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Es ist - ganz ohne Übertreibung - einer der wichtigsten Jobs in Deutschland. Und genau darum ist das Auswahlverfahren für Fluglotsen extrem anspruchsvoll. Fabian Puddu erzählt, wie er es geschafft hat.
Auswahlverfahren zum Fluglotsen: Start frei für den Stresstest"So ziemlich alle Berichte über die Ausbildung zum Fluglotsen beinhalten das Gleiche: Schwieriges Auswahlverfahren in Hamburg, noch schwierigere Hauptuntersuchung in Hamburg, Infotag, Ausbildungsbeginn – Ende. Dass das nur die halbe Miete ist, scheinen viele Leute zu übersehen. Ich möchte deshalb beschreiben, was in einem Bewerber von der ersten Sekunde der Bewerbung bis hin zum Start der Ausbildung vor sich geht. Natürlich hat es mein Ego gekitzelt, auf der Website der Deutschen Flugsicherung (DFS) dazu motiviert zu werden, mich für ein Auswahlverfahren anzumelden, bei dem 90 Prozent direkt wieder nach Hause fahren dürfen. Genau das war der Punkt. Die Herausforderung suchen, sich ein Ziel setzen und alles dafür geben, den Willen entwickeln, es zu schaffen und im Endeffekt einfach hoffen, der Richtige zu sein. Vielleicht bin ich eine Ausnahme, aber in meinem bisherigen Leben hatte ich bis auf ein paar private Flüge in den Urlaub recht wenig mit der Luftfahrt zu tun. Andere Bewerber erzählten voller Stolz von Flugstunden, einem Studium in der Luftfahrt oder einfach nur, wie begeistert sie vom Fliegen sind. Ich hingegen sah Fliegen als Mittel zum Zweck. Nichts anderes als Busfahren in super schnell, super hoch und super kompliziert, aber warum habe ich mich dann beworben? Ganz einfach, einer der wichtigsten Berufe Deutschlands ist es, als Fluglotsen das zu koordinieren, wovon andere kaum etwas mitbekommen. Wir setzen uns in ein Flugzeug, fahren, fliegen, landen und steigen wieder aus. Alles was drumherum passiert, kennt man höchstens aus Filmen, in denen im Tower wild mit Ferngläsern rumhantiert wird. Dass das nicht die Realität sein kann, war mir klar, Näheres wusste ich jedoch nicht. Also macht man sich schlau, durchforstet das Internet, sieht sich Videos an, liest Beiträge in Foren usw. Umso mehr ich über den Job erfahren habe, desto eher sah ich mich im Tower (oder, wie neu gelernt: im Center). Und da es kein Geheimnis ist, dass die Menschen in diesem Traumjob auch noch gutes Geld verdienen, hat es nicht lange gedauert, bis die DFS meine erste Bewerbung auf dem Schreibtisch hatte.
Eine nette Dame meldete sich per Mail und ließ mich erst mal einen mehr als ausführlichen Fragebogen ausfüllen. Wenn ich ehrlich bin, malte ich mir dabei schon aus, wie ich im Tower sitze. Hätte ich gewusst, was noch alles auf mich zukommt, hätte ich diesen Gedanken noch ein paar Monate in die Zukunft verschoben. Als alles abgeschickt war, fing die schlimmste Phase an, die sich leider immer und immer wiederholte: das Warten. Eine gefühlte Ewigkeit später wurde ich dann nach Hamburg eingeladen. Wie viele Erfahrungen man in so wenigen Tagen sammeln kann, wusste ich bis dahin definitiv noch nicht. Ich würde nicht lügen, wenn ich die VU (Voruntersuchung) als Abenteuer beschreiben würde. Die Blicke von 30 nervösen Jugendlichen, gepaart mit Aufgaben die an die Substanz gingen, wie der allseits beliebte Vigilanztest (in dem die "Daueraufmerksamkeitsleistung" gemessen wird), brachten mich zum Glück nicht aus der Fassung und somit schaffte ich als einer von 20 den Sprung in die HU (Hauptuntersuchung) - dass zwei Drittel der Teilnehmer die VU bestehen, ist übrigens absolut nicht die Regel! Da aber unsere VU aufgrund zu vieler erfolgreicher Bewerber zweigeteilt wurde, ging es erst einmal wieder los, das Warten. Ich studierte damals noch und wurde mit der Zeit immer unzufriedener mit meinem Studium, was mich immer mehr hoffen ließ, bei der DFS neu Fuß fassen zu können und einen komplett anderen Weg einzuschlagen. So geht es übrigens vielen Bewerbern und auch das Phänomen des Lotsen, der