Frau in Warnweste lächelt in Kamera © Luis Alvarez / Getty Images

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Neues lernen: Gibt es für Praktika eine Altersgrenze?

Zu alt gibt es nicht: Das sollte zumindest für Praktika in der Arbeitswelt gelten. Wer einige Punkte berücksichtigt, kann auch in der zweiten Karrierehälfte noch davon profitieren. So gehts.


Den Alltag in einem bestimmten Beruf kennenlernen - das gelingt oft am besten mit einem Praktikum. Bei Praktikantinnen und Praktikanten denkt man dabei am ehesten an junge Menschen in der Findungsphase. Aber sich um ein Praktikum in einer späteren Lebensphase bewerben?

«Warum nicht», sagt Recruiting-Expertin Katharina Hain vom Personaldienstleister Hays in Mannheim. Für Praktika gibt es ihrer Ansicht nach nahezu keine Altersgrenze. Jeder muss für sich entscheiden, ob er oder sie ein Praktikum machen möchte oder nicht. Und dafür kann es durchaus gute Gründe geben.

Ohne Praktikum in einen neuen Beruf?

Wer etwa in eine unbekannte Branche wechseln will, für den kann ein Praktikum aufschlussreich sein. Und es verschafft die nötigen Praxiserfahrungen. «Ohne ist es nahezu unmöglich, in einen neuen Beruf hereinzukommen», betont Katharina Hain.

Wie also vorgehen, wenn man im fortgeschrittenen Alter ein Praktikum machen möchte? «Auf jeden Fall erst einmal zum Telefonhörer greifen und dem Unternehmen, bei dem man probeweise arbeiten möchte, die eigene Motivation erklären», rät Christoph Burger, Karrierecoach in Herrenberg.

So ist das Unternehmen vorab informiert und kann die schriftliche Bewerbung richtig einordnen. «Bei dem Telefonat lässt sich auch gleich klären, ob sich das jeweilige Unternehmen generell offen zeigt für Quereinsteiger», so Burger.

Wichtig: Für ein freiwilliges Praktikum gibt es keinerlei Vergütungsanspruch. Unternehmen zahlen allenfalls auf freiwilliger Basis. Damit ein Praktikum trotzdem machbar ist, sollte man darauf achten, dass es sich auch in Teilzeit absolvieren lässt - um etwa nebenbei Geld zu verdienen.

Möglichkeiten zur Weiterbildung nutzen

Eine andere Möglichkeit: In den meisten Bundesländern können sich Beschäftigte für eine bestimmte Zeit von ihrer Berufstätigkeit freistellen lassen und die Phase dazu nutzen, sich weiterzubilden.

«In dieser Zeit haben Beschäftigte die Chance, ein unbezahltes Praktikum zu absolvieren - das Gehalt in dem ursprünglichen Job zahlt in aller Regel der jeweilige Arbeitgeber weiter», sagt Christian Ludwig von der Bundesagentur für Arbeit in Nürnberg.

Gute Anlässe für ein Praktikum auch nach Schul- und Studienzeit gibt es dabei fast immer. «Lebenslanges Lernen lautet schließlich das Motto auf dem Arbeitsmarkt», sagt Christoph Burger.

Du bist Student oder Schüler und möchtest Dich für ein Praktikum bewerben? Dann los, wir helfen mit einem Anschreiben-Muster und Formulierungstipps weiter. 

Praktikum muss nicht nur dem Jobwechsel dienen

Ein Praktikum muss nicht zwangsläufig einen Berufswechsel zum Ziel haben. «Es kann auch dazu gedacht sein, sich bestimmte Fähigkeiten anzueignen, die wiederum der eigenen Firma zu Gute kommen», so Christoph Burger.

«Generell stellt sich die Frage, ob das Wort Praktikum im Zusammenhang mit älteren Beschäftigten eigentlich angebracht ist», sagt der Karrierecoach. «Womöglich wäre bei Älteren das Wort Probearbeiten anstelle von Praktikum passender.»

Praktikum sollte keine Notlösung sein

Was Bewerber keinesfalls tun sollten: Sich nur auf ein Praktikum einlassen, weil sie die gewünschte Stelle nicht bekommen. Laut Katharina Hain «keine gute Art, sich selbst darzustellen». Sie rät in dieser Konstellation davon ab, eine Praktikumstätigkeit anzubieten.

Wer ein neues Arbeitsfeld kennenlernen möchte, aber kein Interesse an einem Praktikum im klassischen Sinne hat, kann in dem jeweiligen Bereich zunächst ehrenamtlich mitarbeiten oder in Form von Nebenjobs, schlägt Hain vor. Auch das ist eine Möglichkeit unverbindlich auszuloten, ob das Neue einem oder einer liegt oder nicht.

Veröffentlicht
29.08.2022

Author:in
Sabine Meuter