Ist ein Outing im Vorstellungsgespräch richtig?

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Ist ein Outing im Vorstellungsgespräch sinnvoll?

Homosexualität ist im Beruf leider immer noch oft ein Tabu-Thema, manchmal sogar mit negativen Folgen für die Karriere. Ist deshalb ein Outing als Bewerber richtig?


Noch vor wenigen Jahren wurde über Homosexualität nur im engsten Freundes- und Familienkreis gesprochen. Heute gilt das einstige Tabuthema in vielen öffentlichen Bereichen gottseidank als ganz normal - auch durch das Outing von Prominenten, wie Politiker oder Moderatorinnen.

Vorurteile ausräumen, offen kommunizieren

Trotzdem haben Homosexuelle, insbesondere im beruflichen Kontext, auch heutzutage mit Vorurteilen zu kämpfen. Homosexualität scheint besonders in den Vorstandsetagen vieler Konzerne gar kein Thema zu sein. Und gerade in sehr konservativen und traditionellen Branchen halten sich Klischees hartnäckig. Schwule Männer etwa gelten als weicher. Man sagt ihnen Durchsetzungsschwäche nach. Eigenschaften, die im Job nicht gewollt und gefragt sind. Auch homosexuelle Frauen müssen sich häufig rechtfertigen. Burschikos und herrisch sollen sie sein, Menschen, die sich nicht unterordnen können, schon gar nicht, wenn der Chef ein Mann ist. Vor diesem Hintergrund scheint es sinnvoll, seine Homosexualität als Bewerber nicht anzusprechen. Aber ist es das wirklich? Klar ist: In einem Vorstellungsgespräch darf Ihr möglicher neuer Arbeitgeber nicht nach Ihrer sexuellen Orientierung fragen. Und dennoch hat das Thematisieren auch einige Vorteile:

  • Small Talk: Sie geraten nicht bei ganz normalem Small Talk in Erklärungsnot. Fragt Ihr Gegenüber Sie beispielsweise, ob Sie Ihre letzte Reise mit Ihrer Frau gemacht haben, müssen Sie nicht ausweichend antworten.
  • Social Media und Co.: Gehen Sie offensiv mit Ihrer Homosexualität um, besteht nicht die Gefahr, dass Ihr Gesprächspartner zufällig davon erfährt. Etwa, indem er in Ihren Social-Media-Profilen Bilder von Ihnen und Ihrem Partner oder Ihrer Partnerin sieht. Bekommt er den Eindruck, Sie seien ihm gegenüber nicht offen und würden Dinge verheimlichen, wird es unter Umständen schwierig mit der Stelle.
  • Toleranz: Sie sehen auf den ersten Blick, wie Ihr möglicher neuer Arbeitgeber reagiert, wenn Sie erwähnen, dass Sie homosexuell sind. Aus dieser Reaktion lässt sich ableiten, wie das Unternehmen generell mit dem Thema umgeht.

Um herauszufinden, wie tolerant ein Unternehmen ist, lohnt sich häufig auch eine Vorabrecherche. Denn immer mehr Firmen setzen sich für den offenen Umgang mit Homosexualität ein und beugen Diskriminierung aufgrund der sexuellen Orientierung so vor. Schwul-lesbische Mitarbeiternetzwerke oder Diversity-Manager, die sich für die Gleichberechtigung aller Beschäftigten einsetzen, ungeachtet ihrer sexuellen Orientierung, sind zwar häufig noch die Ausnahme, doch die Bedeutung ist vielen Arbeitgebern bewusst.

Entspannter arbeiten dank Outing

Auch über diese Aspekte hinaus macht ein Outing häufig durchaus Sinn. Müssen Sie sich womöglich über einen längeren Zeitraum hinweg verstellen und Ihr Privatleben vor den Kollegen und Vorgesetzten komplett verstecken, immer irgendwelche Ausreden erfinden, wenn die anderen vom Wochenende mit der Familie erzählen, geraten Sie mehr und mehr unter Druck. Und es besteht die Gefahr, dass die eigentliche Arbeit ins Hintertreffen gerät. Auch das Verhältnis zu Ihren Kollegen leidet. Warum erzählt er nie, was er am Wochenende unternommen hat? Weshalb macht sie immer so ein Geheimnis darum, mit wem sie im Urlaub war? Die Gefahr, dass Spekulationen die Runde machen, ist dann groß. Ein Tipp: Wenn Sie sich für ein Outing im Kollegenkreis entscheiden, gehen Sie das Ganze durchdacht und selbstbewusst an. Erzählen die anderen in Ihrem Team von ihrem Wochenendausflug, berichten auch Sie, dass Sie etwas mit Ihrem Lebensgefährten unternommen haben. Der Vorteil dieses eher beiläufigen Outings liegt auf der Hand: Sie sprechen Ihre Homosexualität ganz selbstverständlich, aber dennoch eher nebenbei an und nehmen sich so selbst einen immensen Druck. Gleichzeitig signalisieren Sie, dass das Thema für Sie natürlich dazugehört. Seien Sie sich jedoch bewusst, dass nicht jeder Kollege gleich so reagiert, wie Sie es sich wünschen. Text: Daniela Lukaßen


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Veröffentlicht
15.02.2017