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Gehaltsverhandlung beim Jobwechsel: Tipps für mehr Geld

Wenn Du den Job wechselst, kommt früher oder später die Frage nach dem Gehalt auf. Die Frage kann zum Stolperstein werden. Folgende Tipps helfen Dir dabei, Dein Wunschgehalt auszuhandeln und „No-Gos“ erfolgreich zu meiden.


Für viele Menschen ist der Wunsch nach einer Gehaltserhöhung ein wichtiger, vielleicht sogar der einzige Grund für einen Jobwechsel. Und selbst, wenn diese keine primäre Rolle spielt, so ist den meisten Wechselwilligen zumindest ein vergleichbares Einkommen zum jetzigen wichtig. Schließlich möchte sich niemand verschlechtern. So oder so, wirst Du eine Gehaltsverhandlung führen müssen, wenn Du eine neue Stelle antrittst, was nicht nur extern, sondern in vielen Fällen auch bei einem internen Jobwechsel gilt. In beiden Fällen kann es sein, dass bereits in der Stellenausschreibung ein konkreter Wert von Dir gefordert wird, sprich Du musst Deine grobe Gehaltsvorstellung direkt im Bewerbungsanschreiben nennen. Eine solche Forderung solltest Du nicht ignorieren, denn dann wird Deine Bewerbung mit großer Wahrscheinlichkeit aussortiert – oder Du müsstest die Frage ohnehin spätestens im Vorstellungsgespräch beantworten. Aber welchen Wert kannst und solltest Du nennen?

Die Frage nach Deinem „Preis“

Geld ist für viele Unternehmen nicht das wichtigste Entscheidungskriterium, sprich sie nehmen nicht per se den Bewerber mit den geringsten Gehaltsvorstellungen. Doch für jede Vakanz gibt es ein fixes Budget, sprich einen Preisrahmen, der eingehalten werden muss. Wer weit darüber liegt, hat daher schlechte Chancen auf eine Einstellung, selbst bei durchschlagenden Argumenten. Für Dich bedeutet das: Deine Gehaltsvorstellung sollte so hoch wie möglich, aber innerhalb dieses Rahmens liegen. So kannst Du das Meiste aus der Gehaltsverhandlung herausholen, ohne Dich von Vornherein zu disqualifizieren. Das Problem an der Sache ist, dass Du das Budget nicht kennst, welches Dein potenzieller zukünftiger Arbeitgeber für den Job vorgesehen hat. Es gibt daher zwei Möglichkeiten, um Deinen „Preis“ zu ermitteln, damit Du in Deiner Bewerbung einen konkreten Wert nennen kannst:

  1. Falls Du erst in den Beruf einsteigst, orientierst Du Dich an den branchenüblichen Gehältern, die Du im Internet oder über Bekannte recherchieren kannst. Zudem solltest Du Dich natürlich selbst fragen, wie viel Deine Arbeit wert ist – und ob dieser Wert realistisch ist. Schließlich wirst Du in dem neuen Job nur zufrieden sein, wenn Du das Gefühl hast, fair bezahlt zu werden. Dich unter Wert zu verkaufen, hinterlässt außerdem den Eindruck eines geringen Selbstbewusstseins oder einer schlechten Arbeitsleistung; und ist daher schon in zweierlei Hinsicht nicht empfehlenswert.
  2. Standest beziehungsweise stehst Du hingegen schon mit beiden Beinen im Arbeitsleben, ist es üblich, Dich an Deinem vorherigen Gehalt zu orientieren. Eine Gehaltserhöhung ist beim Jobwechsel durchaus möglich und üblich, doch sie bewegt sich normalerweise nicht über zwei bis zehn Prozent. Größere Sprünge von bis zu 25 Prozent sind nur realistisch, wenn es sich um einen gehörigen Karrieresprung wie jenen in eine Führungsposition handelt oder Du zwischenzeitlich Deine Qualifikationen erheblich verbessert hast, beispielsweise durch Weiterbildungen.

