3d Rendering von Translucent Blue Dollar Symbol auf rotem Hintergrund © Hector Roqueta Rivero / Getty Images

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Gehaltstransparenz: Wie sehr sollten sich Jobsuchende vergleichen?

Seit dem Entgelttransparenzgesetz genießt Du deutlich mehr Möglichkeiten, um Dein Gehalt zu vergleichen. Doch schon zuvor gab es Möglichkeiten, über Kontakte oder das Internet Vergleichsgehälter zu recherchieren. Wie sinnvoll ist das?


Bei Bewerbungsprozessen musst Du häufig bereits im Anschreiben eine Gehaltsvorstellung angeben. Vor allem, wenn es sich um Deinen Berufseinstieg handelt, kann es schwierig sein, hierbei einen realistischen Wert zu ermitteln, der die Personaler nicht abschreckt, mit dem Du aber auch nicht unterbezahlt bist. Es handelt sich daher stets um einen Balanceakt und Vergleichswerte können dabei helfen, diesen einfacher sowie besser zu meistern. Das gilt selbst, wenn Du bereits mit beiden Beinen im Berufsleben stehst und den Job wechselst. Auch dann stellen sich schließlich Fragen, wie: Wie viel mehr kann ich fordern? Welche Gehaltsniveau ist für eine Führungsposition üblich? So oder so ähnlich sehen typische Herausforderungen bei der Ermittlung Deiner Gehaltsvorstellung aus.

Mehr Gehaltstransparenz schadet nicht

Über Geld spricht man nicht, lautet ein ungeschriebenes Gesetz, an das sich in Deutschland die meisten Menschen halten. Schließlich birgt das Thema ein großes Konfliktpotenzial und es kann negative Gefühle wie Neid oder Scham wecken. Dies hat in der Vergangenheit dazu geführt, dass nur wenige Personen realistisch einschätzen konnten, wie viel ihre Kollegen oder auch ihr Bekanntenkreis verdienen – und ob sie selbst über- oder unterdurchschnittlich bezahlt sind. Die Folge waren oft Hemmungen, mehr Geld einzufordern, vor allem bei Frauen, die manchmal weniger selbstbewusst und verhandlungssicher sind. Um die Gender Pay Gap zu bekämpfen, wurde daher das Entgelttransparenzgesetz eingeführt und insgesamt plädieren seit einigen Jahren immer mehr Personen dafür, offen über das Thema Gehalt zu sprechen. Das Ziel ist mehr Gerechtigkeit, auch, aber nicht nur, zwischen den Geschlechtern

Aber auch das Internet hat ein Umdenken angestoßen. Denn plötzlich ist es möglich, anonyme Gehaltsangaben zu recherchieren und dadurch herauszufinden – oder selbst zu veröffentlichen – wie hoch die Gehälter auf gewissen Positionen sind. Dies erleichtert es im Bewerbungsprozess oder vor Gehaltsverhandlungen eine realistischere Vorstellung als Verhandlungsgrundlage zu entwickeln. Immer mehr Unternehmen geben mittlerweile sogar bei Stellenausschreibungen das Gehalt oder zumindest eine Gehaltsspanne an. Wann immer dieses also nicht festgeschrieben ist, beispielsweise durch einen Tarifvertrag, ist Gehaltstransparenz richtig und wichtig. Sie vereinfacht es für Berufseinsteiger, Frauen oder einfach Personen, die sich bezüglich ihres Werts auf dem Arbeitsmarkt unsicher sind, eine realistische Wunschvorstellung zu entwickeln und diese in der Gehaltsverhandlung durchzusetzen.

Am Ende zählen nur die richtigen Argumente 

Genau an dieser Stelle kommt es aber häufig zu einem Trugschluss. Denn das gängige Gehalt für Deinen Job zu kennen, impliziert nicht automatisch, dass Du dieses erhältst. Das Gehaltsniveau anderer Personen ist in Verhandlungen kein durchschlagendes Argument und zudem gibt es große individuelle Unterschiede, beispielsweise je nach Region oder Größe des Unternehmens, in dem Du tätig bist. Hinzu kommen vielleicht Vereinbarungen wie eine verkürzte Arbeitszeit, eine Homeoffice-Regelung oder eine betriebliche Altersvorsorge, die das Gehalt auf den ersten Blick schmälern können, aber auf den zweiten Blick einen anderen Mehrwert bieten. Die Gehaltstransparenz ist daher nur ein Werkzeug, doch dieses musst Du anschließend selbst anwenden. Sobald Du also eine realistische Gehaltsvorstellung hast, gilt es die passenden Argumente zu entwickeln, weshalb Du genau dieses Gehalt auch verdienst – im wahrsten Sinne des Wortes. Dabei ist es wichtig, den Blick nicht nach außen zu richten, beispielsweise eben auf die Gehälter Deiner Kollegen, sondern nach innen:

Gute Leistungen, besondere Qualifikationen, langjährige Berufserfahrung, zusätzliche Tätigkeitsbereiche oder ein positiver Einfluss auf die Arbeitsatmosphäre im Team sind zum Beispiel überzeugende Argumente, die Du ganz unabhängig von den recherchierten Zahlen nutzen solltest, um das maximal mögliche Gehalt auszuhandeln – bei einer Jobsuche und in einem bestehenden Arbeitsverhältnis. Dann schaffst Du es vielleicht sogar, ein überdurchschnittliches Gehalt oder andere Vereinbarungen nach Deinen Vorstellungen zu erreichen, wie die vorab erwähnte Homeoffice-Option. Dich zu sehr zu vergleichen, könnte Dich daher sogar einbremsen und Dich von einer Forderung abhalten, die in Deinem individuellen Fall durchaus realistisch und angemessen wäre. Genau deshalb ist es so wichtig, die Gehaltstransparenz eben nur als ein Hilfsmittel zu betrachten, niemals aber als alleinige Richtlinie für Deine Gehaltsforderungen.

Veröffentlicht
04.03.2024

Author:in
Mirijam Merkoffer