Mann sitzt vor Laptop mit Videokonferenz © 10'000 Hours / Getty Images

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Work-Life-Integration im Homeoffice – ja oder nein?

Viele Menschen sehen im Homeoffice vor allem den Vorteil einer besseren Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Andere betonen, wie wichtig es sei, auch bei der Heimarbeit das Berufs- sowie Privatleben strikt zu trennen. Es lohnt sich demnach ein genauerer Blick auf das Thema Work-Life-Integration.


Die sogenannte Work-Life-Balance ist ein vieldiskutiertes Thema in den vergangenen Jahren. Schnell gewinnt der Job im eigenen Leben nämlich Oberhand und es bleibt zu wenig Zeit für private Belange, was sowohl für Verpflichtungen als auch für die Freizeit gilt. Eine ausgewogene Work-Life-Balance ist jedoch wichtig, um langfristig zufrieden zu sein und gesund sowie leistungsfähig zu bleiben. Bei diesem Modell wird allerdings davon ausgegangen, dass Berufliches und Privates als zwei voneinander getrennte Positionen gegeneinander abgewogen werden, sodass sich ein Gleichgewicht ergibt. Anders bei der Work-Life-Integration, die derzeit immer mehr in den Fokus rückt: Hierbei verfließen die Grenzen zwischen Privat- und Berufsleben, sodass diese zu einer Einheit werden. Möglich wird das durch flexible Arbeitsmodelle wie das Homeoffice, die zunehmend an Bedeutung gewinnen – Tendenz steigend.

Die Work-Life-Integration bringt durchaus Vorteile mit sich 

Bei der Work-Life-Integration, auch Work-Life-Blending genannt, kann also keine klare Linie mehr zwischen Beruflichem und Privatem gezogen werden. Das gilt beispielsweise örtlich wie bei der Arbeit im Homeoffice, aber das gilt auch zeitlich, denn immer mehr Arbeitnehmer arbeiten beispielsweise während des Urlaubs am Strand oder sie betreuen neben der Heimarbeit ihre Kinder bei den Hausaufgaben. Die Work-Life-Integration erlaubt demnach ein ganz neues Maß an Multitasking, bei dem die Grenzen zwischen Arbeits- und Freizeit fließend sind. Das bedeutet für viele Menschen durchaus, auch private Verpflichtungen besser erfüllen und dadurch ihren privaten Stress reduzieren zu können. Sie genießen mehr Flexibilität bei der Gestaltung ihrer Arbeits- sowie Freizeit und diese neue Form der Selbstbestimmung sorgt in vielen Fällen für mehr Zufriedenheit mit der Arbeit, aber auch im Allgemeinen. Weitere Vorteile der Work-Life-Integration liegen in

  • der Möglichkeit, private mit beruflichen Aufgaben sinnvoll zu verbinden, beispielsweise den Wocheneinkauf mit der Fahrt zu einem Kundentermin.
  • der Ortsunabhängigkeit, sodass immer und überall gearbeitet werden kann, auch im Urlaub mit den Kindern, falls Du während ihrer Schulferien nicht frei nehmen kannst.
  • der besseren Vereinbarkeit von Beruf und Familie, weil die Kinderbetreuung neben der Arbeit möglich wird.
  • der steigenden Effizienz, sodass mehr Freizeit bleibt, ohne Abstriche bei der eigenen Karriere machen zu müssen.
  • der Individualisierung der Arbeitszeiten, sodass jeder genau dann arbeiten kann, wenn er oder sie am produktivsten ist – auch mitten in der Nacht oder am Wochenende, wenn gewünscht.
  • Der einfacheren Erfüllung aller Bedürfnisse, ohne sich vor dem Arbeitgeber rechtfertigen zu müssen, warum die Mittagspause länger als gewöhnlich ausgefallen ist; um nur ein Beispiel von vielen zu nennen.

Mehr Flexibilität, mehr Selbstbestimmung, weniger Stress – das kann und sollte Work-Life-Integration in der Theorie also bedeuten. In der Praxis funktioniert das jedoch nur, wenn du richtig an die Sache herangehst. Denn durchaus warten bei diesem Arbeitsmodell auch einige Stolpersteine. 

