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Es ist DIE Sprache der globalen Arbeitswelt: In jeder zweiten Stellenanzeige werden inzwischen Englischkenntnisse als Voraussetzung genannt. Aber wie gut muss Ihr Englisch wirklich sein, um Karriere zu machen?
Lange ist es her, dass Unternehmen Englischkenntnisse lediglich von Übersetzern, Dolmetschern und Fremdsprachenlehrern forderten. Denn die Arbeitswelt ist heute international geprägt. Unternehmen stellen bunte Teams aus internationalen Kollegen zusammen, Mitarbeiter kooperieren mit Kollegen in ausländischen Zweigstellen, mit Partnern oder Dienstleistern weltweit. Und selbst Softwaretechnologien, die ihren Ursprung häufig in den USA haben, sind ohne Englischkenntnisse kaum noch zu bedienen.
Kein Wunder ist es daher, dass einer Umfrage der Jobseite Indeed zufolge knapp ein Drittel der deutschen Arbeitnehmer täglich eine andere Sprache als Deutsch am Arbeitsplatz spricht. Und auch nicht, dass sogar 44 Prozent der 2.299 Befragten mindestens eine Fremdsprache im Beruf benutzen – allen voran mit 97 Prozent Englisch! „Englisch ist heute in der Bewerbung kein Plus mehr, sondern wird aufgrund unseres Schul- und Ausbildungssystems als Grundqualifikation mit der gleichen Selbstverständlichkeit wie MS-Office-Kenntnisse erwartet“, sagt Karriere-Coach Johannes Stärk, Geschäftsführer der Competence Factory GmbH. Und dabei ist Schulenglisch keinesfalls für alle Berufe und Positionen ausreichend. „Je spezifischer die Termini sind, mit denen im jeweiligen Fachgebiet gearbeitet wird, desto fachspezifischere Englischkenntnisse sind auch erforderlich“, sagt Stärk. Er empfiehlt Bewerbern, die voraussichtlich viel auf Englisch kommunizieren müssen, eine Zeit lang im Ausland zu leben. Denn das überzeugt auch kritische Personaler. „Jemand, der einen längeren Auslandsaufenthalt vorweisen kann, wird die Sprache vermutlich auch gut beherrschen“, sagt Stärk. Zugleich unterstreicht der temporäre Umzug in die Ferne Toleranz und Weltoffenheit ebenso wie das Beherrschen eines sensiblen Umgangs mit ganz unterschiedlichen Kulturen – Faktoren, auf die Unternehmen großen Wert legen.
Während fehlende Fremdsprachenkenntnisse heutzutage schnell zu einem echten Karrierehindernis werden können, sind gerade aufgrund der Selbstverständlichkeit selbst das „sehr gute“ oder „verhandlungssichere“ Beherrschen übrigens kein Argument für ein höheres Gehalt. „Ein echtes Plus sind aber weitere Fremdsprachen“, weiß Karriere-Coach Stärk. Vielen Unternehmen ist nämlich daran gelegen, auch solche Mitarbeiter zu beschäftigen, die mit den Kunden und Partnern in deren Landessprache kommunizieren können – als Zeichen des Interesses und Respekts. Im Bewerbungsprozess herausstechen und in der Gehaltsverhandlung punkten kann daher, wer neben Englisch noch weitere Sprachen spricht, die konkreten Nutzen für das Unternehmen haben: allen voran Französisch, Russisch, Türkisch und Chinesisch. So gaben ganze 19 Prozent der von Indeed Befragten an, dass sie Französischkenntnisse in ihrem Job bräuchten, weitere 12 Prozent sprechen und schreiben regelmäßig auf Russisch. Spanisch, das nicht nur in Europa, sondern auch vorwiegend in Mittel- und Südamerika gesprochen wird, nimmt mit 11 Prozent den dritten Platz ein. Türkisch gehört mit 8,5 Prozent zu den aufstrebenden Businesssprachen, dicht gefolgt von Chinesisch mit 4,5 Prozent.
Doch ganz unabhängig davon, welche Sprache sich in einem Job gut macht: In seiner Bewerbung sollte man mit seinen Kenntnissen niemals übertreiben. Denn wer angibt, dass er fließend Englisch spricht, dann aber im Vorstellungsgespräch nur vor sich hin stottert, versagt sich selbst die Chance auf eine sprachliche Weiterbildung, die viele Unternehmen inzwischen ebenso standardmäßig anbieten. Text: Birte Schmidt
Service-Info: Mehr Informationen, wertvolle Tipps und nützliche Vorlagen für "Englisch in der Arbeitswelt" finden Sie in unserer Artikelsammlung zu dem Thema.
Veröffentlicht
20.08.2018