© Tom Werner / Getty Images

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Ausbildung finanzieren: Die beliebtesten Lösungen im Überblick

Während einer Berufsausbildung erhältst Du zwar eine Vergütung durch den Ausbildungsbetrieb. Um Deinen Lebensunterhalt zu stemmen, reicht diese aber meist nicht aus. Wie also kannst Du Dein Budget aufstocken? Folgende Finanzierungsmöglichkeiten helfen Dir dabei:


BAB (Berufsausbildungsbeihilfe)

Die Berufsausbildungsbeihilfe, kurz BAB, ist oft die erste Anlaufstelle, um Deine Einnahmen in der Berufsausbildung zu erhöhen. Du kannst sie bei der Bundesagentur für Arbeit beantragen, wenn Du eine duale Erstausbildung in einem anerkannten Ausbildungsberuf absolvierst. Auch in anderen Sonderfällen wie bei einer schulischen Ausbildung in der Pflege steht Dir diese Möglichkeit offen. Um BAB zu bekommen, musst Du aber noch weitere Kriterien erfüllen:

  • Die Ausbildung muss zu weit von Deinen Eltern entfernt stattfinden, sodass Du nicht bei ihnen wohnen kannst,
  • oder Du bist über 18 Jahre alt und lebst in einer Partnerschaft beziehungsweise Ehe
  • oder du lebst alleine mit mindestens einem Kind.

 Zudem dürfen Deine Eltern oder Dein Partner beziehungsweise Deine Partnerin gewisse Einkommensgrenzen nicht überschreiten. Wenn Du anspruchsberechtigt bist, wird der monatliche Betrag, den Du als Berufsausbildungsbeihilfe erhältst, ebenfalls individuell berechnet. In der Regel handelt es sich um einen mittleren dreistelligen Betrag. Um zu erfahren, ob Du BAB erhalten würdest und in welcher Höhe, findest Du auf der Homepage der Arbeitsagentur einen praktischen Rechner. Der Vorteil: Du musst das Geld anschließend an Deine Ausbildung nicht zurückzahlen.

BAföG

Das BAföG gemäß Bundesausbildungsförderungsgesetz steht nicht nur Studierenden zur Verfügung. Unter gewissen Voraussetzungen kannst Du es auch für eine Ausbildung beantragen. Es handelt sich dann um das spezielle Schüler-BAföG, das individuell berechnet wird. Du kannst dieses beziehen, wenn Du keinen BAB-Anspruch hast, bei Beginn der Ausbildung nicht älter als 30 Jahre bist und noch nicht länger als fünf Jahre erwerbstätig warst. Ob Du BAföG erhältst und in welcher Höhe, hängt zum Beispiel von Deinem Vermögen, vom Einkommen Deiner Eltern oder von der Art der Ausbildung ab, die Du absolvierst. Auch diese Förderung musst Du übrigens nicht zurückzahlen, anders als bei Studierenden, die das BAföG nur teilweise behalten dürfen.

(Bildungs-) Kredit

Falls Deine finanziellen Mittel aus anderen Quellen nicht ausreichen, gibt es die Möglichkeit, für Deine Berufsausbildung einen speziellen Bildungskredit durch die KfW (Kreditanstalt für Wiederaufbau) aufzunehmen. Diesen erhältst Du ebenfalls unter gewissen Voraussetzungen und die Höhe der Auszahlung ist streng limitiert. Falls ein solcher Bildungskredit in Deinem individuellen Fall nicht gewährt wird oder nicht ausreicht, kannst Du selbstverständlich auch einen klassischen Kredit aufnehmen, zum Beispiel von einer Bank. Dafür benötigst Du aber eine ausreichende Bonität, was als Azubi schwierig sein kann. Privatkredite, beispielsweise durch Angehörige oder Freunde, sind eventuell eine Alternative.

Bürgergeld

Es gibt sogenannte Härtefälle, in denen Du als Azubi sogar Bürgergeld beantragen kannst. Das gilt, wenn andere Fördergelder nicht infrage kommen und Du die Lebenshaltungskosten trotzdem nicht aus eigener Kraft decken kannst. Besonders häufig kommt dies in Großstädten mit hohen Mieten vor, sodass selbst BAB & Co nicht immer ausreichen, um Deine Ausbildung zu finanzieren. In einigen Fällen wird das ALG II aber nur als Darlehen gewährt und muss nach Abschluss der Ausbildung wieder zurückgezahlt werden.