Potenzielle Gefahren, wenn die Grenzen verfließen

Richtig umgesetzt, bedeutet die Work-Life-Integration für die Arbeitnehmer also mehr Zufriedenheit, mehr Motivation und mehr Produktivität. Das kommt unterm Strich auch dem Arbeitgeber zugute. Niemand muss mehr ein schlechtes Gewissen haben, wenn während der Arbeitszeit private Nachrichten beantwortet werden oder wenn die Kinder im Homeoffice immer wieder Aufmerksamkeit erfordern. Allerdings kann gerade dieses Multitasking auf Dauer auch sehr anstrengend werden. Falsch umgesetzt, bedeutet die Work-Life-Integration unter Umständen also eine Mehrfachbelastung und damit einen echten Produktivitätskiller. Einige Menschen haben plötzlich keinen Feierabend, kein Wochenende und keinen Urlaub mehr, sprich keine Zeiträume zum Abschalten. Sie sind immer erreichbar und immer damit beschäftigt, ihre beruflichen sowie privaten „To-Do-Listen“ abzuhaken. Schlimmstenfalls endet das darin, sowohl die privaten als auch die Anforderungen im Job nicht mehr erfüllen zu können und eines Tages ein Burnout-Syndrom zu entwickeln. Auf die richtige Organisation kommt es daher an, um solche Gefahren verhindern und die Vorteile von Work-Life-Blending optimal ausnutzen zu können.

Tipps, wie die Work-Life-Integration gelingt

Selbstmanagement ist demnach das wichtigste Stichwort, damit Work-Life-Integration tatsächlich funktionieren und konkrete Vorteile bringen kann. Wenn nämlich die Grenzen zwischen Berufs- und Privatleben fließend sind, liegt es an Dir selbst, diese zu ziehen. Es ist wichtig, dass Du trotzdem ausreichend Entspannungszeiträume in den Alltag integrierst, um körperlich sowie gedanklich abzuschalten und trotz Multitasking auch Zeiträume zu finden, um Deine Ressourcen wieder aufzuladen. Work-Life-Integration bedeutet demnach nicht, dass Dein Alltag strukturlos sein sollte – sondern lediglich, dass Du diese Struktur selbst bestimmen kannst. Du selbst musst also herausfinden, wie Du private und berufliche Verpflichtungen so jonglierst, dass Du sie optimal erfüllst und gleichzeitig ausreichend Freizeit hast. Du musst Dir einen Feierabend setzen, ein Wochenende und einen Urlaub. Du wirst sozusagen Dein eigener Chef, ohne Dich selbständig machen zu müssen. Ein Stück weit gleicht die Work-Life-Integration damit einem selbständigen Arbeitsmodell mit all seinen Vorteilen sowie Herausforderungen. Wenn Du aber das notwendige Organisationstalent mitbringst, überwiegen die Vorteile deutlich.

Homeoffice Vorteile © Alexander Spatari / Getty Images
Vor über einem Jahr begann für viele die Zeit des dauerhaften Homeoffice. Die meisten Menschen freuen sich darüber und möchte die Vorteile nicht mehr missen: 

Fazit

Work-Life-Integration kann funktionieren, wenn Arbeitnehmer und Arbeitgeber gleichermaßen richtig an die Sache herangehen. Das bedeutet eine gute Organisation auf der Arbeitnehmerseite und eine realistische Erwartungshaltung sowie einen Vertrauensvorschuss auf der Arbeitgeberseite. Eine offene Kommunikation ist daher wichtig, wenn ein flexibles Arbeitsmodell eingeführt wird, das die Work-Life-Integration ermöglicht, um Ziele, Regeln & Co zu klären. Daraufhin folgt oftmals eine Phase des Ausprobierens und schließlich bedeutet die Work-Life-Integration bestenfalls tatsächlich auch eine steigende Work-Life-Quality. Dieser noch relativ neue Begriff wird daher in Zukunft ebenfalls weiter an Bedeutung gewinnen. Solche innovativen Konzepte zu kennen sowie auszuprobieren, kann sich demnach für jedes Unternehmen und jede Einzelperson lohnen.

Veröffentlicht
11.04.2022