Seinen Berufswunsch sollte man gut überdenken

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Der Rat der Weisen: Wann sollte man seinen Berufswunsch überdenken?

Es hagelt nur Absagen? Noch nicht einmal Einladungen zum Vorstellungsgespräch kommen rein? Unser „Weise“ Bernd Slaghuis hat eine klare Meinung, wann man seinen Berufswunsch überdenken sollte.


„Der Rat der Weisen“ von Bewerbung.com ist eine Gruppe hochkarätiger Personal- und Karriereexperten, die im wöchentlichen Wechsel eine wichtige Frage rund um Bewerbung, Gehalt und Karriere beantworten. Unser Weise Bernd Slaghuis* behandelt heute ein für manchen dramatisches Thema:

"Herr Slaghuis, nach wie vielen Absagen sollten Bewerber ihren Berufswunsch überdenken?"

Bernd Slaghuis: "Ganz ehrlich: Sie sollten es bereits tun, bevor die erste Absage ins Haus flattert. Ich erlebe häufig Berufseinsteiger und auch Jobwechsler, die sich zu Beginn der Bewerbungsphase blindlings kreuz und quer bewerben. „Mal sehen, was klappt!“ ist keine gute Strategie. Sie werden schneller und zum wirklich passenden Job finden, wenn Sie sich im Vorfeld intensiv Gedanken machen, was Ihnen im Beruf besonders wichtig ist, welche Ziele Sie in den nächsten Jahren verfolgen möchten und in welcher Umgebung Sie gut arbeiten können. Je mehr Klarheit Bewerber selbst über ihren Berufswunsch haben und zielgerichtet suchen, umso höher ist die Wahrscheinlichkeit, die passenden Stellen zu entdecken sowie auch für potenzielle Arbeitgeber greifbarer und damit als Arbeitnehmer interessant zu sein. Dennoch kommt es vor, dass trotz zielgerichtetem Vorgehen über Monate hinweg nur Absagen zurückkommen. Im Schnitt liegt die Einladungsquote in Deutschland bei 10 Prozent, also bei zehn Bewerbungen eine Einladung zum Vorstellungsgespräch. Enden zwanzig Bewerbungen im Nichts oder werden mit einer schnellen Absage quittiert, sollten Bewerber ganz bewusst aus dem Automatikmodus raus und etwas verändern.

"Viele Bewerber machen immer die gleichen, einfachen Fehler"

Manchmal liegt es an den Unterlagen, die, einmal erstellt, immer wieder die gleichen Fehler enthalten. An Anschreiben und Lebensläufen, die beim Empfänger mehr Fragezeichen hervorrufen als Interesse durch Klarheit erzeugen. Ein Check der Unterlagen durch eine neutrale Person kann sinnvoll sein. Häufig sehe ich in der Beratung auch, dass sich Bewerber systematisch die falschen Stellen herauspicken. Berufserfahrene, die sich aufgrund schlechter Erfahrungen im letzten Job und gesunkenem Selbstbewusstsein nur Positionen für Berufseinsteiger zutrauen. Frisch Promovierte, die sich für Trainee-Stellen oder Praktika bewerben. Neuorientierer in der Lebensmitte, die nach Einsteigerjobs suchen, um einen Fuß in die neue Tür zu bekommen. Logisch, dass das alles aus Arbeitgebersicht nicht passt. Überprüfen Sie in regelmäßigen Abständen, ob Sie mit Ihrer Bewerbungsstrategie auf dem richtigen Weg sind. Sobald Bewerbung zur Routine wird, sollten Sie bewusst etwas verändern. Die Stellenauswahl hinterfragen, Ihre Unterlagen kritisch prüfen und sich auch die Frage stellen, wie Sie vielleicht anders als bisher mit interessanten Arbeitgebern in Kontakt kommen können." *Der Weise: Karriere- und Business-Coach Dr. Bernd Slaghuis (www.bernd-slaghuis.de) ist Experte für berufliche Neuorientierung, Bewerbung und gesunde Führung. Als Vorstandsassistent und ehemalige Führungskraft kommt er aus der Praxis. Der Systemische Coach und promovierte Ökonom steht für ein neues Karriere-Verständnis. Seit 2011 arbeitet er in seinem Kölner Büro mit Angestellten und Führungskräften an ihren nächsten Schritten im Beruf und mit Bewerbern an ihrer individuellen Bewerbungsstrategie. Sein Blog „Perspektivwechsel“ zählt zu einem der meistgelesenen Karriere-Blogs in Deutschland. Er ist XING Branchen-Insider, Kolumnist und Gastautor für diverse Karriere- und Management-Magazine. Slaghuis hält deutschlandweit Vorträge, moderiert Workshops und gibt Seminare.


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Veröffentlicht
07.04.2017