Mann steht vor einer Wand mit Fragezeichen. © hocus-focus / Getty Images

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10 Mythen über Bewerbungsgespräche, die Du nicht (mehr) glauben solltest

Vorbereitung ist vor einem Bewerbungsgespräch bekanntlich das A und O, um einen guten Eindruck zu hinterlassen. Das bedeutet aber nicht, auf allerhand Mythen hereinzufallen, welche die Runde machen. Ein Überblick.


Im Zuge Deiner Vorbereitungen auf ein Vorstellungsgespräch ist die Chance hoch, dass Dir jeder wertvolle Ratschläge geben möchte oder Du im Internet über so manchen veralteten Ratgeber stolperst. Es ist daher wichtig, die Informationen zu filtern, anstatt ihnen blind zu glauben. Hier folgt deshalb eine Reihe an Mythen, die auf Bewerbungsgespräche nicht oder zumindest nicht mehr zutreffen – und von denen Du Dich dementsprechend nicht verunsichern lassen solltest:

Auf jede Frage gibt es nur eine richtige Antwort.

Im Bewerbungsgespräch werden Dir vom Personaler verschiedene Fragen gestellt, auf die Du antworten musst. Das bedeutet aber nicht, dass sie auf jede dieser Frage eine richtige Antwort im Kopf haben – und dass Du Dich mit einer „falschen“ Antwort ins Aus schießt. Häufig ist Dein Gegenüber tatsächlich offen für jede beliebige Antwort und gespannt darauf, Deine persönliche zu hören. Überleg also nicht, was der Personaler vermutlich hören will, sondern was Deine Persönlichkeit authentisch widerspiegelt. Gerade durch ungewöhnliche Antworten kannst Du aus der Masse herausstechen. 

Du kannst nicht „overdressed“ sein.

Die Kleidung trägt zum ersten Eindruck bei, welchen Du bei einem Vorstellungsgespräch hinterlässt. Es ist deshalb wichtig, dass Du professionell erscheinst und daher kleiden sich Bewerber etwas schicker als dies im späteren Arbeitsalltag der Fall wäre. Trotzdem kannst Du auch zu schick sein, schließlich muss Dein äußeres Erscheinungsbild suggerieren, dass Du zum Unternehmen passt. Der Anzugträger ist in der hippen Werbeagentur daher nicht an der richtigen Adresse. Die richtige Kleidung für das Vorstellungsgespräch zu wählen, ist deshalb ein Balanceakt und erfordert etwas Recherche vorab – um eben schick, aber zum potenziellen Arbeitgeber passend angezogen zu sein. 

Buntes Bild von Vintage-Computermonitor und Tastatur auf leuchtend rosa Tischdecke über gelbem Hintergrund © master1305 / gettyimages
Jobsuchende, deren letzte Bewerbung viele Jahre her ist oder Berufseinsteiger, die sich von ihren Eltern unterstützen lassen, nehmen manchmal Angaben in ihre Unterlagen auf, die heutzutage längst niemanden mehr interessieren. Bewerbungen sind gewissen Trends unterworfen und daher solltest Du die folgenden No-gos vermeiden.  

Du musst Schwächen als Stärken verkaufen.

Sie gehört zu den absoluten Klassikern in jedem Vorstellungsgespräch: Die Frage nach Deinen Stärken und Schwächen. Immer wieder wird diesbezüglich behauptet, dass Du keine Schwächen nennen darfst oder diese als Stärken verkaufen solltest. Doch „Ich habe keine Schwächen“ wirkt arrogant und „Ich bin perfektionistisch“ nimmt Dir längst kein Personaler mehr ab. Sie interessieren sich stattdessen für Deine tatsächlichen Schwachpunkte und daher solltest Du zumindest ein oder zwei ehrliche Schwächen nennen. Sofern diese keinen nennenswerten Nachteil für den ausgeschriebenen Job bedeuten, hinterlässt Du dadurch im Bewerbungsgespräch eher einen positiven Eindruck als ehrlich und selbstreflektiert. Überleg deshalb im Voraus, welche Schwächen Du getrost nennen kannst.

Das Unternehmen solltest Du aus dem Effeff kennen.

Im Zuge der Vorbereitung tätigen viele Bewerber auch eine Recherche über das Unternehmen. Je mehr Du über den potenziellen Arbeitgeber weißt, desto besser. Richtig? Jein! Eine zumindest grundlegende Recherche zeugt von Motivation und hilft Dir zu begründen, weshalb gerade Du perfekt zu der Stelle und dem Arbeitgeber passt. Doch Du musst nicht alle Details kennen von der Firmengeschichte bis hin zu den Hobbys der Personaler. Relevante Eckpunkte werden sie Dir im Vorstellungsgespräch ohnehin nennen, schließlich soll es sich um ein informatives Gespräch für beide Seiten handeln. Halte Dich mit der Recherche daher nicht zu lange auf, sondern punkte lieber mit wenigen, aber den richtigen und wichtigen Informationen.

