Cartoon fallendes Diagramm © Andriy Onufriyenko / Getty Images

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Der Persönlichkeitstest nach Myers-Briggs (MBTI)

Wenn Du von einem Job in den USA träumst oder innerhalb einer von amerikanischer Unternehmenskultur geprägten Firma vorankommen willst, wird man sehr wahrscheinlich früher oder später Deinen Charakter genau unter die Lupe nehmen. Dort ist der Persönlichkeitstest nach Myers-Briggs weit verbreitet.


Mache Dich mit dessen Prinzip vertraut, dann kommst Du gut durch. Wir zeigen Dir, worauf es ankommt.

  • In vielen von amerikanischer Firmenkultur geprägten Unternehmen müssen sich Bewerber einem psychologischen Test unterziehen
  • Am weitesten verbreitet ist der Myers-Briggs-Persönlichkeitstest (MBTI)
  • Der Myers-Briggs-Typenindikator teilt Teilnehmer einem von 16 möglichen Persönlichkeitstypen zu
  • In der akademischen Psychologie gilt der MBTI-Test als unwissenschaftlich

Was ist der MBTI-Test?

Als ob das Vorstellungsgespräch und womöglich ein Assessment Center nicht schon genug Kraft und Nerven kosten würden: Viele Unternehmen aus dem angloamerikanischen Raum setzen häufig noch einen drauf, bevor sie Bewerbern eine Stelle zusagen oder Mitarbeiter befördern. Sie versuchen mit Persönlichkeitstests herauszufinden, wie es um die angeblichen Soft Skills der Kandidaten tatsächlich bestellt ist. Zweck der Übung: Man will sichergehen, dass Du ins Team passt und die richtigen Eigenschaften mitbringst, die Du für kommende Aufgaben brauchst.

Wer Entscheidungen scheut, eignet sich schließlich kaum als Führungskraft und besonders introvertierte Zeitgenossen feiern in Marketing oder Vertrieb vermutlich schwerlich große Erfolge. Anfang der 1960er-Jahre entwickelten die beiden Psychologinnen Myers und Briggs dafür den gleichnamigen Test: Myers-Briggs-Typenindikator, kurz MBTI. Bis heute ist er der am häufigsten angewandte Persönlichkeitstest.

Wie sinnvoll sind Karrieretests im Internet?

MBTI – was ist das? Seit dem Altertum versuchen Philosophen und Gelehrte herauszufinden, was die Menschen antreibt, und anhand dessen wesentliche Charakterzüge zu kategorisieren. Auf Hippokrates geht die Lehre von den vier Temperamenten zurück: Demnach sind Sanguiniker aktiv und heiter, Phlegmatiker passiv und schwerfällig, Melancholiker nachdenklich und schwermütig, Phlegmatiker aufbrausend und reizbar. Sigmund Freud sah den Sexualtrieb als Triebfeder menschlichen Handelns, Friedrich Nitzsche den Willen zur Macht. Anfang des 20. Jahrhunderts entwickelte Carl Gustav Jung die analytische Psychologie und seine Theorie der acht „psychologischen Typen“. Daran schlossen Katharine Briggs und ihrer Tochter Isabel Myers an: Mit dem von ihnen erdachten und vermarkteten MBTI-Test soll man Jungs psychologische Typen ermitteln können.

Wie funktioniert der Test?

Wenn Du Dich dazu entscheidest, den MBTI-Test zu machen, wirst Du mit einer Vielzahl von Aussagen konfrontiert. Diese Aussagen sind so formuliert, dass sie bestimmte Aspekte Deiner Persönlichkeit, Deiner Kommunikationsstile, Deiner Problemlösungsansätze und anderer Lebensbereiche abdecken. Deine Aufgabe ist es, jede dieser Aussagen basierend auf Deinen eigenen Vorlieben und Abneigungen zu bewerten.

Während des Tests wirst Du feststellen, dass einige Fragen ähnlich klingen oder sich wiederholen. Dies ist beabsichtigt und dient dazu, die Konsistenz Deiner Antworten zu überprüfen und sicherzustellen, dass die Ergebnisse so genau wie möglich sind.

