Frau sitzt am Schreibtisch und lies Dokumente © Sigrid Gombert / Getty Images

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Quereinsteiger gesucht: Damit lockt der Öffentliche Dienst

Ausgeprägte Hierarchien, starre Strukturen, behäbiges Verhalten? Kommunale und staatliche Verwaltungen versuchen, von ihrem schlechten Image als Arbeitgeber abzukommen, denn sie suchen händeringend nach Fachkräften. Wer nach einem sicheren, familienfreundlichen und sinnstiftenden Job sucht, dem bietet der Öffentliche Dienst attraktive Perspektiven.


Keine Branche ist so stark vom Fachkräftemangel betroffen wie der Öffentliche Dienst. 2030, wenn die Generation der Babyboomer in den Ruhestand geht, werden hier laut einer Studie der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers (PwC) 816.000 Stellen unbesetzt sein. Es mangelt insbesondere an Verwaltungsfachleuten, Büroangestellten und Lehrkräften, aber auch an Ingenieuren, Spezialisten der Informations- und Telekommunikationstechnik (ITK) sowie Mitarbeitern im Pflege- und Gesundheitsbereich. Und vieles spricht dafür, dass auch andere Akademiker wie etwa Geistes-, Sozial- oder Naturwissenschaftler in Verwaltungen und anderen staatlichen Einrichtungen eine Nische finden können. Insbesondere in den neuen Bundesländern, dem ländliche Raum sowie Berlin und im Saarland bietet der Öffentliche Dienst attraktive Jobs. Zugegeben: Natürlich – und auch das zeigt die Studie – gibt es gute Gründe, warum sich Bewerber für die Privatwirtschaft und gegen den Öffentlichen Dienst entscheiden. Dazu zählen:

  • Behäbigkeit: Immer noch scheint der Öffentliche Dienst hierarchieorientiert zu sein und an alten Strukturen festzuhalten, was für Mitarbeiter demotivierend sein kann.
  • Psychische Belastungen: Beschäftigte in der Verwaltung weisen aufgrund psychischer Belastungen eine überdurchschnittlich hohe Zahl an Fehltagen auf, was auf ein Klima des Misstrauens und der Kontrolle in den Behörden zurückgeführt werden kann.
  • Geringe Einstiegs- und Spitzengehälter: Das Einstiegsgehalt liegt im öffentlichen Dienst unter dem Durchschnitt aller Branchen. Auch Spezialisten und Führungskräfte bekommen von Vater Staat weniger Geld als von privaten Arbeitgebern.
  • Fehlende Entwicklungsmöglichkeiten: Viele junge Menschen und leistungsstarke Studenten sehen in den Behörden keine attraktiven Möglichkeiten, ihre Karriereziele zu verfolgen.

Für andere, und durchaus nicht wenige, Bewerber ist der Öffentliche Dienst dennoch besonders attraktiv. Denn es bringt auch Vorteile mit sich, bei einem staatlichen Arbeitgeber tätig zu sein:

  • Themen- und Aufgabenvielfalt: Von der Bundeswehr bis zum Auswärtigen Amt und vom Erzieher bis zum Experten für erneuerbare Energien – die kommunale und staatliche Verwaltung umfasst unterschiedlichste Institutionen und befasst sich mit vielfältigen Themen, die für Absolventen der unterschiedlichsten Studienfächer interessant sind. Zahlreiche Stellenprofile zeichnen sich durch Tätigkeitsvielfalt und Gestaltungsfreiheit aus.
  • Rahmenbedingungen: Auch wenn Verbeamtungen für Quereinsteiger häufig nicht möglich sind – eine Vielzahl an unbefristeten Stellen und Tarifverträge sorgen im Öffentlichen Dienst für finanzielle Sicherheit und Transparenz. Außerdem profitieren Mitarbeiter in der Verwaltung in der Regel von Gleitzeitregelungen und familienfreundlichen Maßnahmen.
  • Gemeinwohlorientierung und gesellschaftliche Relevanz: Wer davor zurückschreckt, seine Arbeitskraft der Gewinnoptimierung eines Unternehmens zu widmen, kann eine Tätigkeit im öffentlichen Dienst als sinnstiftend wahrnehmen.

Der Öffentliche Dienst sucht nette, offene Menschen

Initiativbewerbungen bei Behörden waren früher noch die Seltenheit, können heute aber durchaus erfolgreich sein. Doch in der Regel läuft der Bewerbungsprozess im Öffentlichen Dienst formalisiert ab. Wichtig ist vor allem, dass das fachliche Profil des Bewerbers zur inhaltlichen Ausrichtung der Stelle passt. Und auch Erfahrungen in der Verwaltung, gute Noten sowie eine gewisse Offenheit kommen bei öffentlichen Arbeitgebern gut an. Weil auch Behörden kundenorientiert arbeiten, sind Serviceorientierung, ein freundliches Auftreten sowie Kommunikationsfähigkeit ebenso gefragt. Bewerber, die im Öffentlichen Dienst einsteigen möchten, sollten...

  • so früh wie möglich berufspraktische Erfahrungen sammeln und Verwaltungsluft schnuppern: Praktika und Abschlussarbeiten in der öffentlichen Verwaltung und berufspraktische Erfahrung im Umfeld von Behörden geben Ihnen die Möglichkeit, sich mit den Abläufen und Prozessen im Öffentlichen Dienst vertraut zu machen und herauszufinden, ob Sie sich in diesen Strukturen wohl fühlen.
  • Stellenausschreibungen im Blick behalten und sich auf dem klassischen Weg bewerben: Wer sich einen Überblick über mögliche Stellen verschaffen möchte, kann sich die Organigramme von Bundes- und Landeseinrichtungen, Städten, Gemeinden oder Kreisen ansehen. Zu besetzende Stellen sind unter anderem auf www.interamt.de, dem Stellenportal des Öffentlichen Dienstes, ausgeschrieben.
  • überzeugende Argumente für die Bewerbung finden: Warum wünschen Sie sich einen Wechsel in den Öffentlichen Dienst? Wie können Sie dabei von Ihren bisherigen Erfahrungen profitieren?

Text: Janna Degener-Storr


 

Veröffentlicht
24.09.2018