Kindergeld

Die meisten Auszubildenden beziehen noch Kindergeld – beziehungsweise ihre Eltern. Dieses kann ebenfalls genutzt werden, um die Ausbildung zu finanzieren. Anspruch auf Kindergeld hast Du, wenn Du 

  • zwischen 18 und 25 Jahren alt bist,
  • noch keinen berufsqualifizierenden Abschluss hast,
  • in einer Übergangsphase zwischen Schule und Ausbildung steckst,
  • ein Praktikum absolvierst,
  • einen Freiwilligendienst leistest oder
  • keinen Ausbildungsplatz gefunden hast.

Auch eine zweite Ausbildung kann zum Bezug von Kindergeld berechtigen, wenn Du nebenbei bis zu 20 Wochenstunden arbeitest. Falls Du also während der Ausbildung nicht bei Deinen Eltern wohnst, solltest Du prüfen, ob Du Kindergeld beantragen kannst oder Dir dieses durch Deine Eltern auszahlen lässt – und in welcher Höhe.

Übrigens: Während Deiner Ausbildung sind Deine Eltern dazu verpflichtet, Dich finanziell zu unterstützen. Kommen sie dieser Pflicht nicht nach, hast Du meist höhere Ansprüche auf Fördergelder oder Du kannst beispielsweise den direkten Bezug von Kindergeld beantragen.

Nebenjob

Eine weitere beliebte Möglichkeit, um das Ausbildungsgehalt aufzustocken, ist ein Nebenjob. Doch es kann herausfordernd sein, neben einer Ausbildung zu arbeiten, ohne dass Deine Leistungen beeinträchtigt werden. Zudem musst Du den Ausbildungsbetrieb informieren, Dich an die Vorschriften des (Jugend-) Arbeitsschutzgesetzes halten und Einkommensfreigrenzen einhalten.

Stipendium 

Es gibt Anbieter für Stipendien, die diese in unterschiedlicher Höhe sowie zu verschiedenen Bedingungen vergeben. Informiere Dich daher über Stipendien, die für Dich infrage kommen, zum Beispiel bei der Horizont-Stiftung, bei Eramus+, bei offiziellen Einrichtungen wie dem Bundesministerium für Bildung und Forschung oder bei privaten Stiftungen – und damit ist die Liste an Möglichkeiten noch lange nicht zu Ende. Den Aufwand für eine intensive Internetrecherche zu tätigen, lohnt sich also im wahrsten Sinne des Wortes.

Unterhalt 

Wie Du nun bereits weißt, sind Deine Eltern während Deiner Ausbildung zu Deinem Unterhalt verpflichtet. Diese Unterhaltspflicht kann sich reduzieren, falls Du Anspruch auf Förderungen wie BAB oder BAföG hast. Deine exakten Ansprüche kannst Du der sogenannten Düsseldorfer Tabelle entnehmen. Sie hängen aber auch von individuellen Faktoren wie dem Einkommen Deiner Eltern ab. Falls sich die Eltern allerdings weigern, bleibt nur die Möglichkeit einer Klage, wozu Du Dich beim Amt für Ausbildungsförderung beraten lassen kannst. Ob Du diesen Weg gehen möchtest, entscheidest Du schlussendlich selbst. Wenn ja, so kannst Du zur Überbrückung gegebenenfalls einen „Antrag auf Vorausleistung“ stellen.

Wohngeld

Eine weitere Möglichkeit der finanziellen Bezuschussung, die durch die steigenden Mietpreise an Bedeutung gewinnt, ist das Wohngeld. Unter Umständen kannst Du als Azubi also Wohngeld beantragen, um eine eigene Wohnung zu finanzieren. Wohngeld steht Dir außerdem nur zu, wenn ein Schüler-BAföG- oder BAB-Antrag abgelehnt wurde.

Fazit

Die meisten Azubis finanzieren ihre Ausbildung durch die Mischung aus ihrem Ausbildungsgehalt und Unterhalt durch ihre Eltern – oft leben sie sogar noch bei ihren Eltern. Doch diese Mischung ist nicht immer möglich oder ausreichend. Dann genießt Du viele andere Optionen, um Deine Lebenshaltungskosten während der Ausbildung zu stemmen. Das gilt auch für Sonderfälle wie eine Umschulung oder eine Ausbildung über 30. Informiere Dich daher ausgiebig, dann findest gewiss auch Du eine Lösung, um Deine Ausbildungszeit finanziell zu überbrücken.

Veröffentlicht
28.05.2024

Author:in
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