Ingenieurin beim Aufbau einer Windkraftanlage ©  Andriy Onufriyenko / Getty Images

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Nachhaltigkeit im Trend: Geld verdienen und das Klima schützen

Grüne Berufe sind begehrt – ob Jäger oder Gärtner, die Auswahl ist groß und die Nachfrage steigt. Die Arbeit im Umwelt- und Klimaschutz gewinnt an Bedeutung.


In einem Illegalen Abfalllager in Raben/Neuendorf, einem kleinen ländlichen Ort Brandenburgs, standen bis vor ein paar Jahren Müllberge mit einer Höhe von bis zu sieben Meter. Insgesamt 53.000 Tonnen Haus- und Gewerbemüll, Bauschutt, Autoreifen und Kunststoffe, sowie asbesthaltige Abfälle lagen auf dem Gelände verteilt. Die Aufräumarbeiten dauerten circa zwei Jahre, während Flora und Fauna sich erst im Anschluss wieder erholen konnten. Bauingenieur Sebastian Eitel leitete dabei das Projekt zur Untersuchung, Bewertung und Räumung des Geländes, wie die WELT berichtet.

In der Regel konstruiert ein Bauingenieur verschiedenste Gebäude und eine stabile Infrastruktur für die Nachwelt. Bei der Räumung illegaler Müllhalden entstehen keine neuen Bauwerke, allerdings wird der Umwelt ein Teil der Natur zurückgegeben, sodass für Menschen und Tiere ein neuer Lebensraum geschaffen wird.

In einer aktuellen Studie des Kompetenzzentrums Fachkräftesicherung im Institut der Deutschen Wirtschaft (WI) lässt sich herauslesen, dass Berufe im Natur- und Umweltbereich derzeit stark im Trend liegen. Durch öffentliche Diskussionen über den Klimawandel, den Umweltschutz, das Tierwohl und die Nachhaltigkeit, sensibilisiert heutzutage vor allem die „Generation Greta“, verstärkt durch die Fridays-for-future-Bewegung, die Allgemeinheit für das Thema.

Ausbildungen oder diverse Studiengänge sind in diesem Bereich gefragter denn je. Aus den Medien bekannte Umweltaktivisten stellen bereits für viele Ihrer Altersgenossen eine Vorbildfunktion dar, zudem wird spätestens in der Schule über den Klimawandel und den Umweltschutz aufgeklärt.

Der Natur ganz nah

Auf naturnahe grüne Berufe, welche sich ausschließlich auf Ernährungs-, Land- und Forstwirtschaft beziehen, fokussiert sich aktuell die KOFA-Studie. Hier findet Ihr eine große Auswahl an Ausbildungsberufen, zum Beispiel in der Agrarwirtschaft, in der Forst- und Holzwirtschaft, im Garten- und Landschaftsbau oder in der Tier- und Weinwirtschaft.

Die Arbeit im grünen Beruf ist oft körperlich anstrengend, fern der üblichen Arbeitszeiten und erfordert großes Engagement. Überdurchschnittliches Gehalt steht nicht an erster Stelle, vielmehr ist es die Sinnhaftigkeit hinter dieser Tätigkeit, die junge Menschen anspricht. Die Soziologin und Co-Autorin der KOFA-Studie Filiz Koneberg, betont hierbei explizit, wie wichtig die intrinsische Motivation in diesem Berufsfeld ist.

Über die Websites von Verbänden und Vereinen wie Bioland oder Demeter findet man Jobangebote in der ökologischen Landwirtschaft. Auch Angebote aus dem Ausland in unterschiedlichsten Tätigkeitsfeldern sind dort zu finden. Manche dieser Stellen benötigen jedoch einen einschlägigen Studienabschluss, etwa in Agrarwissenschaft.

Im Hintergrund zur Nachhaltigkeit beitragen

Bringt man Interesse und Spaß an Technik mit, sollten Berufe auf dem Gebiet des Klima- und Umweltschutzes genau das richtige sein. Ausbildungsberufe im Hinblick auf die Nachhaltigkeit und den Schutz unseres Planeten gibt es bereits sehr viele, oft technisch orientiert. In diesem Bereich finden sich Fachkräfte für Kreislauf- und Abfallwirtschaft oder Wasserversorgungstechnik, sowie Elektroniker für Energie- und Gebäudetechnik zusammen. Darüber hinaus sind auch übliche Handwerksberufe nennenswert. Außerdem besteht die Möglichkeit, sich zielgerichtet nach ausbildenden Unternehmen umzusehen, welche sich auf Nachhaltigkeit spezialisiert haben. Die Ausbildung zum Maschinenbauer lässt sich beispielsweise auch bei Herstellern von Solaranlagen und Windkrafträdern abschließen.