Elon Musk auf der «Vivatech-Messe»  © Michel Euler/AP/dpa
Du hast sicherlich schon von Elon Musks bahnbrechenden Errungenschaften gehört – von Raumfahrt bis Elektromobilität. Doch was sind die treibenden Kräfte hinter diesem beispiellosen Erfolg? 

Welcher Typ bist Du?

Der Myers-Briggs-Typenindikator unterscheidet acht charakteristische Wesenszüge in vier Kategorien, alle sind miteinander kombinierbar. Die Teilnehmer bei MBTI-Tests bekommen ihre Merkmale als vierstellige Buchstabenkombinationen zugewiesen. Das Ergebnis des MBTI-Tests ist also einer von insgesamt 16 möglichen Persönlichkeitstypen.

Intraversion (I) und Extraversion (E)

Introvertierte Menschen überdenken Dinge gründlich, bevor sie handeln; sie können sich gut konzentrieren und gelten als zurückhaltend, als zu viel empfundenes soziales Miteinander kostet sie Überwindung und Kraft. Extrovertierte dagegen suchen Kontakt, sie sind aktiv, energisch, enthusiastisch und häufig dominant.

Intuition (N) und Sensing (S)

Intuitive Geister verlassen sich auf ihren sechsten Sinn, sie achten eher auf das Ganze als auf dessen Teile und erspüren gute Möglichkeiten. Häufiger anzutreffen sind Sensoriker: Sie sind realistisch, orientieren sich in erster Linie an Fakten, und misstrauen Ahnungen und Eingebungen.

Feeling (F) und Thinking (T)

Hier geht es darum, wie Entscheidungen getroffen werden: Fühlende lassen sich von ihren Emotionen, Idealen und Werten leiten. Denker lieben Klarheit, sie handeln logisch und rational. Es heißt, zwei Drittel der Denker seien Männer und etwa ebenso viele Frauen wären Fühler.

Judging (J) und Perceiving (P)

Hier ist die Frage, wie sicher man Entscheidungen trifft, und ob man zu ihnen steht: Urteilende Persönlichkeiten handeln strukturiert und lieben Ordnung, sie sind diszipliniert, dominant, entscheidungsfreudig und üben gerne Kontrolle aus. Den eingeschlagenen Weg verfolgen sie auch unter widrigen Umständen, Spontanität ist nicht ihr Ding. Wahrnehmende Menschen (Perceiving) agieren eher spontan, sie passen sich neuen Umständen an und überdenken Entscheidungen, wenn die Sachlage sich ändert. Sie improvisieren gut, neigen aber zur Unordnung.

Wie Du schlagfertiger wirst – nicht nur für das Bewerbungsgespräch

Idealkandidat für eine zu besetzende Führungsposition wäre demnach vermutlich eher ein „ESTJ“- als ein „INFP“-Typ. Und eine „ENTJ“-Persönlichkeit könnte der willkommene Anwärter für eine Vertriebsposition sein. Teilnehmer an MBTI-Tests bekommen eine Vielzahl solcher oder ähnlicher in englischer Sprache formulierten Fragen gestellt:

  • Gehst Du gerne auf Partys bei denen Du viele Leute kennenlernst, oder lädst Du lieber Freunde nach Hause ein?
  • Kommst Du mit fantasievollen oder mit realistischen Menschen besser aus?
  • Erledigst Du unangenehme Aufgaben sofort, oder schiebst Du sie häufig auf?
  • Rätst Du als Schlichter in einem Streit zu Kompromissen, oder pochst Du auf Gerechtigkeit?
  • Bevorzugst Du einen geregelten Tagesablauf, oder tust Du was gerade anliegt?
  • Probierst Du etwas Neues gerne sofort aus, oder wartest Du damit erstmal ab?

Elon Musk auf der «Vivatech-Messe»  © Michel Euler/AP/dpa
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Was kannst Du mit Deinem Ergebniss anfangen? 

