Zeichentrick-Mann mit Aktenkoffer rennt Stufen hoch © Malte Mueller / Getty Images

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Gehaltsverhandlung in Zeiten hoher Inflation: Das musst Du jetzt wissen

Im Januar 2022 lag die Inflationsrate in Deutschland bei knapp fünf Prozent. Ob es sich um eine kurz- oder langfristige Entwicklung handelt, darüber scheiden sich noch die Geister. Fakt ist aber, dass der Lebensunterhalt derzeit in vielen Bereichen teurer wird. Solltest Du also eine Gehaltserhöhung fordern – und wenn ja, wie?


Tatsächlich solltest Du die Inflation berücksichtigen, wenn es um die Gehaltsverhandlung geht. Von einer Gehaltserhöhung wird in der Regel erst gesprochen, wenn diese ein Plus von mindestens fünf Prozent beträgt. Darunter bezeichnen sie viele Experten als Inflationsausgleich. Abhängig von der jeweiligen Inflationsrate kann dieser Wert natürlich schwanken, doch sicher ist: Wenn Du nicht in regelmäßigen Abständen eine ausreichende Gehaltserhöhung aushandelst, verdienst Du durch den Kaufkraftverlust des Geldes schleichend weniger. Du kannst Dir also für das bisherige Gehalt weniger leisten, was einer Gehaltskürzung gleichkommt. Falls Du schon länger keine Gehaltsverhandlung mehr geführt hast, solltest Du also spätestens jetzt darüber nachdenken.  

Solltest Du nun mehr Geld fordern?

Als Faustregel gilt ohnehin, dass Du etwa alle ein bis zwei Jahre mehr Geld fordern solltest, eben für einen zuverlässigen Inflationsausgleich. Ein Rat, den leider zu viele Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer nicht berücksichtigen, was für sie auf lange Sicht große finanzielle Verluste bedeutet. Selbst, wenn Du vielleicht jeweils nur zwei Prozent mehr bekommst, so macht das im Abstand von ein bis zwei Jahren doch einen erheblichen Unterschied. Du hast zudem einen höheren Ausgangswert für die nächste Gehaltsverhandlung, wo die Erhöhung erneut prozentual berechnet wird und damit ebenfalls höher ausfällt – und Du hast eine bessere Verhandlungsgrundlage für das Gehalt bei einem potenziellen Jobwechsel. Die Inflation ist somit zwar kein Grund für eine zusätzliche Gehaltsverhandlung; aber sie ist eine Erinnerung an die ohnehin empfohlenen Zeitabstände, falls Du diese in den vergangenen Jahren vernachlässigt hast.

Banknote in Form eines Diagramms © Malorny / Getty Images
Du hast von der Inflationsprämie gehört, aber bist Dir unsicher, was das für Dich bedeutet? 

Warum Inflation kein gutes Argument ist

Die Inflation kann für Dich also der ausschlaggebende Faktor sein, um jetzt eine Gehaltsverhandlung zu initiieren. Sie kann für Dich persönlich auch der Hauptgrund sein, weshalb Du mehr Geld forderst. Dem Arbeitgeber gegenüber solltest Du sie dennoch nicht als Argument anführen. Warum? Ganz einfach: Auch er selbst ist von der Inflation betroffen. Die Unternehmen sehen sich demnach ebenfalls mit steigenden Kosten konfrontiert und sind nicht in der Verantwortung, manchmal auch nicht in der Lage, diese für alle Mitarbeiter auszugleichen. Dafür kannst Du höchstens, je nach Branche, auf eine Tariferhöhung hoffen. Durchaus sind Unternehmen aber daran interessiert, gute Mitarbeiter zu halten und diese zu motivieren. Wenn Du also andere gute Argumente für ein Gehaltserhöhung hast, stehen Deine Chancen dennoch gut, zumindest einen Inflationsausgleich auszuhandeln. Besser geeignet als die Inflation sind daher Argumente wie 

  • erfolgreich abgeschlossene Projekte,
  • kürzlich erhaltenes Lob,
  • außergewöhnliche Leistungen,
  • die Übernahme neuer Tätigkeitsbereiche oder
  • von mehr Verantwortung. 

Die Argumente müssen für Deinen Verhandlungspartner nachvollziehbar sowie überzeugend sein. Anstatt mit allgemeinen Gründen wie der Inflation zu argumentieren, überlege Dir also lieber, welche individuellen Argumente dafür sprechen, dass gerade Du jetzt mehr Geld verdienen solltest. Die Inflation darfst Du bei der Gehaltsverhandlung dennoch im Hinterkopf behalten, damit Du Dich nicht mit zu wenig zufrieden gibst. Ansonsten musst Du wieder einige Monate oder ein Jahr warten, um über einen tatsächlichen Inflationsausgleich – vielleicht sogar noch mehr – nachzuverhandeln.

Mann sitzt vor Tablet vor Aktienkurve © Trevor Williams / Getty Images
Dass Gehalt nicht gleich Gehalt ist, ist bekannt. Doch wie kommen (teilweise große) Gehaltsunterschiede innerhalb einer Berufsgruppe zustande? Die folgenden fünf Punkte sind ausschlaggebend.  

Kompromisse sind der Schlüssel zum Erfolg

Die richtige Vorbereitung ist also das A und O, um eine erfolgreiche Gehaltsverhandlung zu führen. Du solltest mit einer klaren Vorstellung davon ins Gespräch gehen, wie viel Geld (mehr) Du verdienen möchtest und weshalb. Deine Gehaltsforderung gilt es dabei etwas höher anzusetzen, um dem Arbeitgeber entgegenkommen zu können. Das beweist Kompromissbereitschaft und erhöht diese auch auf der Gegenseite. Und wenn dennoch keine Gehaltserhöhung bewilligt wird, mit der Du zufrieden bist, können Zusatzleistungen ebenfalls als Kompromiss dienen. Sie sind oft steuerfrei und erhöhen Dein Einkommen indirekt, ohne den Arbeitgeber finanziell übermäßig zu belasten. Am besten legst Du Dir daher im Voraus auch mögliche Alternativvorschläge für solche Kompromisse zurecht, falls die Gehaltsverhandlung ins Stocken gerät. Und als letzter Tipp gilt: Übung macht den Meister, sogar bei Verhandlungen. Allein deshalb lohnt sich die regelmäßige Gehaltsverhandlung, dann wirst Du die Inflation schon bald nicht mehr nur ausgleichen können, sondern bestenfalls in regelmäßigen Abständen eine tatsächliche Gehaltserhöhung ergattern.

Veröffentlicht
01.03.2022