Vorbereitung ist besser als Spontanität.

Natürlich sollten die Personaler merken, dass Du Dich vorbereitet hast. Auch das beweist Deine Motivation. Trotzdem wirkt es unauthentisch und unsicher, wenn Du die Antworten vorab auswendig gelernt hast. Leg Dir deshalb zwar die wichtigsten Antworten auf häufige Fragen zurecht, aber lass auch Raum für Spontanität. Sie lässt Deine Persönlichkeit erkennen und ist ohnehin wichtig, denn die Personaler wissen, wie sie Dich aus der Reserve locken können, wenn Du Dich hinter Deiner Vorbereitung verstecken möchtest. Eine gewisse Gelassenheit ist deshalb immer eine gute Devise.

Mit fehlenden Qualifikationen hast Du keine Chance.

In Stellenausschreibungen ist meist eine ganze Reihe an Qualifikationen und Erfahrungen aufgelistet, welche die Bewerber angeblich mitbringen sollen. Das bedeutet aber nicht, dass Du keine Jobchancen hast, wenn Du diese nicht allesamt erfüllst. Du wurdest schließlich trotzdem zum Vorstellungsgespräch eingeladen und konntest daher an anderer Stelle überzeugen. Lass Dich also nicht verunsichern, sondern fokussiere Dich auf Deine Stärken sowie Besonderheiten, anstatt auf Deine Lücken.

Qualifikationen sind wichtiger als Persönlichkeit.

Der Grund, weshalb Du trotzdem eingeladen wurdest, ist vermutlich Deine Persönlichkeit. Sie wiegt heutzutage nämlich mehr als Qualifikationen. Wenn Dir also gesagt wird, Qualifikationen seien in Bewerbungsprozessen der wichtigste Erfolgsfaktor, darfst Du diesen Mythos nicht glauben. Wirklich punkten kannst Du stattdessen durch Individualität, weshalb Du diese hervorheben solltest. 

Du musst dem Personaler die Gesprächsführung überlassen.

Ein Weg, um Persönlichkeit zu zeigen, ist im Vorstellungsgespräch nicht nur passiv zu sein. Der Mythos, Du müsstest die Gesprächsführung den Personalern überlassen, hat zwar einen wahren Kern. Immerhin solltest Du diese nicht unterbrechen und auf ihre Fragen antworten. Trotzdem darfst Du auch zeitweise die Gesprächsführung an Dich nehmen und beispielsweise bei Unklarheiten nachfragen oder etwas Spannendes über Deine berufliche Vergangenheit erzählen, wenn sich die Gelegenheit ergibt. Du solltest also nicht nur kurz und knapp auf die Fragen antworten, sondern auch ein lockeres Gespräch ermöglichen und beispielsweise zusätzliche Informationen preisgeben, um aus der Masse herauszustechen. Spätestens die Bewerberfragen sind hierfür eine optimale Gelegenheit, die Du keinesfalls ungenutzt lassen solltest. 

Personaler sind Dir niemals wohlgesonnen.

Immer wieder wird behauptet, dass Du beim Vorstellungsgespräch zwangsweise auf die Probe gestellt wirst und die Personaler fiese Tricks anwenden. In Ausnahmefällen mag dies stimmen, doch prinzipiell haben sie dasselbe Ziel wie Du: Ein konstruktives Gespräch führen, das beiden Seiten einen Eindruck davon vermittelt, ob Arbeitgeber und Arbeitnehmer zusammenpassen. Es ist deshalb wichtig, dass Du offen und selbstbewusst auf Deine Gesprächspartner zugehst, anstatt direkt Mauern zu bauen in der Erwartung des Schlimmsten. Nur so lässt sich eine angenehme Atmosphäre und gegenseitige Sympathie kreieren. Dann kannst Du den einen oder anderen „Test“ problemlos mit Humor kontern, falls er doch kommt.  

Du musst absolut ehrlich sein. 

Zuletzt hält sich der Mythos hartnäckig, dass Bewerber auf jede Frage absolut ehrlich antworten müssen. Das stimmt auch, sofern die Frage zulässig ist. Allerdings gibt es eine ganze Reihe an Fragen, die nicht erlaubt sind; die aber in einigen Fällen trotzdem gestellt werden. Dann musst Du überhaupt nicht antworten oder darfst sogar lügen, ohne Konsequenzen befürchten zu müssen. Es ist deshalb wichtig, dass Du diese Fragen kennst und im Vorstellungsgespräch erkennst, um auch sie souverän zu meistern – ehrlich oder nicht.

Veröffentlicht
07.04.2022