Die Ergebnisse des MBTI-Tests bieten weit mehr als nur eine einfache Kategorisierung Deiner Persönlichkeit. Sie öffnen eine Tür zu tieferem Selbstverständnis und können in vielen Lebensbereichen Anwendung finden. Aber was genau kannst Du mit diesen Erkenntnissen anfangen?

Zunächst einmal ermöglicht Dir das Wissen um Deinen Persönlichkeitstyp, Deine Interaktionen mit anderen zu verbessern. Indem Du Deine eigenen Kommunikationsstile, Motivatoren und Stressfaktoren verstehst, kannst Du effektiver kommunizieren, Konflikte vermeiden oder lösen und stärkere Beziehungen zu den Menschen um Dich herum aufbauen.

Deine Stärken und Schwächen zu kennen, ist ein unschätzbarer Vorteil. Es ermöglicht Dir, Aufgaben und Projekte zu wählen, die Deinen natürlichen Fähigkeiten entsprechen, und gleichzeitig gezielte Anstrengungen zu unternehmen, um Bereiche zu verbessern, in denen Du Dich vielleicht nicht so sicher fühlst.

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In Bezug auf Deine berufliche Laufbahn können die Ergebnisse des MBTI-Tests als Leitfaden dienen. Sie können Dir helfen, Karrierewege zu identifizieren, die gut zu Deinem Persönlichkeitstyp passen, und Dir Hinweise darauf geben, wie Du in bestimmten beruflichen Situationen am besten agierst. Wenn Du beispielsweise ein extrovertierter Typ bist, könntest Du in Rollen, die viel Interaktion erfordern, wie Vertrieb oder Kundenservice, besonders erfolgreich sein.

Schließlich können die Erkenntnisse aus dem MBTI-Test auch dazu beitragen, Deine Beziehungen zu Familie und Freunden zu vertiefen. Indem Du verstehst, wie unterschiedliche Persönlichkeitstypen denken und fühlen, kannst Du Empathie und Verständnis für die Perspektiven anderer entwickeln, was zu stärkeren und erfüllenderen Beziehungen führt.

Warum ist der MBTI-Test so beliebt?

Die Faszination und weit verbreitete Akzeptanz des MBTI-Tests rühren von seiner verblüffenden Genauigkeit und der Fähigkeit zur Selbstreflexion her. Viele, die sich diesem Test unterzogen haben, berichten von tiefgreifenden Einblicken in ihre individuellen Verhaltensweisen, Vorlieben und Abneigungen, die ihnen zuvor vielleicht nicht bewusst waren. Diese detaillierten Persönlichkeitsbeschreibungen ermöglichen es den Menschen, sich in einem neuen Licht zu sehen und ihre Interaktionen mit der Welt um sie herum in einem klareren Kontext zu verstehen.

Doch nicht nur auf individueller Ebene hat der MBTI-Test seinen Wert bewiesen. Unternehmen rund um den Globus haben die Vorteile dieses Instruments erkannt und nutzen es, um die Eignung potenzieller Mitarbeiter zu bewerten. Sie finden, dass durch das Verständnis der Persönlichkeitstypen eine bessere Einschätzung möglich ist, wie sich ein Bewerber in einem Team integrieren könnte oder welche Rollen und Aufgaben am besten zu ihm passen würden.

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Darüber hinaus hat der Test vielen Menschen als Werkzeug für die persönliche Entwicklung gedient. Mit einem klaren Verständnis ihrer Stärken und Schwächen können sie gezielte Schritte unternehmen, um in bestimmten Bereichen zu wachsen oder ihre natürlichen Fähigkeiten optimal zu nutzen.

Interessanterweise hat die Kontroverse um den MBTI-Test in der wissenschaftlichen Gemeinschaft – einige Kritiker zweifeln an seiner Konsistenz und theoretischen Grundlage – paradoxerweise zu einer erhöhten Aufmerksamkeit und Diskussion über den Test beigetragen. Trotz der Kritik hat der MBTI-Test eine treue Anhängerschaft gefunden, die fest an seine transformative Kraft glaubt.

Veröffentlicht
30.09.2023

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