Rote Wärmflasche auf grünem Hintergrund. © Elizabeth Fernandez/ Getty Images

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Fehlzeiten im Team? Offene Kommunikation für ein gesundes Miteinander

Du bemerkst, dass ein Kollege oft fehlt? Kommunikation ist der Schlüssel. Anne Katrin Matyssek, Diplom-Psychologin und Expertin für gesunde Mitarbeiterführung, gibt hilfreiche Tipps für das Fehlzeitengespräch. Ihr Ratschlag: Pflege den Austausch auch in guten Phasen, etwa nach einer Fortbildung oder dem Urlaub. So wird das Willkommensgespräch nach einer Abwesenheit leichter, und das Thema Krankheit verliert seine Schwere. Finde heraus, welche Fragen angebracht sind, welche Themen sensibel sind und wie Du mit häufigen Kurzerkrankungen am besten umgehst. Förder eine offene Kommunikation im Team und schaffe so ein gesundes und positives Arbeitsumfeld.


Willkommen zurück im Team: So gestaltest du ein effektives Krankenrückkehrgespräch

Nach einer Krankheitsphase ist das Willkommen heißen wichtig. Kurze Abwesenheiten erfordern vielleicht nur ein schnelles "Willkommen zurück". Doch bei längeren Fehlzeiten von zwei Wochen oder mehr ist ein geplantes Gespräch ratsam. Anne Katrin Matyssek empfiehlt einen strukturierten Ablauf:

  • Herzliche Begrüßung und Freude über die Rückkehr ausdrücken.
  • Erkundigen, ob die Person wieder fit ist. Vorsichtig nach der Verbindung von Erkrankung und Arbeit fragen.
  • Informationen zum Betriebsgeschehen während der Abwesenheit teilen.
  • Über anstehende Team-Aufgaben informieren.
  • Fragen, ob Unterstützung für das Wohlbefinden notwendig ist.

Wichtig ist, dass die Du echtes Interesse und Wertschätzung zeigt. Die Botschaft sollte lauten: "Ihr Fehlen ist mir aufgefallen, Ihr Wohlergehen liegt mir am Herzen. Lassen Sie uns darüber sprechen." Schaffe eine unterstützende Atmosphäre für ein erfolgreiches und respektvolles Miteinander im Team.

Die richtigen Fragen stellen:

Signalisiere echtes Interesse am Wohlbefinden: Erfrage, wie es deinem Kollegen geht, und ermögliche ihm, Gesundheitsprobleme von sich aus anzusprechen.

Erkundige dich nach der vollen Einsatzbereitschaft: Zeige Fürsorge, indem du herausfindest, ob dein Teammitglied bereit ist, wieder voll durchzustarten oder noch Rücksichtnahme benötigt.

Kläre die mögliche Verbindung zur Arbeit: Erfrage ohne nach der Diagnose zu fragen, ob die Arbeit zur Erkrankung beigetragen hat. Suche gemeinsam nach Lösungen zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen.

Vermeide diese Frage:

Verlange nicht nach der Diagnose. Respektiere die Privatsphäre deines Teammitglieds, das nicht verpflichtet ist, den genauen Krankheitsgrund offenzulegen.

So gestaltest du ein Gespräch über Fehlzeiten:

Sprich offen mit einem häufig abwesenden Teammitglied, wie zuvor beschrieben. Halte die zentrale Regel ein: Regelmäßige Willkommensgespräche. Vermeide, dass Ärger bei Dir oder dem Team aufgestaut wird, und etabliere klare Erwartungen, dass Abwesenheit nicht als selbstverständlich betrachtet wird.

So gehst du mit positiver Energie ins Fehlzeitengespräch:

Erkenne, dass Führungskräfte Abwesenheit ungern sehen, doch verberge dies nicht. Eine negative Haltung wird durchschaut und demotiviert.

Stelle dir vor jedem Gespräch die Frage: Mag ich dieses Teammitglied oder halte ich es für einen Blaumacher?

Unabhängig von deiner Meinung versuche, eine positive Haltung einzunehmen. Nur so kannst du konstruktive Gespräche führen und nach Lösungen suchen.

Vermeide genervte Einstellungen, da diese zu negativen Gedankenspiralen führen können. Erinnere dich an positive Leistungen, Eigenschaften und Fähigkeiten des Teammitglieds, um eine konstruktive Atmosphäre zu schaffen.

Darf ich meine Unzufriedenheit ausdrücken?

