Bewerber Attraktivität

©Courtney Keating / Getty Images

Blondinen bevorzugt? So wichtig ist die Attraktivität von Bewerbern

Kommen schöne Menschen bei Bewerbungen schneller an ihr Ziel? Beeinflusst Attraktivität, vor allem von Frauen, die Personalentscheider? Aktuelle Studien sagen: ja und nein.


Sevag Kertechian wollte es genau wissen: "Welche Rolle spielt die Attraktivität bei Bewerbungen?" untersuchte der Doktorand der Kognitionspsychologie an der Pariser Universität Sorbonne. Das Ergebnis der Studie: Mit tiefem Ausschnitt wird man eher eingeladen. Das sei zwar "schockierend und negativ", wie Kertechian betonte - für ihn allerdings nicht überraschend.

Studie zur Attraktivität von Bewerbern©University of Bristol

Kertechian hatte sich wirklich Mühe mit seiner Untersuchung gegeben: Über einen Zeitraum von drei Jahren verschickte er 400 Bewerbungen für Jobs im Vertrieb und Rechnungswesen in Paris und Umgebung. Den Lebensläufen der "Bewerberinnen" war jeweils ein Bild einer Frau in einem schwarzem Kleid beigefügt. Einmal mit tiefem Ausschnitt, einmal eher hochgeschlossen (s.Fotos rechts). Beide Frauen waren dunkelhaarig und sehen sich auch sonst sehr ähnlich – auch die Lebensläufe gestaltete Kertechian identisch. Das Resultat der Scheinbewerbungen war eindeutig: Im Vertrieb sorgten die "offenherzigen" Fotos für 62 zusätzliche Einladungen zu Vorstellungsgesprächen. Im Rechnungswesen waren es 68 zusätzliche. Für den Psychologen  ein Beleg für den "bemerkenswerten Zusammenhang zwischen Ausschnitt und Entscheidung" (der Personaler). Nun möchte Kertechian detaillierter weiterforschen, denn er hatte für seine erste Studie zum Beispiel nicht erhoben, wie viele der angeschriebenen Recruiter männlich oder weiblich waren.

Mitunter ist Attraktivität für Bewerber auch ein Nachteil

Dass aber genau diese Frage bei der Beurteilung von Attraktivität im Bewerbungsverfahren eine große Rolle spielt, belegt zum Beispiel eine andere Studie. Die wurde von Bradley Ruffle, Professor für Ökonomie an der Ben-Gurion-Universität in Israel, durchgeführt. Er legte mit seinem Team ein noch aufwändigeres Raster an: Auf 2.656 Stellenanzeigen verschickten die Wissenschaftler insgesamt 5.312 Bewerbungen, also zwei Anschreiben und Lebensläufe pro Stelle. Für die Bewerbungen wurden Bilder von weiblichen und männlichen Studenten nach den Kriterien „attraktiv“ und „durchschnittlich“ ausgewählt. Die Anschreiben wurden dann wechselweise entweder mit einem durchschnittlichen Bild, einem attraktiven Foto und auch ganz ohne Bewerbungsfoto verschickt. Die Ergebnisse verblüfften die Wissenschaftler, waren aber eindeutig: Die "attraktiven Frauen" wurden nur in 13 Prozent der Fälle zu Vorstellungsgesprächen eingeladen. Dagegen ergatterten Bewerberinnen, die ihren Unterlagen kein Foto beigelegt hatten, mit über 16 Prozent die Chance auf eine persönliches Kennenlernen. Selbst die "durchschnittlich" aussehenden Frau bekamen mit 13,6 Prozent häufiger Einladungen zu einem Bewerbungstermin  als ihre hübscheren Jobkonkurrentinnen. Bei den Bewerbungen von Männern war es genau umgekehrt: Hübsche Männer wurden besonders häufig zum Vorstellungsgespräch eingeladen (19,7 Prozent). Auch Bewerber, die kein Bewerbungsfoto hatten, erzielten mit über 13 Prozent Trefferquote ein gutes Ergebnis. Dagegen schnitten die durchschnittlichen Typen am weitaus schlechtesten ab: Nur knapp über neun Prozent bekamen einen Termin im Personalbüro.

Die Wissenschaftler streiten sich über eifersüchtige Personalchefinnen

Doch was ist nun der Grund,  dass schöne Männer offensichtlich Vorteile bei Bewerbungen haben, attraktive Frauen aber eher nicht? Der israelischen Forscher erklären in ihren Studienergebnissen diese Benachteiligung mit weiblicher Eifersucht. Denn ein Großteil der angeschriebenen Personalverantwortlichen waren Frauen. Und die Bewerbungsfotos von schönen Frauen könnten, so jedenfalls Ruffles These, von diesen weiblichen Personalchefs - meist unbewusst - als mögliche Bedrohung angesehen werden und führten deswegen zur Benachteiligung der Bewerberinnen. Aus den selben psychologischen Mechanismen könnten Bewerbungen von gut aussehenden Männern bevorzugt werden. Einige andere internationale Studien bekräftigen Ruffles Ergebnisse, andere Wissenschaftler sind wiederum nicht der Meinung, bei der Personalauswahl in Unternehmen sei Eifersucht (oder Sehnsucht) weiblicher Entscheider im Spiel. Verfolgt man die akademischen Diskussion über das Thema, gerät man schnell in eine recht hartnäckige Debatte. Als landläufig gesichert gelten in Fachkreisen nur Erkenntnisse über die vergleichsweise besseren Karrierechancen von Männern mit überdurchschnittlicher Körpergröße. Viele Chefs, vor allem in großen Konzernen, messen 1,90 Meter und mehr. Ausnahmen mit inneren Werten bestätigen aber auch hier die Regel.


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Veröffentlicht
14.09.2016