Ein Arbeitszeugnis oder Zwischenzeugnis kann viele Vorteile bieten. © Getty Images / RBFried

© Getty Images / RBFried

So kannst Du um ein Arbeitszeugnis bitten – ohne Misstrauen zu säen

Es ist nicht unüblich, hin und wieder ein Zwischenzeugnis zu beantragen. Schnell weckt es jedoch den Verdacht, dass Du das Unternehmen zeitnah verlassen möchtest. Wie kannst Du das verhindern, ohne auf das Zwischenzeugnis mit all seinen Vorteilen zu verzichten?


Sämtliche Karriereexperten empfehlen, sich regelmäßig ein Zwischenzeugnis ausstellen zu lassen. Denn ein richtiges Arbeitszeugnis kann erst nach Beendigung des Arbeitsverhältnisses beantragt werden – und dann ist der Bewerbungsprozess oft schon vorüber. Ein Zwischenzeugnis kann also tatsächlich der Jobsuche trotz bestehendem Arbeitsverhältnis dienen. Deshalb wird es von Personalern kritisch beäugt. Allerdings solltest Du Dich davon nicht abschrecken lassen.

Welche Vorteile bringt ein Zwischenzeugnis?

Ein Zwischenzeugnis ist eine vorläufige Bewertung Deiner Arbeitstätigkeit und da Du Dich in einem bestehenden Anstellungsverhältnis befindest, fällt dieses in den allermeisten Fällen gut aus. Deshalb ist es sinnvoll, sich dieses nach größeren Erfolgen oder nach einem Lob durch die Vorgesetzten ausstellen zu lassen. So hast Du das perfekte Dokument zur Hand, um Dich beispielsweise intern oder extern zu bewerben. Das gilt selbst, wenn Du aktuell keinen Jobwechsel planst – schließlich könnte sich das in Zukunft ändern. So verhinderst Du außerdem, dass Dir bei einem negativen Auseinandergehen ein schlechtes Arbeitszeugnis schadet. Zwar muss dieses in der Theorie objektiv ausgestellt werden, trotzdem reagieren die Verfasser manchmal nicht so professionell wie gewünscht, wenn Du das Unternehmen freiwillig oder unfreiwillig verlässt. Ein Zwischenzeugnis ist somit stets auch eine Form der Absicherung für die Zukunft.

Papierflugzeug mit sitzendem jungen Mann © SvetaZi / Getty Images
Ein Arbeitszeugnis ist mehr als nur ein Stück Papier. Es ist ein Nachweis deiner Fähigkeiten, deiner Leistungen und deines Verhaltens während deiner Beschäftigung. Aber was genau bedeutet das und wie kannst du es zu deinem Vorteil nutzen? 

Ein weiterer Vorteil von regelmäßigen Zwischenzeugnissen besteht darin, dass sie als Beleg dienen, wann Du welcher Arbeitsbeschäftigung nachgegangen bist. Das kann gegenüber potenziellen Arbeitgebern oder auch gewissen Ämtern wichtig sein. So oder so stellt es ein wertvolles Dokument dar. Dieses zu haben und nicht zu brauchen, ist letztendlich besser, als es zu benötigen und nicht zu haben. Deshalb solltest Du immer wieder ein Zwischenzeugnis beantragen. Aber wie gelingt das, ohne Misstrauen zu säen?

Zwischenzeugnis ohne Misstrauen: 5 Tipps 

Wie vorab erwähnt, wird ein Zwischenzeugnis gerne genutzt, um sich auf Jobsuche aus einer bestehenden Anstellung zu begeben. Das wissen auch Deine Vorgesetzten oder die Personaler, weshalb sie skeptisch werden können, wenn Du ein Zwischenzeugnis beantragst. Was Du also brauchst, sind die richtigen Argumente und eine geeignete Formulierung, um den Wunsch nach einem Zwischenzeugnis zu äußern, ohne Dir berufliche Chancen im Unternehmen zu verbauen. Genau hier liegt der Balanceakt, den es zu meistern gilt – und folgende Tipps helfen Dir dabei: 

