Die Frage nach den eigenen Stärken und Schwächen ist nicht einfach zu beantworten. © Getty Images / jayk7

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Bewerberfragen: Wie Du Deine Stärken und Schwächen herausfindest

Es gibt typische Fragen, die einem Bewerber in beinahe jedem Vorstellungsgespräch gestellt werden – wie die nach Stärken und Schwächen. Aber wie kannst Du herausfinden, wo diese bei Dir liegen?


Die Frage nach den Stärken und Schwächen ist ein echter Klassiker im Bewerbungsgespräch. Die Personaler achten dabei nicht nur auf die Antwort selbst, sondern auch darauf, wie gut Deine Selbstreflexion ist und wie (selbst-)sicher Du diese Frage beantworten kannst. Wichtig ist daher, Dich im Voraus auf solche klassischen Fragen vorzubereiten, um authentisch sowie souverän antworten zu können. Allerdings fällt es vielen Menschen schwer, ihre eigenen Stärken und vor allem die Schwächen zu erkennen – und sich in letzterem Fall auch einzugestehen.

Die eigenen Stärken und Talente finden – aber wie?

Einfacher ist es daher für die meisten Personen, wenn sie mit der Frage nach den eigenen Stärken beginnen. Eventuell weißt Du bereits, wo einige Deiner Talente liegen. Sinnvoll ist trotzdem, diese noch einmal im Detail zu analysieren. Anschließend kannst Du Dir überlegen, welche im Vorstellungsgespräch besonders relevant für die jeweilige Position sind und somit einen guten Eindruck hinterlassen. Die Frage nach den Stärken und Schwächen sollte daher für jedes Vorstellungsgespräch neu beantwortet werden, damit Du im individuellen Fall „passgenau“ überzeugen kannst. Die Ergebnisse Deiner Analyse solltest Du daher schriftlich festhalten und in Deinen Unterlagen archivieren, damit Du nicht vor jedem Bewerbungsgespräch neu beginnen musst. Wie aber findest Du Deine Stärken heraus? Folgende Tipps helfen Dir dabei:

  • Erstmal kannst Du eine Liste anlegen, welche Stärken beziehungsweise Talente überhaupt existieren und als Antwort auf die Frage einen guten Eindruck hinterlassen würden. Dabei handelt es sich weniger um fachliche Kompetenzen als um die sogenannten „Soft Skills“, sprich die Personaler möchten oftmals Antworten wie Teamfähigkeit, Organisationstalent, Lernbereitschaft, o. ä. hören.
  • Deine Hobbys können ebenfalls ein wichtiger Hinweis sein. Was also machst Du nicht nur gerne, sondern auch gut? Vielleicht wurdest Du in Deiner Fußballmannschaft zum Kapitän gewählt, weil Du hervorragende Führungsqualitäten hast, um nur ein Beispiel von vielen zu nennen.
  • Anschließend ist es sinnvoll, in die Selbstreflexion zu gehen und Dich zu fragen, was Du nach eigenem Ermessen besonders gut kannst – vielleicht sogar besser als die meisten Personen in Deinem Umfeld.
  • Helfen kann in diesem Prozess auch ein Blick in die Vergangenheit: Wofür wurdest Du in Deinem Leben bereits häufig gelobt? Vielleicht finden sich einige Stärken sogar direkt in einem früheren Arbeitszeugnis, sodass Du diese im Bewerbungsprozess konkret „belegen“ kannst.
  • Weiterhin gibt es im Internet mittlerweile Tests, die dir dabei helfen können, Deine Stärken zu identifizieren. Sie sollten zwar nicht Dein einziger Anhaltspunkt für die Antwort auf die Frage nach Deinen Stärken sein, aber können Dir zumindest wichtige Hinwiese liefern.
  • Zuletzt ist es sinnvoll, Dein soziales Umfeld nach seiner Meinung zu fragen, zum Beispiel Familie, Freunde oder (ehemalige) Arbeitskollegen. Häufig ist die Fremdwahrnehmung nämlich ganz anders als die eigene Wahrnehmung und so kann es sein, dass sie Dich auf Talente aufmerksam machen, die Dir bislang nicht aufgefallen sind.

