An deutschen Hochschulen bricht
fast jeder Dritte in der Frühphase sein Studium ab und muss sich neu orientieren. Nach einer bundesweit repräsentativen Studie stieg die Abbruchquote bei Bachelor-Studenten im Vergleich zu früheren Untersuchungen von 28 auf 29 Prozent.
Während die
Quote an Universitäten leicht von 33 auf 32 Prozent sank, stieg sie an
Fachhochschulen deutlich von 23 auf 27 Prozent. Besonders gravierend wirkt sich das
Massenphänomen Studienabbruch in mathematisch-naturwissenschaftlichen Studiengängen mit Quoten von 39 Prozent an Universitäten und 42 Prozent an Fachhochschulen aus.
Knapp die Hälfte aller Abbrecher verlassen in den ersten beiden Semestern die Hochschule, weitere 29 Prozent im dritten oder vierten Semester. Die überwiegende Mehrheit der Studienabbrecher finde nach dem Verlassen der Hochschule
schnell eine Bildungs- oder Berufsalternative, heißt es in dem Report. Ein halbes Jahr nach dem Abschied von der Uni hätten
43 Prozent eine Berufsausbildung aufgenommen,
31 Prozent seien erwerbstätig.
Hauptmotiv für Studienabbrecher: zu hohe Leistungsanforderungen
Die vom
Bundesforschungsministerium geförderte repräsentative Studie des
Deutschen Zentrums für Hochschul- und Wissenschaftsforschung (DZHW) nennt auch Motive von Studienabbrechern. Unter denjenigen, die ein Bachelor-Studium ohne Abschluss beendeten, seien "unbewältigte
Leistungsanforderungen" der Hauptgrund (30 Prozent) vor
mangelnder Motivation (17 Prozent). Für 15 Prozent ist der
Wunsch nach mehr Praxis entscheidend. Finanzielle Engpässe und die schwierige Vereinbarkeit von Erwerbstätigkeit und Studium spielen der Untersuchung zufolge eine nachrangige Rolle.
"Der
frühe Zeitpunkt eines Studienabbruchs und der schnelle Wechsel in eine Ausbildung weisen darauf hin, dass viele junge Menschen noch nicht genau wissen, welchen Berufsweg sie einschlagen möchten", sagte Bundesforschungsministerin
Johanna Wanka (CDU) bei der Präsentation der DZHW-Studie. "Das zeigt,
wie wichtig eine gute Berufsorientierung bereits in der Schulzeit ist." Hier habe der Bund seine Angebote massiv ausgebaut. "Die Ergebnisse zeigen aber auch, dass ein Studienabbruch
kein Scheitern der beruflichen Karriere bedeutet."
Studenten mit Migrationshintergrund tun sich oft besonders schwer
In der bislang breitesten Untersuchung zu dem Thema wurde die Studienabbruchquote auf Basis des Absolventenjahrgangs 2014 berechnet. Um das Phänomen umfassend zu durchleuchten, wurden nicht nur gut
6000 Exmatrikulierte befragt, sondern auch Fakultätsleitungen ausgewählter Fachbereiche und Beratungseinrichtungen. Das Forschungsprojekt im Auftrag des Bundesministeriums begann Anfang 2014 und endete Mitte 2016. Einbezogen wurden
32 Universitäten und 28 Fachhochschulen.
Eine von der Stiftung
Mercator geförderte Teilstudie ergab, dass die Abbruchquote von sogenannten
"Bildungsinländern" - der einzigen bislang statistisch erfassbaren Gruppe von Studierenden mit Migrationshintergrund - im Bachelor-Studium sogar bei 43 Prozent liegt. «Die Studie hat verdeutlicht, dass die Bewältigung eines Studiums
für Menschen aus Zuwanderungsfamilien eine besondere Herausforderung darstellt», sagte
Wolfgang Rohe von der Stiftung.
Text: Werner Herpell, dpa
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