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Die Brexit-Entscheidung hat einen Run der Engländer auf Jobs in Deutschland ausgelöst. Ihre Chancen stehen nicht schlecht - wenn die rechtlichen Hürden, vor allem bei der Staatsbürgerschaft, genommen sind.
Die Briten kommen! Seit der Brexit-Abstimmung am 24. Juni registrieren viele große europäische Jobsuchmaschinen stark wachsende Zugriffszahlen aus Großbritannien, vor allem aus England, das die Hochburg der EU-Abtrünnigen bildete. Neben Stellenangeboten in Irland sind für Engländer offensichtlich vor allem Jobs in Deutschland interessant. Die besonders nachgefragten Jobs stammen überwiegend aus Branchen, in denen englischsprachige Arbeitnehmer akzeptiert sind, also neben der internationalen Finanzindustrie, vor allem in technischen Berufen wie etwa bei Ingenieuren in der Automobil- oder Flugzeugindustrie. Aber auch Data-Experten, Webdeveloper oder Software-Spezialisten könnten als englische Muttersprachler nahezu problemlos mit der Arbeit in Deutschland beginnen.
Die Chancen für Briten, hierzulande einen Job in einem dieser Bereiche zu ergattern, stehen nicht schlecht, vor allem in Großstädten wie Berlin, Hamburg, München oder Köln. In Deutschland herrscht in der Hightech- und Digitalbranche nach wie vor eine große Nachfrage nach gut ausgebildeten Fachkräften, in Großbritannien sind die Bildungsstandards in diesen Berufsgruppen traditionell hoch. Kein Wunder, dass man in der deutschen Politik hierzulande mit einwanderungswilligen, englischen Jobsuchern kein Problem hat - ganz im Gegenteil: Vertreter mehrerer Parteien werben regelrecht um die neuen potenziellen Arbeitskräfte. So rief SPD-Chef Sigmar Gabriel am Wochenende die EU auf, gezielt auf junge Briten zuzugehen. Diese hätten schließlich mit großer Mehrheit für einen Verbleib des Landes in der EU gestimmt. Und genau denen, so Gabriel, müsse man jetzt auch helfen, wenn es darum ginge, in einer globalisierten Welt einen Job zu finden. Denn tritt Großbritannien wirklich aus der EU aus, wird die Situation seiner Bürger vergleichbar mit denen der Schweiz oder den USA. Das heißt, möchte ein Engländer außerhalb seines Landes berufstätig sein, wird es für ihn bezüglich Aufenthaltsstatus und Arbeitserlaubnis deutlich komplizierter. Im schlimmsten Fall bräuchte er dann selbst für mehrtägige Geschäftstermine in Spanien und Österreich eine Arbeitserlaubnis.
Was müssen nun die Briten, die bereits in Deutschland leben – rund 100.000 sind es - oder jene, die nach Deutschland ziehen wollen, tun, um auch nach dem EU-Austritt hier arbeiten zu können? Als eine Möglichkeit kann ein sogenannter „Aufenthaltstitel“ nach dem Aufenthaltsrecht beantragt werden – der Antrag kann jedoch erst eingereicht werden, wenn der EU-Austritt tatsächlich vollzogen ist. Vorher ist dies noch nicht möglich, da EU-Bürger keinen Aufenthaltstitel benötigen. Nach einem EU-Austritt können dann Aufenthaltstitel für unterschiedlichste Zwecke beantragt werden, z.B. für Studenten, zur Arbeitsaufnahme, zur selbstständigen Tätigkeit und zur Familienzusammenführung. Das geht allerdings, gerade bei Jobfragen, nicht immer reibungslos und dauert häufig länger. Als schnellere, aber auch weitreichendere, Alternative kann natürlich auch die deutsche Staatsbürgerschaft beantragt werden. Hierbei gibt es einen wichtigen Punkt zu bedenken: Briten, die die rechtlichen Voraussetzungen dazu erfüllen (näheres prüfen die Einwanderungsbehörden oder spezialisierte Anwälte), sollten den Antrag auf die deutsche Staatsbürgerschaft so bald wie möglich zu stellen. Aus einem einfachen Grund: Solange Großbritannien noch EU-Mitglied ist, können die Antragsteller ihren britischen Pass neben dem deutschen Pass noch behalten. Denn das deutsche Staatsangehörigkeitsgesetz verbietet eigentlich die Mehrstaatlichkeit, daher ist die Aufgabe der bisherigen Staatsangehörigkeit im „Normalfall“ auch Voraussetzung für die Einbürgerung. Für Staatsangehörige von EU-Staaten besteht dieses Notwendigkeit aber nicht, sie brauchen also ihren bisherigen Pass nicht abzugeben. So kann man als Engländer, Waliser, Schotte oder Nordire, auch nach erfolgreicher Jobsuche in Deutschland, zumindest noch offiziell ein bisschen Brite bleiben.
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Veröffentlicht
06.07.2016