Führungskräfte im Check: So erkennst du die Qualität der Führungsebene schon vor Jobantritt

Im Gespräch: Die richtigen Fragen stellen

Bei einem traditionellen Bewerbungsprozess denkt man zunächst oft an das persönliche Bewerbungsgespräch. Die am häufigsten verwendete Methode zur Auswahl von Mitarbeitenden sind Vorstellungsgespräche.  Um Dich besser kennenzulernen, werden Dir verschiedene Fragen gestellt. Am Ende des Gesprächs hast Du oft die Möglichkeit, eigene Fragen zu stellen. Dies ist eine exklusive Chance, um zu zeigen, dass Du Dich gründlich mit dem Unternehmen und der Tätigkeit auseinandergesetzt hast. Es ist ratsam, spätestens jetzt auch Fragen zum Führungsstil und den Führungskräften selbst zu stellen. Doch welche Fragen liefern Dir ehrliche und nützliche Antworten?

Ein Grundprinzip in der Psychologie ist, dass man aus vergangenem Verhalten auf zukünftiges schließen kann. Daher sind alle Fragen, die auf früheres Verhalten abzielen, äußerst nützlich. Denn aus dem Verhalten einer Person in der Vergangenheit lassen sich oft wichtige Erkenntnisse für die Zukunft gewinnen. Auch Fragen zum aktuellen Führungsverhalten können Dir weiterhelfen. Letztendlich ist es wichtig, eine ausgewogene Mischung aus Fragen zur Vergangenheit und zur aktuellen Situation zu stellen, um einen guten Überblick zu bekommen. 

Je nach dem, was für Dich vom Interesse ist oder Dir besonders wichtig erscheint, kannst Du Fragen zur Konfliktlösung, der Projektleitung oder Entscheidungsfindung stellen. Es ist ratsam, Fragen auf korrekte Situationen oder Kontexte zu beziehen, da allgemeine Fragen häufig oberflächliche oder unklare Antworten geben können.

Hier ein paar Beispielfragen:

• Wie definieren Sie Erfolg für diese Position?
• Wie wird bei Ihnen Leistung gemessen und bewertet?
• Wie werden bei Ihnen Talente und Stärken gefördert?
• Welchen Herausforderungen muss sich Ihr Unternehmen aktuell stellen?
• Wurden in den vergangenen zwölf Monaten Veränderungen durchgeführt?
• Wie würden Sie die Stimmung im Team und im Unternehmen beschreiben?

Erkenne den Unterschied zwischen einer guten und einer schlechten Führungskraft

 In der Regel hebt sich eine gute Führungskraft durch Verständnis und Akzeptanz gegenüber den Mitarbeitenden ab. Sie nimmt die Mitarbeitenden wahr und ist in der Lage, die Interessen des Unternehmens mit denen der Belegschaft in Einklang zu bringen und einer übergeordneten Unternehmensvision zu folgen.

An erster Stelle stehend für die Führungskraft sollte die Unterstützung der Mitarbeitenden bei der Erreichung ihrer Ziele und Bewältigung von Herausforderungen stehen. Vor allem Fähigkeiten wie Empathie, Feingefühl, analytisches Denken und Entscheidungsfähigkeit sind Schlüsselkompetenzen, über die eine gute Führungskraft verfügen sollte.

Je nachdem, bei welchem Unternehmen Du sich bewirbst, spielt der Kontext bei der Bewertung der Führungskraft eine entscheidende Rolle. Ein Start-Up weist andere interne Dynamiken auf als ein mittelständisches Unternehmen, sodass sich die gefragten Stärken der Führungskraft stark unterscheiden können. Eine Führungskraft, die sich strikt an etablierten Praktiken orientiert, mag für ein agiles Start-up beispielsweise weniger geeignet sein. Daher hat die Art des Unternehmens einen maßgeblichen Einfluss auf die passenden Eigenschaften einer Führungskraft, was Du bei Deiner Einschätzung berücksichtigen solltest.

Definiere Deine Erwartungen an eine Führungskraft

Im Idealfall bist Du Dir über Deine beruflichen Anforderungen und Präferenzen sehr bewusst. Es ist daher ratsam, von Anfang an Klarheit darüber zu schaffen, welche Eigenschaften Du von einer Führungskraft benötigst und wünschst. Wenn Du beispielsweise jemand bist, der gerne Unterstützung und regen Austausch sucht, wäre eine distanzierte Führungskraft, die ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gerne ins kalte Wasser wirft, möglicherweise nicht die beste Wahl für Dich. Wenn Dir hingegen Autonomie wichtig ist, könnte ein Vorgesetzter, der ständig über Deine Schulter schaut, weniger geeignet sein.

Achte auf Red Flags

Es ist äußerst wichtig, Warnsignale zu erkennen, um sich zu schützen! Wenn die Führungskraft im Vorstellungsgespräch hauptsächlich von sich selbst spricht und Dich ständig unterbricht, solltest Du aufmerksam sein. Auch das Verhalten der Person gegenüber anderen Mitarbeitern kann viel darüber aussagen, wie die Arbeitsatmosphäre im Unternehmen ist.

Vertraue auf dein Bauchgefühl

Letztendlich ist auch eine berufliche Beziehung eine Beziehung. Wenn die Chemie zwischen dir und deinem Gesprächspartner nicht stimmt, ist es wichtig, auf dein Bauchgefühl zu hören. Unsere Intuition sollte nicht unterschätzt werden, da sie auf unser Erfahrungswissen zurückgreift, selbst wenn wir es nicht bewusst wahrnehmen. Am Ende ist entscheidend, welches Gefühl du nach einem Gespräch hast.

Erst nach einiger Zeit im Job können wir mit Sicherheit beurteilen, wie gut der Vorgesetzte, das Team, die Unternehmenskultur und die Tätigkeit zu uns passen. Dennoch ist es auch in der ersten Phase der Bewerbung wichtig, auf die Führungskraft zu achten und mit diesen Tipps die Grundlagen für eine erfolgreiche Zusammenarbeit zu legen.