Soft Skills wie Zielstrebigkeit können im Vorstellungsgespräch sehr helfen

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Rat der Weisen: Soft Skills für das erfolgreiche Bewerbungsgespräch

Im Vorstellungsgespräch zählen nicht nur fachliches Wissen und imposanter Lebenslauf. Auch auf die sogenannten "Soft Skills" von Bewerbern achten Personaler immer mehr, weiß unser Weise Claus Peter Müller-Thurau.


"Der Rat der Weisen" ist eine Gruppe hochkarätiger Personal- und Karriereexperten, die auf Bewerbung.com regelmäßig Themen rund um Bewerbung, Gehalt und Karriere behandeln. Unserem Weisen Claus Peter Müller-Thurau* haben wir in dieser Woche mit folgender Frage gestellt:

"Herr Müller-Thurau, welche Soft Skills helfen mir beim Vorstellungsgespräch?"

Claus Peter Müller-Thurau: "Wenn man bei "google" den Begriff "Fachidiot" eingibt, bekommt man über 45.000 Einträge und die sind keineswegs schmeichelhaft. Bereits der Mathematiker und Naturforscher Georg Christoph Lichtenberg warnte vor einem einseitigen Expertentum: "Wer nur Chemie versteht, versteht auch diese nicht richtig." Worauf kommt es also an, wenn man sich beruflich vorteilhaft positionieren möchte? Man stelle sich den Buchstaben „T“ wie Traumgehalt vor. Der senkrechte Balken symbolisiert die Hard Skills, also die Fähigkeit, aufgrund einer erworbenen Fachkompetenz in die Tiefe eines Sachverhalts einzudringen. Der Querbalken darüber steht für die fachübergreifenden Soft Skills. Klar – ohne Fachwissen geht gar nichts, aber Fachwissen ist kein Alleinstellungsmerkmal. Hier sind aus Unternehmenssicht drei ausgewählte Merkmale, mit denen man als Jobaspirant Persönlichkeit und damit Unverwechselbarkeit zeigen kann:

1. Zielorientierung

Wer Ziele hat, verfügt auch über die nötigen mentalen und körperlichen Energiequellen. Deshalb wird ja auch im Vorstellungsgespräch gern gefragt: "Wo möchten Sie denn beruflich in fünf Jahren stehen?" Wer nicht weiß, wohin die berufliche Reise gehen soll, landet da, wo er überhaupt nicht hin wollte. Und anstrengend ist das ziellose berufliche Unterwegssein auch noch.

2. Prozessorientierung

Prozessorientierung bedeutet, das „Big Picture“ zu sehen – also den gesamten Prozess, in dessen Verlauf Werte für Kunden geschaffen werden. Und wie kann man das im Vorstellungsgespräch zeigen? Wer prozessorientiert denkt, fragt nicht nur nach den zu bewältigenden Aufgaben, sondern auch nach Schnittstellen zu anderen Unternehmensbereichen und eventuellen Reibungsverlusten.

3. Kritikfähigkeit

„Kritikresistenz“ hieß die tödliche Krankheit, die sich in das erfolgsverwöhnte Unternehmen Nokia eingeschlichen hatte. Viele bemerkten die Symptome für das einsetzende Siechtum, wagten diese aber nicht anzusprechen. Die typischen Merkmale waren umständliche Informations- und Entscheidungsprozesse, die Bestellung von 300 Vice Presidents und ein irres „Power pointing". Was fordert VW-Chef Matthias Müller nicht nur angesichts der Nahtoderfahrung von Nokia? "Ich will keine Ja-Sager mehr haben." Es kann durchaus vorteilhaft sein, im Vorstellungsgespräch Ecken und Kanten zu zeigen." 

Der Rat der Weisen: Mit 52 ist nicht alles vorbei *Der Weise: Claus Peter Müller-Thurau ist Diplom-Psychologe und als Human-Resources-Manager tätig.Er war unter anderem Leiter der Personalentwicklung und Nachwuchsförderung im Axel Springer Verlag und später Geschäftsführer der Personal- und Unternehmensberatung Selecteam GmbH. Müller-Thurau ist Dozent an der FOM Hochschule für Oekonomie und Management in Hamburg und hält Vorlesungen in den Fächern HR-Organisation und HR-Personalwirtschaft. Zum Thema Soft Skills für Bewerber hat er ein Buch veröffentlicht, zum gleichen Thema bietet er zu spezielle Vorträge an. Mehr unter www.mueller-thurau.de


Veröffentlicht
30.09.2017