1. Begründe Deinen Wunsch.

Theoretisch ist es möglich, ein Zwischenzeugnis ohne Begründung anzufordern. In diesem Fall ist es aber besser, freiwillig einen Grund zu nennen. Ansonsten beginnen die Empfänger zu interpretieren und gehen vielleicht vom „Worst-Case-Szenario“ aus: Deiner baldigen Kündigung. Es ist aber nicht nur wichtig, überhaupt einen Grund zu nennen, sondern er sollte natürlich richtig gewählt werden… 

2. Nenne den richtigen Grund.

Natürlich gibt niemand zu, dass er das Zwischenzeugnis für Bewerbungen nutzen möchte. Dennoch gibt es gute Gründe, ohne Absichten, den Job zu wechseln, ein Zwischenzeugnis zu beantragen. Auch das ist den Vorgesetzten, Personalern & Co bewusst. Es ist daher nicht unüblich, nach einer schriftlichen Bewertung zu fragen, wenn Du dafür zum Beispiel die lange Betriebszugehörigkeit ohne schriftliche Leistungsbewertung nennst. Weitere gängige Gründe sind größere Veränderungen, wie der Wechsel eines Vorgesetzten, eine Elternzeit, ein Sabbatical, eine Weiterbildung oder ein interner Stellenwechsel. Halte daher die Augen nach guten Gelegenheiten offen, die Deinen Wunsch nach einem Zwischenzeugnis nachvollziehbar begründen – dann weckt es weniger Misstrauen.

3. Schmiede gemeinsame Zukunftspläne.

Sinnvoll ist auch, den Wunsch nach einem Zwischenzeugnis in einem persönlichen Gespräch zu äußern, ihn kurz zu erläutern und direkt anschließend mit dem Unternehmen gemeinsame Zukunftspläne zu schmieden. Wie sehen Deine langfristigen Ziele bei dem Arbeitgeber aus? Welche Weiterbildungen möchtest Du im kommenden Jahr belegen? Solche und weitere Themen zu besprechen, bekräftigt Deine Argumentation, dass Du langfristig im Unternehmen bleiben möchtest und derzeit keinen Jobwechsel planst; trotz Zwischenzeugnis.

4. Mache das Zwischenzeugnis von Beginn an zur Routine. 

Wenn Du in regelmäßigen Abständen nach einem Zwischenzeugnis fragst, aber dennoch über viele Jahre im Unternehmen bleibst, so sinkt mit jedem weiteren Zeugnis die Skepsis. Je früher es also „normal“ für die Vorgesetzten und Personaler wird, dass Du um ein Zwischenzeugnis bittest, desto weniger Gedanken musst Du Dir darum in Zukunft machen. Beginne daher schon früh in Deinem Anstellungsverhältnis damit, ein Zwischenzeugnis anzufordern, beispielsweise nach dem Ende der Probezeit, nach dem ersten Jahr oder nach einem erfolgreich abgeschlossenen Projekt – natürlich in Kombination mit den weiteren genannten Tipps.

5. Nutze es als „Weckruf“ – aber mit Vorsicht. 

Zuletzt kann es sogar gut sein, ein bisschen Misstrauen zu säen. Vielleicht befürchtet der Arbeitgeber plötzlich, Dich als Arbeitskraft zu verlieren und macht Dir ein Angebot oder kommt einer Forderung nach. Wenn Du tatsächlich den Job wechseln möchtest, weil Du im aktuellen Unternehmen unzufrieden bist oder Deine Karriereziele nicht erreichen kannst, aber auf taube Ohren stößt, kann das Zwischenzeugnis ein strategischer Schritt sein. Jedoch darfst Du es niemals als Drohung missbrauchen, ansonsten könnte das Arbeitsverhältnis nachhaltigen Schaden nehmen. Auch bei einem „Weckruf“ ist daher viel Fingerspitzengefühl gefragt und selbst, wenn er wirkungslos bleibt, so hast Du zumindest ein Zwischenzeugnis zur Hand, um Dich anderweitig zu bewerben.

Veröffentlicht
14.08.2023