Wenn Du Deine Stärken kennst und richtig formuliert hast, sprich passend zur vakanten Position sowie authentisch und verständlich, hast Du den einfacheren Part gemeistert. Weniger leicht fällt es vielen Menschen aber, ihre Schwächen herauszufinden.

Die eigenen Schwächen analysieren – so geht’s

Niemand gesteht sich gerne seine Schwächen ein und somit neigen Menschen automatisch dazu, weniger ehrlich mit sich selbst zu sein; was natürlich auch für das Gegenüber im persönlichen Gespräch gilt. Du kannst und solltest zwar auch hierbei Dein soziales Umfeld nach seiner Meinung fragen, jedoch sind die Antworten oft weniger ehrlich. Schließlich möchte niemand riskieren, Dich zu verletzen oder sogar einen Streit zu provozieren. Wie gehst Du am besten vor, um Deine Schwächen zu analysieren?

  • Auch hierbei sollte der erste Schritt darin liegen, einfach eine allgemeine Liste möglicher Schwächen zu erstellen, die in Vorstellungsgesprächen genannt werden können. Schließlich interessiert die Personaler nicht, dass Du handwerklich ungeschickt bist, wenn Du einen Bürojob hast. Frag Dich daher, welche Schwächen überhaupt relevant wären – jedoch kein Ausschlusskriterium darstellen. Schließlich willst Du Dir mit Deiner Antwort nicht die Jobchancen verbauen.
  • Anschließend kannst Du erneut in die Selbstreflexion gehen: Was kannst Du nicht gut? Womit hast Du Schwierigkeiten oder vor welchen Aufgaben beziehungsweise Situationen hast Du vielleicht sogar Angst? Was wurde in der Vergangenheit immer wieder kritisiert? Gewiss findest Du also ein oder zwei Punkte auf Deiner im ersten Schritt erstellten Liste, die bei Dir zutreffen.
  • Nachdem Du eine gewisse Vorauswahl getroffen hast, kannst Du Dein soziales Umfeld anhand dieser Liste fragen, welche Punkte ihrer Meinung nach mehr oder weniger bei Dir zutreffen – beispielsweise anhand einer Skala von 1-10. Dies erleichtert die Antwort für Dein Gegenüber und verhindert, dass Du Dich angegriffen oder verletzt fühlst.
  • Zuletzt kannst Du die gesammelten Informationen analysieren und überlegen, welche Antworten authentisch, aber unverfänglich sind. Ein bis maximal zwei Schwächen reichen ohnehin aus, schließlich gilt es, Dich im Vorstellungsgespräch auf Deine Stärken zu konzentrieren.

Es mag nicht immer einfach sein, Deine Stärken und vor allem Deine Schwächen zu finden – und sie Dir in letzterem Fall auch einzugestehen. Doch dieser Prozess ist zugleich eine Chance. Er hilft Dir zu mehr Klarheit und nur, wenn Du Deine Schwächen kennst, kannst Du auch gezielt an diesen arbeiten. Versuch daher, die Vorbereitung auf das Vorstellungsgespräch als Möglichkeit zur Verbesserung zu sehen. So kannst Du Dich nämlich zukünftig auf Deine Stärken konzentrieren und gleichzeitig aktiv mit Deinen Schwächen umgehen, damit diese eines Tages weniger stark ausgeprägt sind, vielleicht sogar vollständig aufgelöst wurden. Zudem macht es im Vorstellungsgespräch einen guten Eindruck, wenn Du Deine Schwächen nicht nur kennst, sondern bereits an ihnen arbeitest. Auch das kannst und solltest Du daher in Deiner Antwort erwähnen.

Veröffentlicht
15.10.2020