Mirkung Kaminski Gründe rund CEO der PR-Agentur achtung!

©Foto: Achtung! / Bewerbung.com

"Mein Start": Alle achtung!, auch ohne Business Plan

Mirko Kaminski, der Gründer der PR-Agentur achtung!, ist leidenschaftlicher Kommunikationsprofi. Für ihn sind Begeisterung und Neugierde wichtiger als jeder Karriereplan.


„Wer mich kennt, weiß, dass ich regelmäßig Kopfsprünge von einem Steg auf Fehmarn in die Ostsee mache. Das steht für mich für Freiheit. Aber auch darüber hinaus verbinde ich viel mit der Insel, auf der ich geboren geworden bin. Denn dort habe ich schon früh meine Begeisterung entdeckt für das, was heute Mirko Kmaniski, Chef der Hamburger PR-Agentur achtung!Mirko Kaminski: "Bei meiner Agentur achtung! investiere ich in Menschen, die Stärken haben, wo ich Schwächen habe." (Foto: achtung!)mein Job ist. Ich war in den 80er-Jahren im Vorstand der Landjugend Fehmarn. Ich organisierte Events, machte die Pressearbeit und holte Politiker, Künstler und Gesundheitsexperten nach Fehmarn. Und ich habe stets die Medienarbeit dafür gemacht. Damals habe ich gemerkt, dass das etwas ist, das mich begeistert: Dinge gestalten zu können, sie zu kommunizieren und Menschen zu mobilisieren. Das Gleiche passierte während meiner Zeit als freier Mitarbeiter für das Fehmarnsche Tageblatt: Meine Beiträge lösten Resonanz aus und brachten Dinge ins Rollen. Ich machte damals die Reportagen, für die die feste Redaktion keine Zeit hatte. Zum Beispiel fuhr ich auf einem Seenotrettungskreuzer mit und half einem der letzten Landwirte Fehmarns beim Melken. Die Reportagen erzielten Resonanz. Das Schreiben – später dann auch für andere Zeitungen und Magazine – hat mich immer gefesselt. Diese Faszination hat mich nie losgelassen und letztlich auch zu meinem heutigen Beruf gebracht.

"Das Reporter-Gen wirkt bis heute in mir!"

Aufgrund meiner Tätigkeit als Reporter kam ich in Kontakt mit der Leiterin des Außenstudios von Radio Schleswig-Holstein in Lübeck und übernahm dort die Wochenendbereitschaftsdienste. Das bedeutete, dass ich den R.SH-Wagen, den Pieper und das Funktelefon bekam, und mich, wann immer etwas zwischen Fehmarn und Ratzeburg passierte, auf den Weg dorthin machte, um zu berichten. Diesen Job behielt ich auch während der Banklehre, die ich nach dem Abitur bei der Bfg Bank in Lübeck machte. Das tat ich damals, weil ich noch nicht hundertprozentig wusste, was ich mal machen wollte und die Lehre kam mir – im wahrsten Sinne des Wortes – wie eine sichere Bank vor. Allerdings passte ich da gar nicht hinein, im Grunde langweilte ich mich zu Tode. Im Anschluss studierte ich daher in Kiel Politik und Öffentliches Recht und anfangs auch Islamwissenschaft. Dazu gehörte aber, dass man Arabisch lernte und das kostete mich letztlich zu viel Zeit. In Kiel war auch die R.SH-Zentrale, über die Arbeit dort finanzierte ich mein Studium. Ich war unter anderem Nachrichtensprecher, machte Nachtschichten und produzierte die Morningshow von Carsten Köthe. Diese Echtzeit-Kommunikation faszinierte mich. Und das tut sie bis heute. Wenn du im Radio zu etwas aufrufst und dann siehst, wie sofort auf allen Leitungen die Telefone klingeln, dann bringt das Adrenalinstöße. Für R.SH machte ich in kleinem Maße auch PR, zum Beispiel als KATKöthes Außen-Team. Da war ich jeden Morgen in Schleswig-Holstein unterwegs und meldete mich von Orten, wo schon früh am Tage etwas los war, zum Beispiel von der Kohlernte oder vom Fischgroßmarkt. Ich machte Fotos von diesen Einsätzen und gab sie mit einem vorbereitenden Text bei der jeweiligen Zeitung vor Ort ab. Das Reporter-Gen wirkt bis heute in mir und ich kann diese Leidenschaft gut mit meiner jetzigen Arbeit verbinden. Ich mag es einfach gern, Dinge zu entdecken und sie dann mit Menschen zu teilen. Bei Events wie dem Cannes Lions Festival oder der South by Southwest in Austin bin ich daher oft als Reporter unterwegs und berichte von dort. Das bringt viel Aufmerksamkeit und inspiriert offenbar viele Menschen. Radio übt allerdings noch eine ganz besondere Faszination aus, deshalb bleiben auch viele, die Radio machen, bei diesem Medium. Ich wollte aber den Weg der Kommunikation weitergehen, deshalb bewarb ich mich bei PR-Agenturen und landete bei Burson-Marsteller, einer internationalen PR-Agentur in Frankfurt. Dort lernte ich auch Krisenkommunikation, das war völlig neu für mich. Als mein Chef dort dann ein Angebot von der Citibank für den Posten des Leiters der Unternehmenskommunikation bekam, wollte er mich unbedingt als Pressesprecher mitnehmen. Ich nahm das Angebot an und wurde mit noch nicht einmal 30 Jahren Pressesprecher einer Bank in Deutschland. Das war sehr ungewöhnlich. Meine damalige Freundin und heutige Frau lebte aber in Hamburg und mir fehlte außerdem das Meer. Ich ging dann wieder in den Norden zurück und gründete 2001 meine eigene Agentur achtung! in Hamburg. So habe ich meine Leidenschaft für Kommunikation nicht nur zum Beruf, sondern auch zur eigenen Firma gemacht.

