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Das Akronym SAGE umfasst die Berufsfelder Soziale Arbeit, Gesundheit und Pflege sowie Erziehung und Bildung, die hauptsächlich von Frauen dominiert werden. Obwohl es mittlerweile einige Männer gibt, die in diesen Berufen arbeiten, sind männliche Erzieher, Sozialassistenten und Hauswirtschafter immer noch selten zu finden und die Berufe werden eher mit Frauen in Verbindung gebracht.
Es ist jedoch wichtig, dass bei der Berufswahl das Geschlecht keine Rolle spielt, sondern dass man einen Beruf wählt, der den eigenen Interessen entspricht und Freude bereitet. Es ist besonders wichtig, dass Jugendliche unvoreingenommen ihre Karrierewege wählen, ohne von traditionellen Rollenklischees beeinflusst zu werden.
Trotz gleicher Schulnoten und Bildungsabschlüsse entscheiden sich Frauen und Männer immer noch häufig für Berufe, die traditionell mit ihrem Geschlecht assoziiert werden. Laut einer Auswertung der Bundesagentur für Arbeit sind Frauen besonders oft in den Bereichen Gesundheits- und Sozialwesen, Erziehung, Büro- und Verwaltungsberufen sowie Verkauf tätig, während Männer eher in der Produktion, Verkehrs- und Logistikberufen sowie im Hoch- und Tiefbau arbeiten. Doch woran liegt das? Welche Rolle spielen Klischees und persönliche Präferenzen bei der Berufswahl?
Juliana Groß, Fachreferentin der Initiative Klischeefrei am Kompetenzzentrum Technik-Diversity-Chancengleichheit, erklärt, dass unsere Geschlechterklischees immer noch in der Zweigeschlechtlichkeit organisiert sind. Weiblichkeit werde mit Gefühlen, Empathie und sozialer Kompetenz verbunden, Männlichkeit hingegen mit Stärke, Rationalität und technischer Kompetenz. Obwohl viele Jugendliche persönlich nichts mehr mit diesen starren Vorstellungen anfangen könnten, wirken sie im Hintergrund als gesellschaftliches Wissen nach und beeinflussen die Berufswahl. Menschen, die sich nicht den Geschlechternormen entsprechend verhalten, werden oft kritisch beäugt. Dabei müsse ins Bewusstsein gerückt werden, dass Fürsorge und Empathie keine rein weiblichen Eigenschaften sind, sondern menschliche Eigenschaften.
Weitere Faktoren, die junge Männer von einer Ausbildung in sogenannten SAGE-Berufen abhalten, sind, dass viele dieser Berufe gesellschaftlich weniger anerkannt und schlechter bezahlt sind. Laut Groß kommt es für junge Männer oft noch hinzu, dass sie sich wegen der Vorstellung des Mannes als Haupternährer der Familie zusätzlich rechtfertigen müssen.
"Interessiert sich ein Junge oder junger Mann für eine SAGE-Ausbildung ist es wichtig, dies nicht zu verbesondern oder als vermeintlich geschlechtsuntypisch herauszustellen", rät Juliana Groß. Die Berufswahl sei etwas Persönliches. "Es sollte normal sein, dass ein Mann auch als Erzieher oder Pfleger arbeitet."
Eine wichtige Rolle spielen auch Angebote wie der Boys‘ Day, der Jungs einen Einblick in Frauen-dominierte Berufe geben soll. Damit soll über Geschlechterklischees hinweg das Berufswahlspektrum erweitert werden.
Oft sei den Jugendlichen und ihren Eltern gar nicht bewusst, was es alles für Möglichkeiten gibt, so Christian Ludwig. Allerdings gilt: "Diese Aktionstage bringen besonders dann etwas, wenn sie auch in der Schule vor- und nachbereitet werden."
Juliana Groß stellt fest, dass Männer in Berufen, die traditionell von Frauen dominiert sind, oft willkommen sind. Der Grund dafür liegt auch darin, dass es in vielen Berufen, die einseitig von Männern oder Frauen besetzt sind, einen akuten Mangel an Fachkräften gibt. Im Laufe der Karriere können Geschlechterklischees sogar zugunsten der Männer arbeiten, da Führungsstärke oft mit Männern in Verbindung gebracht wird. Dies führt dazu, dass Männer in typischen Frauenberufen relativ schnell in Führungspositionen aufsteigen können. Im Gegensatz dazu sind Teilzeitarbeit oder Auszeiten für die Betreuung von Kindern, Alten und Kranken in männlichen Erwerbsbiografien immer noch selten anzutreffen, während sie bei Frauen häufiger vorkommen.
Veröffentlicht
03.03.2023