Wenn Du das Gefühl hast, dass jemand seine Verpflichtungen im Unternehmen vernachlässigt, ist es wichtig, das anzusprechen. Dein Teamkollege sollte erkennen, dass Dir dieses Thema am Herzen liegt. Es ist entscheidend, dass Fehlzeiten für Dich nicht gleichgültig sind. Vermeide es jedoch, Druck auszuüben oder mit Drohungen zu arbeiten. Die Expertenempfehlung lautet: Teile deine Unzufriedenheit in Form von Ich-Botschaften mit und erkläre deine Situation – sowie die des gesamten Teams. Hier einige Beispiele:

  • "Dein Fehlen hier hat Auswirkungen, das kannst du dir sicher vorstellen. Wir benötigen jede helfende Hand, und die Personaldecke ist dünn."
  • "Es ist verständlich, dass niemand begeistert ist, wenn du fehlst. Das soll keinen Druck erzeugen, denn Krankheit kann jeden treffen. Wir brauchen dich hier, aber wir brauchen dich gesund."
  • "Du kannst dir sicher vorstellen, wie umständlich es für mich ist, wenn ich Pläne schmiede und dann fallen Leute aus. Ich muss Ersatz organisieren, aber der ist nie so gut wie du."

Wichtig: Bevor Du Deine Unzufriedenheit äußerst, reflektiere selbstkritisch. Frage Dich, ob Du wirklich ausreichend miteinander gesprochen hast, unabhängig von Problemen oder Ausfallzeiten, einfach im normalen Berufsalltag. Andernfalls könnte Dein Teammitglied sich möglicherweise übersehen und nicht gebraucht fühlen, was zu geringer Engagement führen kann, empfiehlt Matyssek.

Besonders wenn es in deinem Team zu wiederholten Kurzerkrankungen kommt, solltest du grundlegende Regeln für Krankmeldungen und Fehlzeiten einführen. Matyssek schlägt vor: "Vereinbare, dass sich alle Teammitglieder persönlich bei dir krankmelden." Dadurch wird bereits ein erster Kontakt hergestellt. "Neuer Ärger kann sich dann nicht so leicht aufstauen." Auch das Begrüßungsgespräch wird dadurch erleichtert.

Wenn einzelne Teammitglieder wiederholt Kurzerkrankungen aufweisen, könntest du in Vereinbarung mit der Personalabteilung festlegen, dass für sie die Attestpflicht ab dem ersten Tag gilt. Diese Maßnahme ist oft effektiv, besonders bei Auszubildenden, vorausgesetzt, es werden konsequent Willkommensgespräche nach jeder Abwesenheit geführt.

Es ist also die gesteigerte Aufmerksamkeit und das Interesse, die sich positiv auf die Fehlzeiten auswirken, und nicht nur die Anordnung an sich. Mitarbeitende müssen spüren, dass sie bedeutend sind. Dann sind sie auch mit Freude anwesend.

Welche Möglichkeiten gibt es anstelle einer Kündigung?

„Wenn das Wohlbefinden der anderen Teammitglieder und der Teamgeist durch die Erkrankung einer Person gefährdet sind und die Produktivität darunter leidet, sollten Sie über mögliche Konsequenzen nachdenken“, empfiehlt Matyssek. Eine Option könnte darin bestehen, das Teammitglied innerhalb des Unternehmens anders zu positionieren.

Falls vorangegangene Gespräche keine Lösung brachten, könnten Dir möglicherweise weiterführende Maßnahmen in den Sinn kommen. „Aber bevor Sie mit dem Gedanken an eine Kündigung spielen, hinterfragen Sie selbstkritisch, ob Sie tatsächlich regelmäßig Willkommensgespräche geführt haben“, rät Matyssek.

Unter welchen Umständen ist eine Kündigung aufgrund von Krankheit möglich?

Eine Kündigung aufgrund von Krankheit ist in der Regel nur dann möglich, wenn jemand mehr als sechs Wochen im Jahr fehlt. Diese Regelung greift allerdings nur, wenn die Aussichten auf eine baldige Genesung schlecht sind und im kommenden Jahr weitere krankheitsbedingte Ausfallzeiten von mindestens sechs Wochen zu erwarten sind. Zudem muss der Arbeitgeber nachweisen, dass die Abwesenheit des Teammitglieds den Unternehmenserfolg beeinträchtigt.

Krank und gekündigt? So schützt Du Deine Rechte!

Sollten sich Mitarbeiter trotz guter Gesundheit krank melden, wird dies als Betrugsversuch betrachtet und rechtfertigt unter Umständen eine fristlose Kündigung.

Veröffentlicht
04.02.2024

Author:in
Maria Mordi