Bei achtung! habe ich auch gelernt, was ich nicht kann

Als ich achtung! gründete, verfolgte ich kein bestimmtes Ziel wie: In zehn Jahren werden wir soundsoviele Mitarbeiter haben. Denn wenn du für etwas so brennst, brauchst Du keinen detaillierten Business Plan. Wenn Dich etwas mit Leidenschaft erfüllt, dann kommt in der Regel auch der Erfolg, das ist meine Erfahrung. Dass wir heute bei achtung! 160 Leute sind, habe ich so niemals vorhergesehen und auch nicht angesteuert. Ich war mit achtung! nach kurzer Zeit erfolgreich, und wer erfolgreich ist, glaubt schnell, alles zu können. Das kann aber niemand. Jeder hat vielleicht ein, zwei große Stärken und daneben allerhand Schwächen. Es gilt: Die Berge gibt’s eben nur mit vielen Tälern drumherum. Das musste ich aber auch erstmal lernen. Aufgrund gewichtiger Fehlentscheidungen wurde mir irgendwann klar, dass meine großen Stärken Kommunikation und Verkauf sind. Was ich nicht kann, sind hingegen Personalentwicklung, Finanzen und solche Dinge – also wesentliche Bereiche in einer Firma. Deshalb entschied ich mich, konsequent in Menschen zu investieren, die Stärken haben, wo ich Schwächen habe. Ich hatte in meinem Leben das große Glück, dass ich das gefunden habe, was mich begeistert und antreibt. Ich glaube, um das zu erreichen, ist es wichtig, viele Dinge zu machen und auszuprobieren. Das habe ich schon als Jugendlicher getan, auch, weil ich aus keiner wohlhabenden Familie komme. Ich verdiente mir mein Taschengeld auf Fehmarn immer mit Nebenjobs. Ich half auf dem Bauernhof aus und sammelte Steine vom Acker. In Hotels war ich Abwäscher und Nachtportier, verkaufte auch mal Würstchen und Pommes aus einer Imbissbude heraus. So konnte ich in viele Bereiche hineinschnuppern. Unglücklicherweise haben die Jüngeren heute nicht mehr so viel Zeit fürs Ausprobieren und Jobben. Ich habe bemerkt, dass, wann immer ich mich irgendwo beworben habe, für den Erfolg entscheidend war, was ich vorher schon gemacht hatte: Den Direktor der Bfg Bank AG beispielsweise begeisterte total, wie sehr ich mich für die Landjugend engagiert hatte. Und bei Burson-Marsteller wurde ich angenommen, weil ich zuvor so begeistert Radio gemacht hatte. Diese Dinge haben dafür gesorgt, dass die meisten Karriereschritte sehr schnell und unproblematisch aufeinander folgten. Ich bin überzeugt, dass wenn man eine Sache richtig gern und mit großem Antrieb macht, und zudem viele Bälle gleichzeitig in der Luft hat, sich neue Chancen einfach ergeben. Deshalb glaube ich auch nicht daran, dass man Karrieren großartig planen kann. Sie ergeben sich, wenn man viel probiert und dann das findet, was einen begeistert und erfüllt.“ Aufgezeichnet von Antonia Thiele


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Veröffentlicht
10.12.2018