eigentlich mal Pilot werden wollte, ist nicht selten. Als es dann endlich zum zweiten Teil der VU kam, nämlich den Gerätetests, war die Reise nach Hamburg schon um einiges angenehmer. Ich kannte mich aus, wusste was mich erwartet und war voller Motivation. Für die Tests war im Vorfeld leider nicht zu lernen, was das ganze um einiges spannender gemacht hat. Ich hatte Glück und konnte Ruhe bewahren, bin gelassen an die Aufgaben rangegangen, habe Tipps befolgt und war im Endeffekt einer der glücklichen, die auf ihren HU-Termin warten können. Warten. Schon wieder. Diesmal ging es relativ schnell, nach wenigen Wochen wurde ich zur sagenumwobenen HU eingeladen. Das Verhältnis zu meinen Mitbewerbern wurde von Mal zu Mal besser, auch wenn es jedes Mal andere Gesichter waren, die mich im Warteraum der DLR anlächelten. Kein Wunder, denn Fluglotse zu werden, heißt, nicht nur mit Zahlen hantieren zu können und Flugzeuge zu mögen. Es ist eine Charakterfrage. Als Fluglotsen wird eine bestimmte Gruppe Mensch gesucht und so war es nicht überraschend, dass meine Mitbewerber und ich auf einer Wellenlänge waren. Nach vielen Tests, Aufgaben und schlaflosen Nächten auf meinem nun dritten Hamburg-Ausflug kam es zum Tag der Entscheidung. Der Tag des Bewerbungsgesprächs. Ich möchte nicht groß über den Inhalt schreiben, das wurde zur Genüge gemacht und unter einem Bewerbungsgespräch kann sich jeder etwas vorstellen. Aber wichtigster und einziger Tipp von mir: Bleib' gelassen, nimm' manche Fragen lieber mit Humor als zu ernst und lass dir von Nervosität nicht die Tour vermiesen. Im Job endet das später auch nicht gut.
Am Ende des Gesprächs wurde ich gebeten, den Raum zu verlassen und den Interviewern ein wenig Zeit für Beratung zu ©DFS Deutsche Flugsicherung GmbHlassen. Wieder einmal durfte ich warten. Diesmal keine Monate, keine Wochen, keine Tage. Aber die längsten 20 Minuten meines ganzen Lebens! Glücklicherweise wartete ich auf eine der bisher schönsten Nachrichten meines Lebens: Ich hab’s geschafft! Mir wurde eine Art „Vorvertrag“ ausgehändigt. Diesen durfte ich unterschreiben (Den Stift, den ich dabei benutzte habe, habe ich im Eifer des Gefechts aus Versehen mitgehen lassen und benutze ihn noch heute) und ich machte mich bereit für ein neues Leben. Heute, wenige Tage vor Beginn meiner Ausbildung habe ich alles verarbeitet und freue mich endlich an der Akademie in Langen durchstarten zu können. Meinen Kurs habe ich bereits kennengelernt, eine Gruppe von sieben Jungs in meinem Alter, mit denen ich mich auf Anhieb gut verstand. Wir, der "FVK277" (wir alle werden zu Tower-Lotsen ausgebildet, S. Aufmacherfoto oben) trafen uns alle zum ersten Infotag in Langen und lernten unser zweites Zuhause für das nächste Jahr kennen. Wir verbrachten viel Zeit im Simulator, hatten Probeunterricht und bekamen eine private Tour durch die (noch) so wirr wirkende Akademie. All das mit einer Grundstimmung, die ich vorher gar nicht kannte. Uns wurde das Gefühl vermittelt, ab jetzt Leistung zeigen zu müssen, aber dass wir immer jemanden haben, auf den man sich verlassen kann, wenn es mal schwierig wird. Diese fast schon familiäre, kollegiale Grundstimmung macht die DFS zu einem so besonderen Arbeitgeber wie kaum einen zweiten. Es war also ein langer Weg bis hierhin und der aufregendste und wichtigste Teil steht mir noch bevor. Ich freue mich auf alles was kommt und kann nur jedem Leser nahelegen, sich bei der DFS zu bewerben. Was ich beim Auswahlverfahren gelernt habe, wie viele nette Menschen ich getroffen habe und zu sehen, wie sehr ich mich auf ein Ziel im Leben einschießen kann, war es allein wert. Ich bin froh, es getan zu haben und hoffe bald in der Akademie viele neue motivierte Gesichter zu sehen." *Weitere Informationen zum Fluglotsen-Auswahlverfahren der Deutschen Flugsicherung finden Sie auf dem umfangreichen DFS-Karriereportal
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Veröffentlicht
12.12.2017