Mehr Stellenangebote als Ausbildungsplätze

Generell können viele Ausbildungswege zu nachhaltigen Berufen führen, denn für einen Großteil der wachsenden Anforderungen gibt es bis dato noch keine eigenen Ausbildungsberufe. Gut ausgebildete Fachkräfte werden dennoch in jedem Fall benötigt. Das zeigt auch die Zunahme für Stellenangebote in den Bereichen Versorgung, Entsorgung und Energietechnik, sowie Forstwirtschaft, Jagdwirtschaft, Landschaftspflege und Umwelttechnik. Das bestätigt ebenfalls die Bundesagentur für Arbeit. Ausbildungsplätze sind dennoch rar, da deren Anteil im Vergleich zu den Stellenangeboten nicht gestiegen ist. 

„Generation-Greta“ im Wandel

Aufgrund des derzeitigen Wandels rechnet Monika Hackel, Leiterin der Abteilung Struktur und Ordnung der Berufsbildung im Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) damit, dass sich das Image in bislang unattraktiven Berufszweigen, wie Heizungs-, Sanitär und Klimatechnik oder Kreislauf- und Abfallwirtschaft deutlich verbessern wird. Junge Erwachsene erhalten zunehmend eine andere Perspektive auf solche Ausbildungsberufe, denn die politisch festgelegten Klimaziele sind für sie extrem wichtig. Im Zuge der Digitalisierung wird für die Steuerung von Anlangen und Prozessen ohnehin mit hochspezialisierter IT gearbeitet, wodurch die Berufe zusätzliches Interesse wecken.

Während man früher nur mit einigen Umwegen zu genannten Berufstätigkeiten kam, findet man heute neben Ausbildungsberufen auch eine Vielzahl an Studiengängen, deren Abschluss für Forschung, Entwicklung oder Planer- und Beratertätigkeiten qualifizieren. Zunehmend bieten technische Hochschulen einschlägige Studiengänge, wie etwa Umweltingenieurwesen, Technischer Umweltschutz oder Energietechnik an.

An der Hochschule Bremerhaven haben Studierende die Möglichkeit zwischen Studiengängen wie Sustainable Energy Technology and Environmental Technology (Nachhaltige Energietechnik und Umwelttechnik) zu wählen. Ferner werden an mehreren Hochschulen weiterführende Masterstudiengänge in Biodiversität, mit dem Zusatz Ökologie oder Umweltbildung angeboten. Diese vermitteln im Allgemeinen, wie Daten professionell zur Ökologie und Artenvielfalt von Lebewesen und deren Lebensräumen analysiert werden.

Ziel ist es, den Studierenden ein grundlegendes Verständnis komplexer ökologischer und biologischer Abläufe näher zu bringen. Neben naturwissenschaftlichen bieten sogar sozialwissenschaftliche Studiengänge genannte Vertiefungen an, um beispielsweise für den Beruf des Beraters auszubilden. 

Keine voreiligen Entscheidungen treffen

Angesprochene hoch spezialisierte Studiengänge bergen dennoch ein gewisses Risiko, für die im Anschluss eingeschränkte Berufswahl, wie Monika Hackel betont. Deshalb sollte man sich vorher genauestens informieren, was hinter den jeweiligen Bezeichnungen steckt und welche Ausrichtung die Richtige ist. Weitere ausführliche Informationen zu den unterschiedlichsten Ausbildungsberufen finden sich im Netz unter den Seiten des BiBB, BerufeNet, der Bundesagentur für Arbeit oder Ausbildung123.de.

Für Studiengänge kann man das Portal study-check.de nutzen und Informationen zu Universitäten, Fachhochschulen und Dualen Hochschulen erhalten. Ganze 447 Bachelor- oder Masterstudiengänge sind dort zum genannten Thema gelistet.

Veröffentlicht
30.09.2021