was für einzelne Mitarbeiter am Arbeitsplatz unangenehm sein kann. Um diesem Problem entgegenzuwirken, liegt es in der Verantwortung der Führungskräfte, den Teamgeist zu stärken. Ein wichtiger Aspekt dabei ist die Einbeziehung aller Teammitglieder und ein gewisses Maß an Geduld.

Die Verbesserung der Kommunikation ist ein Ziel, das angestrebt werden sollte. Maßnahmen wie regelmäßige Teamtreffen, Feedback-Sitzungen oder Projektbesprechungen können dazu beitragen, die Zusammenarbeit im Team zu stärken. Zusätzlich können auch gemeinsame Aktivitäten einen wichtigen Beitrag leisten. Dabei ist es wichtig, dass diese außerhalb des Arbeitsumfeldes stattfinden. Beispiele hierfür könnten ein Team-Mittagessen, gemeinsame Workshops oder Freizeitaktivitäten sein. Gemeinsame Ziele können ebenfalls dazu beitragen, den Teamgeist zu stärken.

Durch das Schaffen einer gemeinsamen Vision und die Festlegung von Zielen kann das Team in eine gemeinsame Richtung arbeiten. Wenn all diese Maßnahmen nicht zum gewünschten Erfolg führen, kann professionelle Unterstützung der letzte Ausweg sein. Ein Coach oder Mediator kann dabei helfen, das Arbeitsklima zu verbessern und den Teamgeist zu stärken.

5. Besorgnis um die Zukunft des Unternehmens

Es kommt immer wieder vor, dass Unternehmen aufgrund externer Faktoren unsicher in die Zukunft blicken. Dies betrifft auch die Mitarbeiter, wenn das Unternehmen mit finanziellen Schwierigkeiten zu kämpfen hat oder eine Umstrukturierung plant. Viele Mitarbeiter entscheiden sich daher frühzeitig für einen Jobwechsel, um zu verhindern, dass sie entlassen werden oder sich nicht mehr mit der neuen Unternehmensstruktur identifizieren können.

Um solche Wechsel zu vermeiden, ist es als Führungskraft wichtig, klare Kommunikation über den Zustand des Unternehmens, zukünftige Pläne und festgelegte Ziele zu gewährleisten. Jeder Mitarbeiter sollte die Möglichkeit haben, rechtzeitig informiert zu werden, um sich darauf vorbereiten zu können. Darüber hinaus ist es eine Option, gemeinsam mit den Mitarbeitern nach Lösungen für die Probleme zu suchen, was den Teamgeist stärken würde.

6. Gen Z Job-Hopping

Auch die Generation Z wechselt zunehmend häufig den Job, wobei sich ihre Prioritäten im Laufe der Zeit nicht geändert haben. Im Gegensatz zu anderen Generationen wissen sie von Anfang an, welche Arbeitsphilosophien sie unterstützen und in welchem Arbeitsumfeld sie tätig sein möchten. Für diese Generation steht nicht mehr primär das Geld oder materieller Besitz im Vordergrund, sondern der persönliche Erfolg und das Glück.

Ihnen geht es vor allem um die Möglichkeit zur persönlichen Weiterentwicklung in einem Unternehmen. Ist dies nicht gewährleistet, zögern sie nicht lange und suchen sich einen besseren Job. Zudem legen immer mehr von ihnen Wert auf flexible Arbeitsweisen wie Remote-Arbeit und die Möglichkeit, Berufs- und Privatleben besser miteinander zu vereinbaren. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Technologie. Da die Generation Z mit Technologie aufgewachsen ist, schätzen sie Arbeitgeber, die innovative Technologien einsetzen und moderne Arbeitsmethoden unterstützen.

Die Generation Z legt vermehrt Wert auf postmaterielle Dinge, was zu einer deutlichen Unterschiedlichkeit der Arbeitsmoral zwischen den Generationen führt. Natürlich treffen nicht alle Arbeitnehmer genau auf diese Gründe zu, jedoch stellen sie eine breite Mehrheit derjenigen dar, die bereits den Job gewechselt haben. Es liegt in der Verantwortung der Unternehmen und Führungskräfte, die Arbeitsphilosophie anzupassen, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken und loyale Mitarbeiter halten zu können. Dabei sollte auch die Generation Z nicht vernachlässigt werden, da sie einen immer größeren Anteil an der Arbeitswelt einnimmt und im Vergleich zu anderen Generationen unterschiedliche Prioritäten hat, die sie deutlicher zum Ausdruck bringt.

Veröffentlicht
22.06.2023