Recruitainment-Spiel "Reveal" von L'Oreal

©Screenshot: L'Oreal

Recruitainment: Per Computerspiel zum neuen Job

Immer mehr Unternehmen setzen im Bewerbungsverfahren auf Computerspiele, die die Kandidaten bewältigen müssen. "Recruitainment" heißt der neue Testtrend, der nicht unumstritten ist.


Sie sind ein versierter Computerspieler? Dann stehen Ihre Chancen einen Job zu bekommen, gut. Zumindest dann, wenn Sie sich bei einem Unternehmen bewerben, das auf eine noch eher außergewöhnliche Form des Bewerberchecks setzt. Denn was sich ein wenig nach Zukunftsvision anhört, ist bei einigen Unternehmen schon heute Realität: Bewerber, die es in die nächste Runde schaffen wollen, müssen sich zunächst in einem Computerspiel behaupten. Damit möchten Unternehmen die Generation ansprechen, die bereits mit Computerspielen aufgewachsen sind. Recruitainment heißt diese Art der Personalgewinnung, die auch darauf abzielt, sich den Ruf eines modernen und innovativen Arbeitgebers zu sichern und so eine größere Beliebtheit bei Fachkräften zu erlangen.

Recruitainment-Spiele testen nicht Ihre Gamer-Skills

Unternehmen, die diese Methode anwenden, möchten nicht herausfinden, ob Sie tatsächlich der geborene Zocker sind. Vielmehr geht es darum festzustellen, ob Sie über bestimmte Skills verfügen, die für die ausgeschriebene Stelle relevant sind. Dies soll sichtbar werden, indem Sie mit unterschiedlichen Problemen und Aufgaben konfrontiert werden. Statt trockener Fragebögen und Tests wie im herkömmlichen Recruitingverfahren werden die Merkmale des Bewerbers, die für Personaler interessant sind, in den Spielen unter die Lupe genommen. Vielfach müssen Kandidaten dafür in unterschiedliche Rollen schlüpfen, wie etwa beim mehrfach ausgezeichneten Recruitainment-Spiel "Reveal" von L'Oreal (s. Aufmacherfoto). Hier müssen Sie in einer Art Selbst-Assessmentcenter unterschiedliche Aufgaben in den Konzernbereichen lösen. Andere Games prüfen mit Fantasy-Szenarien allgemeine Fähigkeiten wie Teamkompetenz und Empathie. Der Phantasie der Spielemacher sind auch im Recruiting-Bereich keine Grenzen gesetzt. Allerdings dienen diese Spiele nicht in erster Linie dem Zeitvertreib. Es steckt weitaus mehr dahinter. Denn kein Spielzug bleibt am Ende verborgen. So analysiert die Software hinter den Computerspielen jede Mausbewegung, die Sie machen. Daraus wird ein detailliertes Psychogramm abgeleitet. Auf dem Prüfstand sind zum Beispiel Ihre Problemlösungsfähigkeiten und analytischen Kompetenzen. Außerdem möchte Ihr Arbeitgeber herausfinden, wie kreativ Sie in der Problemlösung sind, ob Sie eine gute Auffassungsgabe haben und wie Sie sich in Stresssituation verhalten. Mithilfe dieser Ergebnisse filtert das Unternehmen dann die Kandidaten heraus, die sich aufgrund ihres Spielverhaltens als besonders passend für die ausgeschriebene Stelle erweisen.

Eine gewissenhafte Vorbereitung hilft

Auch für diese Art von Test ist eine gute Vorbereitung ratsam. Machen Sie nur selten oder gar keine Computerspiele, ist es sinnvoll zu üben, bevor Sie sich dem Recruitainment-Spiel widmen. Versuchen Sie sich zunächst an solchen Online-Games, bei denen Sie sich nicht registrieren müssen. So sammeln Sie schon ein wenig Erfahrung und müssen sich nicht erst komplett in das Thema eindenken, wenn es ernst wird. Steht dann das eigentliche Spiel an, sorgen Sie dafür, dass die äußeren Umstände stimmen:

  • Ruhige Umgebung schaffen: Möchten Sie einen Arbeitgeber überzeugen und zeigen, was in Ihnen steckt, sorgen Sie dafür, dass Sie während des Spielens nicht gestört werden. Denn die Aufgaben, die es zu bewältigen gilt, sind häufig komplex. Sie müssen sich also gut konzentrieren.
  • Nehmen Sie sich Zeit: Achten Sie darauf, dass Sie das Computerspiel, das Ihnen vielleicht zu einer Stelle verhilft, nicht zwischen Tür und Angel machen. Planen Sie ausreichend viel Zeit ein.
  • Für eine gute Internetverbindung sorgen: Handelt es sich um ein Online-Spiel, ist es notwendig, dass Sie über eine konstante und zuverlässige Internetverbindung verfügen. Spielen Sie daher am besten in einer Umgebung, in der Sie auf ein stabiles W-LAN zugreifen können.

Auch wenn die Methode, mithilfe von Computerspielen Bewerber heraus zu sieben, innovativ ist, wird sie von Experten durchaus auch kritisch gesehen. Denn durch die Analyse mithilfe von Algorithmen sortiert die Software automatisch jene Kandidaten aus, die anders agieren als vom Unternehmen vorgegeben. Kritiker befürchten, dass die individuelle Persönlichkeit der einzelnen Person dadurch zu wenig Beachtung findet. Immerhin: Viele Unternehmen legen darum auch weiterhin Wert auf das persönliche Vorstellungsgespräch als Ergänzung zum Spiel. Text: Daniela Lukaßen-Held


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Veröffentlicht
03.07.2017