Ein schief laufendes Vorstellungsgesprächs kann man retten

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Der Rat der Weisen: So retten Sie ein schief laufendes Vorstellungsgespräch

Für jeden Bewerber ist es Horror, wenn die ersten Minuten eines Vorstellungsgespräch vollkommen schief laufen. Aber auch jetzt noch können Sie die Situation (und Ihren neuen Job) retten, sagt unser Weise Claus Peter Müller-Thurau.


"Der Rat der Weisen" ist eine Gruppe hochkarätiger Personal- und Karriereexperten, die auf Bewerbung.com regelmäßig Themen rund um Bewerbung, Gehalt und Karriere behandeln. Unser Weiser Claus Peter Müller-Thurau* beschäftigt sich in dieser Woche mit folgender, dramatischen Situation:

"Herr Müller-Thurau, wie kann ich ein schief laufendes Vorstellungsgespräch noch retten?"

Claus Peter Müller-Thurau: "Da reicht jemand dem Gesprächspartner die Hand wie einen nassen Lappen, kann mit einem als Lockerungsübung gedachten Smalltalk nichts anfangen und wirft die Kaffeetasse um, bevor es losgeht. Manche Bewerber verstolpern den Start im Vorstellungsinterview und dann schleicht sich der fatale Gedanke ein, dass die Sache gelaufen sei. Ein vermutetes Scheitern lässt Körper und Seele erschlaffen und im Sinne einer sich selbsterfüllenden Prophezeiung arbeiten manche im weiteren Gespräch an der erwarteten Absage. Aber der erste Eindruck ist nur die halbe Miete. Man kann auch auf den letzten Metern scheitern - oder verlorenen Boden wieder gut machen. Die Bedeutung des letzten Eindrucks wird von vielen unterschätzt. Wenn der forsch auftretende Bewerber seine Gesprächspartner mit falschem Namen verabschiedet, gibt es keine Chance, diesen Fauxpas zu korrigieren, dagegen lassen sich anfängliche Unebenheiten später noch glätten. Jeder Personaler kennt das: Zunächst sehnt man das baldige Ende des Interviews herbei und dann stellt man fest, dass der Gesprächspartner über sich hinauswächst.

"Schwächen, die einem bewusst sind, können einem nicht mehr schaden"

Hier lassen sich Bewerber übrigens in zwei Gruppen einteilen: Die einen trauern dem vergeigten Start des Interviews nach und geraten in eine mentale Blockade, während die anderen sich auf einen überzeugenden Abschluss konzentrieren. Eine gute Chance bietet zum Beispiel die Frage nach den persönlichen Schwächen, die man etwa so abfedern könnte: 'Sie haben es ja gemerkt – ich brauch' immer etwas Zeit, mich in eine ungewohnte Situation hineinzufinden. Ich muss da noch sicherer werden. Daran arbeite ich.' Schwächen, die einem bewusst sind, können einem nicht mehr schaden. Solche Leute werden gesucht. Eine weitere Gelegenheit, den verkorksten ersten Eindruck vergessen zu machen, findet sich in jener späteren Interviewphase, in der man selbst Fragen stellen soll. Jetzt kann man noch einmal richtig zulegen. Etwa: 'Sie haben eingangs gesagt, dass ein neuer Marktauftritt geplant ist. Welche Rolle spielen bei diesen Überlegungen die Social Media?' Sich auf frühere Äußerungen des Gesprächspartners beziehen – das zeigt soziale Intelligenz. Und wer es zum Schluss noch gern wissenschaftlich hätte: Dem letzten Eindruck kommt der "Rezenzeffekt" zugute – er wird im Gedächtnis nicht durch nachkommende Informationen überschrieben." 

Der Rat der Weisen: Mit 52 ist nicht alles vorbei *Der Weise: Claus Peter Müller-Thurau ist Diplom-Psychologe und als Human-Resources-Manager tätig. Er war unter anderem Leiter der Personalentwicklung und Nachwuchsförderung im Axel Springer Verlag und später Geschäftsführer der Personal- und Unternehmensberatung Selecteam GmbH. Müller-Thurau ist Dozent an der FOM Hochschule für Oekonomie und Management in Hamburg und hält Vorlesungen in den Fächern HR-Organisation und HR-Personalwirtschaft. Zur Vorbereitung auf ein Bewerbungsgespräch bietet er auch ein ausführliches Audio-Coaching an: "Das Vorstellungsgespräch: So kommen Sie gut an!"  Mehr Informationen finden Sie unter www.mueller-thurau.de

Veröffentlicht
14.11.2017