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Wenn man sich nach einer längeren Auszeit für einen Job bewirbt, ist das ohnehin schon schwierig. Was aber, wenn man durch einen Burnout ausgefallen ist – darf man das erwähnen? Oder sollte man es sogar?
Wer sich nach einem Burnout und einer damit verbundenen längeren Auszeit bewirbt, hat oft Bedenken: Wird es mir gelingen, den Weg zurück ins Arbeitsleben zu finden? Und die Sorgen um die Reaktionen auf den Zusammenbruch sind groß.
Zunächst einmal kann man es den Personalern auch gar nicht allzu sehr verübeln, dass bei Ihnen die Alarmglocken klingeln, wenn sich ein potenzieller neuer Mitarbeiter nach überstandener Erschöpfungsdepression bewirbt. Schließlich möchten Unternehmen nicht nur qualifizierte, sondern auch leistungsfähige Mitarbeiter beschäftigen. Und ausgerechnet eine längere Krankheit weckt genau daran Zweifel. Während aber der Arbeitgeber nach einer körperlichen Krankheit viel besser einschätzen kann, ob er mit zukünftigen Ausfallzeiten rechnen muss, ist es für ihn weit schwieriger abzusehen, ob Sie nach Ihrem Burnout wieder stabil sind. Sie aber wissen ja bereits, dass die Krankheit Ihnen zu einem Neuanfang verholfen hat und sie zukünftig viel besser auf sich achten werden. Und genau mit diesem Argument sollten Sie auch Ihren zukünftigen Arbeitgeber im Vorstellungsgespräch überzeugen.
Zunächst einmal sollten Sie wissen, dass eine Krankheit eindeutig Ihre Privatsache ist, die sie mit ihrem zukünftigen Arbeitgeber gar nicht besprechen müssen – jedenfalls dann nicht, wenn sie Ihre zukünftige Arbeit nicht beeinflussen wird. Anders sieht es aus, wenn aus der Jobbeschreibung hervorgeht, dass die Position mit viel Stress verbunden ist und eine hohe Belastbarkeit erfordert. Dann müssen Sie Ihre Krankheit auch angeben.
Auch, wenn Ihre Auszeit länger als drei Monate gedauert hat, spricht vieles dafür, dass Sie Ihre Krankheit besser angeben – denn als Lücke in Ihrem Lebenslauf wird sie dem Personaler ohnehin auffallen. Begründen Sie sie nicht, wird er annehmen, dass Sie etwas zu verheimlichen haben und Ihre Bewerbung im Zweifel eher aussortieren. Im Lebenslauf bietet es sich daher an, zunächst auf die Formulierung „Berufliche Pause aus privaten Gründen“ zurückzugreifen. Das ist so schwammig formuliert, dass dahinter auch eine Reise oder die Pflege eines nahen Angehörigen stecken kann. Im Vorstellungsgespräch wird der Personaler auf jeden Fall nachhaken. Hier sollten Sie einerseits offen sein, aber davon absehen, Ihre ganze Leidensgeschichte zu erzählen. Entscheidend ist, dass Sie die Ursachen, die Sie ins Burnout geführt haben, gut reflektiert haben und sie auch dem Arbeitgeber schlüssig präsentieren können. Dabei ist es wichtig, dass Sie sich nicht als Opfer Ihrer Umstände sehen, sondern auch Ihren eigenen Anteil erkennen können. Inwieweit sind Sie gestärkt aus der Krise gegangen? Was haben Sie gelernt? Welche Fähigkeiten haben Sie erweitert? Auf diese Weise verwandeln Sie eine vermeintliche Schwäche in viele Stärken, mit denen Sie im Vorstellungsgespräch beeindrucken und überzeugen können.
Viele Arbeitgeber haben sich in den letzten Jahren mit dem Thema Burnout auseinandergesetzt, das Tabu schwindet. Trotzdem ist es möglich, dass Sie in Ihrem Gespräch auf Vorurteile stoßen. Mit den oben genannten Schritten signalisieren Sie dem Arbeitgeber, dass Sie sich seiner Sorgen bewusst sind und zugleich, dass diese unbegründet sind. Trotzdem besteht natürlich die Möglichkeit, dass Sie seine Vorurteile nicht aus dem Weg räumen können, es mit dem Job nicht klappt. In diesem Fall gibt es nur einen richtigen Tipp: Freuen Sie sich! Und zwar auf das nächste Gespräch bei einem anderen Arbeitgeber, der zu schätzen weiß, dass Sie einen für sich schwierigen Weg gemeistert haben und motiviert in Ihre berufliche Zukunft starten wollen – und dabei viel stärker als bisher auf Ihre Gesundheit und auch Ihre Leistungsfähigkeit achten werden. Text: Birte Schmidt
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Veröffentlicht
13.12.2018