Fröhlicher optimistischer junger indischer bärtiger Mann, der telefoniert, um Pläne zu besprechen, und mit verträumtem Gesichtsausdruck wegschaut. © Vadym Pastukh / Getty Images

© Vadym Pastukh / Getty Images

Storytelling im Bewerbungsprozess: Wann und wie Du es einsetzen kannst

Menschen lieben Geschichten. Durch Geschichten werden sie emotional berührt. Sie erregen Aufmerksamkeit und bleiben im Gedächtnis. Diesen jahrtausendealten Effekt kannst und solltest Du im Bewerbungsprozess nutzen – durch Storytelling.


Durch Gespräche mit anderen Personen, digitale Medien & Co prasseln jeden Tag unzählige Informationen auf Dich ein und die meisten von ihnen wirst Du schnell wieder vergessen. Denn was im Langzeitgedächtnis abgespeichert wird und was nicht, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Emotionen sind einer davon: Je emotionaler ein Erlebnis war, desto tiefer prägt es sich im Gedächtnis ein. Dies geht auf die enge Verknüpfung des Gedächtnisses im Hippocampus mit der Amygdala zurück, die für die emotionale Bewertung von Reizen verantwortlich ist. Es sind somit vor allem persönliche Erlebnisse und Erinnerungen, die langfristig gespeichert werden. Als genau solche bewertet das Gehirn auch Geschichten, sprich eine Geschichte wird bei der Verarbeitung mit persönlichen Erlebnissen gleichgesetzt und ähnlich bewertet. Je größer die Emotionen sind, die durch die Geschichte geweckt werden, desto eher schafft sie es ins Langzeitgedächtnis.

Was bedeutet das für Deine Bewerbung?

Dieser kurze und stark vereinfachte Abriss über das Gehirn und die Verarbeitung von Informationen soll Dir bewusst machen: Wenn Deine Bewerbung nicht nur nüchterne Fakten und Daten erhält, sondern eine emotionale Geschichte erzählt, bleibt sie den Lesern eher im Gedächtnis. Dadurch steigt Deine Chance erheblich, aus der Masse hervorzustechen und eine Einladung zum Vorstellungsgespräch zu ergattern. Zudem helfen Dir Geschichten dabei, Deine Personal Brand zu definieren und zu kommunizieren. Ziel ist also, Deine (!) Geschichte zu erzählen und sie so zu verpacken, dass sie bei den Lesern die gewünschten Gefühle weckt. Am besten beeindruckst Du sie auf eine positive Weise, berührst sie emotional und machst sie neugierig auf ein persönliches Kennenlernen. Bevor Du das nächste Mal eine Bewerbung schreibst, lohnt es sich also, Dich erst einmal mit Deiner Personal Brand auseinanderzusetzen und Deine persönliche Geschichte zu formulieren. Daraufhin musst Du diese nur noch in der Bewerbung, auf Deinen Profilen in sozialen Netzwerken sowie natürlich im persönlichen Gespräch richtig erzählen – eben so, dass sie den Weg ins Langzeitgedächtnis schafft.

Was ist Storytelling eigentlich?

Bevor Du nun loslegst, lohnt sich noch ein kurzer Blick auf den Begriff. Das Storytelling gewinnt seit einigen Jahren an Bedeutung, wann immer eine Zielgruppe zu einer bestimmten Aktion bewegt werden soll. Die Werbung ist hierfür das prominenteste Beispiel, sprich Marken müssen eine Geschichte erzählen, um ihre Produkte oder Dienstleistungen zu verkaufen und um treue Stammkunden zu gewinnen. Ursprünglich kommt der Begriff aber aus der Kunst, vor allem aus dem Film und der Literatur. Dort ist es seit jeher essentiell, eine bewegende Geschichte zu erzählen, um die Zuschauer beziehungsweise Leser zu fesseln und zu begeistern. Mythen, Märchen und Geschichten sind aber so alt wie die Menschheit selbst und wurden früher bereits mündlich überliefert oder als Höhlenmalereien verewigt. Auf Deine Bewerbung bezogen, geht es beim Storytelling vor allem darum, Deine wahre (!) Geschichte so zu verpacken, dass sie einerseits alle wichtigen Informationen enthält und andererseits Emotionen weckt. Schafft Du diesen Spagat, so bleibt Deine Bewerbung 22-mal besser in Erinnerung, so das Ergebnis von Experimenten an der Stanford University (Quelle: Stanford).

Tipps für besseres Storytelling in Bewerbungsprozessen

Für Dich sollte die Frage daher nicht lauten, ob Du das Storytelling in Bewerbungsprozessen einsetzt, sondern wie. Hier einige Beispiele, wie sich Deine Geschichte schriftlich und mündlich so überliefern lässt, dass Deine Jobchancen erheblich steigen:

  1. Definiere eine Kerngeschichte, die Du einheitlich erzählst und auf der Du Deine Personal Brand aufbaust. Diese Geschichte muss authentisch und einprägsam sein.
  2. Beginne das Bewerbungsanschreiben mit einer Anekdote oder einer kurzen Geschichte, die Du erlebt hast.
  3. Veranschauliche im Lebenslauf Deine persönlichen „Learnings“ oder Erfolge auf der jeweiligen Position.
  4. Nutze lebendige Formulierungen, beispielsweise für Deine Motivation oder Dein Interesse an der Vakanz, am Unternehmen sowie an Deinem Beruf im Allgemeinen.
  5. Nutze im Vorstellungsgespräch kurze (!) Geschichten, um Deine Aussagen zu untermauern, anstatt nur Fakten aufzuzählen.
  6. Erstelle Profile in sozialen oder beruflichen Netzwerken, die Deine Geschichte erzählen und Dich als Personal Brand greifbar machen.
  7. Strukturiere jede Geschichte gut, mit einer Einleitung, einem Hauptteil und einem Schluss – selbst, wenn diese nur wenige Sätze lang ist. Dadurch wird sie besser verstanden und erinnert.
  8. Bleibe authentisch. Zu viele oder übertriebene Geschichten bleiben ansonsten negativ im Gedächtnis und machen Dich unglaubwürdig. 

Auf das richtige Maß kommt es also an und eine Geschichte zu erzählen, heißt im Bewerbungsprozess keinesfalls, diese einfach zu erfinden. Stattdessen geht es darum, Deine ganz persönliche und ehrliche Geschichte zu erzählen. Passe sie zudem auf die jeweilige Vakanz an. Wenn die Geschichte emotional berührt und zugleich deutlich macht, dass Du die perfekte Besetzung für die Stelle bist, hast Du den Job mit großer Wahrscheinlichkeit in der Tasche.

Veröffentlicht
21.05.2024

Author:in
Mirijam Merkoffer