Farbenfrohes Geschäftskonzept mit Sprechblasen auf blauem Hintergrund © HowLettery / Getty Images

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Wie Du richtig kritisierst – und selbst kritikfähiger wirst

Kritik als Chance zu begreifen, fällt vielen Menschen schwer. Auf die richtige Art und Weise kommt es deshalb an, wenn Du andere kritisierst oder selbst kritisiert wirst. Hier einige Tipps.


Im Berufsleben wirst Du früher oder später mit Kritik konfrontiert. Das gilt spätestens im Feedbackgespräch, das in erster Linie der Reflexion dient, was Du gut gemacht hast und wo noch Verbesserungsbedarf herrscht. Jede Kritik ist somit eine Chance, denn sie zeigt Dir diese Potenziale oder auch Fehler auf, die Dir selbst entgangen sind. Sie bietet Dir sozusagen eine andere Perspektive und kann Dich auf einer beruflichen sowie persönlichen Ebene voranbringen. Trotzdem fühlen sich viele Menschen durch Kritik angegriffen und wechseln sofort in den Verteidigungsmodus. Das ist eine normale Reaktion, die jedoch durch die richtige Formulierung geändert oder zumindest abgemildert werden kann. Ebenso ist es wichtig, dass Du selbst lernst, Kritik richtig anzunehmen und umzusetzen.

Konstruktive Kritik: So kritisierst Du richtig

Kritik bedeutet nicht, eine andere Person verbal anzugreifen oder ihr ungefiltert Deine subjektive Meinung zu sagen. Stattdessen gibt es verschiedene Arten von Kritik und nur die konstruktive Kritik gilt als professionell sowie wünschenswert. Denn nur sie ist wirklich hilfreich und verhindert, dass sich Dein Gegenüber verletzt fühlt. Konstruktive Kritik dient also einem konkreten Zweck, zum Beispiel der Erreichung gemeinsamer Ziele. Sie sollte wohlwollend sein und auf einem „Wir-Gefühl“ basieren. Es geht nicht darum, ein Problem zu thematisieren oder auszudiskutieren, sondern gemeinsam zu lösen. Gleichzeitig muss sie hilfreich sein, denn Kritikpunkte zu verschweigen oder als Kompliment zu verpacken, bringt nicht den gewünschten Effekt. Kritik ist somit stets ein Balanceakt. Um diesen zu meistern und zukünftig richtig zu kritisieren, helfen Dir folgende Tipps: 

  • Überlege vorher, was Du kritisieren möchtest und wie.
  • Prüfe, ob die Kritik berechtigt ist und suche gegebenenfalls Beweise.
  • Nutze die richtigen Fragen, durch die Dein Gegenüber die Problematik selbst erkennt. Dadurch steigt zugleich die Akzeptanz der Kritik.
  • Lege ein konkretes Ziel fest, das im beidseitigen Interesse liegt.
  • Warte auf den passenden Moment – nicht zu früh und nicht zu spät nach dem Anlass für die Kritik.
  • Sprich die Kritik unter vier Augen an, niemals vor anderen Personen.
  • Wähle Ich-Botschaften, damit sich Dein Gegenüber nicht angegriffen fühlt und in den Verteidigungsmodus begibt.
  • Mache konkrete Lösungsvorschläge, anstatt nur zu kritisieren. 

Der Ton macht die Musik, sagt man außerdem. Sprich daher mit professionellem sowie freundlichem Tonfall, um eine positive Gesprächsatmosphäre zu kreieren. So bleibt das Ziel im Fokus und die Kritik droht nicht in einem Konflikt zu enden. Zuletzt muss Kritik stets auch situativ sein, sprich jeder Anlass und jede Person erfordert eine andere Herangehensweise. Ein Stück weit braucht konstruktive Kritik daher Übung, denn mit der Zeit wirst Du ein Gefühl dafür bekommen, wen Du wann wie richtig kritisierst. Dann können beide Seiten von der Kritik profitieren und zu einem starken Team zusammenwachsen. 

Feedback von Blue Megaphone auf blauem Hintergrund © mustafaU / Getty Images
In vielen Unternehmen werden mindestens einmal jährlich Feedbackgespräche geführt. Aber was erwartet Dich als Mitarbeiter und wie bereitest Du Dich richtig vor? 

Und wie wirst Du selbst kritikfähiger? 

Dich einmal intensiv mit dem Thema auseinanderzusetzen, ist noch in einer weiteren Hinsicht sinnvoll. Wenn Du nämlich weißt, wie konstruktive Kritik aussieht und weshalb Du Dich durch Kritik schnell angegriffen fühlst, kannst Du auch das leichter ändern. Kritikfähig zu sein, ist schließlich eine wichtige Schlüsselkompetenz im heutigen Berufsleben und eine wichtige Chance für Dich, wie Du nun bereits weißt. Beachte deshalb beim nächsten Mal, wenn Du kritisiert wirst, folgende Tipps:

  • Hör genau zu und hinterfrage, ob die Kritik richtig formuliert wurde. Wenn nicht, so kannst und solltest Du eine konstruktive Formulierung einfordern.
  • Spüre in Dich hinein, ob Du Dich angegriffen fühlst und weshalb. Lerne, eine emotionale Distanz einzunehmen und zu begreifen, dass sich die Kritik nicht gegen Dich als Person richtet.
  • Dadurch kannst Du den Verteidigungsmodus verhindern und offen bleiben für das Feedback, um es optimal zu Deinem Vorteil zu nutzen.
  • Stelle Rückfragen, falls Du die Kritik nicht verstehst oder als ungerechtfertigt empfindest.
  • Frage den Kritiker nach Lösungsvorschlägen und suche selbst nach welchen.
  • Bedanke Dich für die Kritik und begib Dich in einen zielführenden Dialog.
  • Frage nach einiger Zeit, ob die gewünschten Verbesserungen erreicht wurden und sich der Kritikpunkt aufgelöst hat.

Mit dieser Strategie kannst Du Dich nicht nur beruflich sowie persönlich weiterentwickeln, sondern Du strahlst auch Professionalität, Reife, Kritikfähigkeit sowie Eigeninitiative aus. Solltest Du hingegen nach intensiver Reflektion zu dem Schluss kommen, dass die Kritik ungerechtfertigt ist, oder die Person schafft es nicht, sie konstruktiv zu formulieren, so kannst und solltest Du Dich wehren. Kritikfähig zu sein, bedeutet somit nicht, jede Kritik blind anzunehmen, sondern diese ehrlich zu reflektieren und den größtmöglichen Lernerfolg daraus zu erzielen. Manchmal besteht dieser einfach darin, für Dich einzustehen. Manchmal bringt Dich die Kritik fachlich oder persönlich weiter und manchmal lehrt sich Dich, wie Du selbst in Zukunft besser kritisierst. So oder so steckt in ihr eine Chance, die es zu nutzen gilt.

Veröffentlicht
06.07.2023