Hinter dem, was der Chef sagt, steckt nicht selten eine andere Botschaft. © Portra Images / Getty Images

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Das ABC der Floskeln: Was Dein Chef sagt vs. was er wirklich meint

Leere Phrase oder tiefere Bedeutung? Ein kleiner Witz am Rande oder ein Missverständnis? Die Kommunikation zwischen Vorgesetztem und Mitarbeiter birgt so manchen Stolperstein. Doch wer das ABC der leeren Phrasen und Bürofloskeln kennt, der kommt dadurch zukünftig nicht mehr ins Wanken.


Mikrokosmos Büro – und täglich grüßt das Murmeltier. So jedenfalls erleben viele Deutsche ihren Arbeitsplatz. Das gilt auch, wenn es um die Kommunikation mit dem Vorgesetzten geht. Denn die meisten Führungskräfte haben über die Jahre ihre eigene Sprache entwickelt und so manche leere Floskel in ihren Wortschatz übernommen, welche wiederum von ihren Chefs gerne verwendet wird. Nach und nach hat sich so ein ganz eigenes ABC der Führungsetagen entwickelt, das bei den Mitarbeitern für manches Rätsel sorgt. Was also sind nur leere Phrasen, was meint Dein Chef mit seinen Floskeln wirklich und wann solltest Du seine Worte ernst nehmen, anstatt darüber zu schmunzeln? Folgende Entschlüsselung des kleinen ABCs der Chefs liefert Dir die Antworten:

  • Ich stimme Ihnen da vollkommen zu!

Eventuell stimmt der Chef Dir tatsächlich zu. Vielleicht wollte er Dich aber auch einfach auf eine höfliche Art und Weise unterbrechen, um die Besprechung zu beschleunigen. Das bedeutet nicht, dass er Dir diesbezüglich tatsächlich den Rücken stärken wird.

  • Das ist suboptimal gelaufen!

Worüber auch immer der Chef mit dieser Phrase spricht – er ist damit sehr unzufrieden.

  • Da bin ich schon dran!

Wenn Du auf etwas wartest und auf Deine Nachfrage diese Antwort bekommst, hat Dein Vorgesetzter mit großer Wahrscheinlichkeit noch gar nicht mit der Aufgabe begonnen. Er sagt sozusagen in verschlüsselter Form, dass er dafür noch keine Zeit hatte und Du ihn nicht nerven sollst.

  • Waren Sie gestern zu lange wach?

Solche Sprüche von Seiten des Vorgesetzten sind häufig eine unterschwellige Anspielung. Auch ähnliche „Hinweise“ fallen in diese Kategorie. Versuch also zwischen den Zeilen zu lesen, ob Dir Dein Chef sagt, dass Du müde wirkst, dich zu häufig verspätest, nachlassende Leistungen erbringst o. ä. – solche Phrasen können eine Warnung sein, obwohl sie nach einem Witz klingen.

  • Ich komme auf Sie zurück, sobald ich zwischen meinen Terminen Zeit finde!

Klingt, als sei dem Chef Dein Anliegen sehr wichtig? Vermutlich hat er Euer Gespräch schon vergessen, bevor er das Büro verlassen hat. Und mit großer Wahrscheinlichkeit wird er nicht oder erst nach langer Zeit tatsächlich deswegen auf Dich zurückkommen. Auf gut Deutsch hat Dein Chef damit nämlich gesagt, dass seine anderen Termine wichtiger sind, er viel beschäftigt ist und Du das Problem doch möglichst selbst lösen sollst.

  • Gehaltserhöhungen sind derzeit leider nicht im Budget!

In einer Gehaltsverhandlung handelt es sich dabei häufig um eine Ausrede, weil der Vorgesetzte keinen Grund sieht, um Dein Gehalt zu erhöhen.

  • Wir möchten in den kommenden Wochen die Performance erhöhen!

Auf Dich warten in den nächsten Wochen zahlreiche Überstunden.

  • Wir kommen auf Ihren Vorschlag zurück!

Mit diesem Satz hat Dich der Chef im Meeting unterbrochen? Vermutlich hat er Deine Idee als irrelevant empfunden und wird nicht darauf zurückkommen.

  • Diese Aufgabe hat oberste Priorität!

Dir wird mit diesen Worten ein Projekt übertragen? Dann fühlst Du Dich gewiss geschmeichelt, hängst Dich voll rein und erbringst Höchstleistungen. Nach einer Rekordzeit lieferst Du das Ergebnis ab – und es kommt keine Reaktion. Für manche Vorgesetzte ist das tatsächlich nur eine leere Phrase, die sie ständig verwenden.

Fazit

Was Du also brauchst, um den Chef „richtig“ zu verstehen, ist etwas Geduld, um ihn kennenzulernen, und das Talent, zwischen den Zeilen zu lesen. Schnell wirst Du dann herausfinden, was nur leere Phrasen sind und was er wirklich meint. Sollte sein Verhalten bei Dir für Unmut sorgen, suchst Du am besten das Vieraugengespräch. Häufig sind seine Kommentare oder sein Schweigen gar nicht böse gemeint, sondern er ist schlichtweg selbst unter Druck. Schließlich arbeitet Dein Vorgesetzter in einer „Sandwich-Position“, die nicht einfach ist. Es gilt daher, auch mal seine Perspektive einzunehmen und nicht jedes seiner Worte auf die Goldwaage zu legen. Wenn es Dir jedoch wichtig erscheint, steh für Dich ein und kommuniziere mit Selbstbewusstsein. So lassen sich Missverständnisse vermeiden und Du fühlst Dich nicht (länger) übergangen.


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Veröffentlicht
09.06.2020