In beiden Fällen musst Du also einen konkreten Wert liefern – und nachvollziehbare Gründe, wie Du auf diesen kommst. Im Vorstellungsgespräch wirst Du diese mit großer Wahrscheinlichkeit wiederholen oder „verteidigen“ müssen.

Die Gehaltsverhandlung in (oder nach) dem Bewerbungsgespräch

Nicht immer wird die Angabe Deiner Gehaltsvorstellung direkt im Rahmen der Bewerbung gefordert. Dann kommt die Frage aber spätestens im Vorstellungsgespräch auf, was natürlich auch gilt, wenn sich dieses aus einer Initiativbewerbung, durch Kontakte oder auf anderen Wegen ergeben hat. Im Bewerbungsgespräch gilt dieselbe Devise: Kenn Deinen Wert und begründe diesen nachvollziehbar!

Trotzdem kommt es beim Gehalt nicht nur auf Dich, sondern auch auf das Unternehmen an. Es ist daher wichtig, dass Du die Rahmenbedingungen berücksichtigst. Ein Startup kann nicht dieselben Gehälter zahlen wie ein internationaler Großkonzern. In den alten Bundesländern ist das Gehaltsniveau höher als in den neuen. Auch je nach Branche kann es Unterschiede geben. Es ist daher wichtig, Deine Gehaltsvorstellung für jede Bewerbung neu zu überprüfen und gegebenenfalls an das jeweilige Unternehmen und dessen realistische Möglichkeiten anzupassen.

Ein wichtiger Tipp an dieser Stelle lautet außerdem: Setz Deine Gehaltsforderung hoch, aber nicht zu hoch an. Das erfordert Fingerspitzengefühl, ist aber wichtig, denn die tatsächliche Verhandlung wird erst noch kommen. Und dann wird Dein Gesprächspartner mit großer Wahrscheinlichkeit versuchen, Deine zukünftiges Gehalt noch etwas zu drücken. Wenn das passiert, hast Du noch Spielraum, um ihm entgegen zu kommen, was einen guten Eindruck hinterlässt und verhindert, dass Du anschließend enttäuscht bist. Und wenn das nicht passiert, umso besser, denn dann bekommst Du ein höheres Gehalt als eigentlich gedacht. Du kannst mit dieser Strategie daher nur gewinnen.

Zuletzt noch der Tipp, bei den Verhandlungen flexibel zu sein. Manchmal würde das Unternehmen gerne mehr Gehalt zahlen, doch dieses würde schlichtweg sein Budget sprengen. In solchen Fällen kannst Du vielleicht einen Kompromiss aushandeln, wie eine kürzere Wochenarbeitszeit, einen Geschäftswagen oder einen Tag pro Woche im Homeoffice. Deiner Kreativität sein keine Grenzen gesetzt; häufig findet sich dann eine zufriedenstellende Lösung.

Diese „No-Gos“ solltest Du vermeiden

Mit den genannten Tipps hast Du also gute Chancen, möglichst stressfrei und erfolgreich durch die Gehaltsverhandlung im Rahmen eines Jobwechsels zu kommen. Trotzdem tappen einige Bewerber immer wieder in dieselben Fettnäpfchen und machen sich dadurch ihre Chancen auf das Wunschgehalt, oder sogar auf den Job, zunichte. Diese „No-Gos“ solltest Du daher kennen und vermeiden:

  • Arroganz. Selbstbewusstsein ist zwar richtig und wichtig, sollte aber niemals in einem arroganten Auftreten münden. Jeder ist ersetzbar.
  • Willkür. Wenn Dein Verhandlungspartner für die Gründe nach Deiner Forderung fragt und Du keine nennen kannst, wirkst Du unprofessionell.
  • Gier. Es gibt Gehaltsvorstellungen, die realistisch sind. Und es gibt jene, die unrealistisch hoch angesetzt, beinahe gierig sind. Letztere Bewerber werden aussortiert.
  • Bescheidenheit. Sie wird immer wieder als Tugend bezeichnet, doch zu bescheiden zu sein, rückt Dich in ein schlechtes Licht – oder kostet Dich viel Geld.
  • Betteln. Auf Mitleid zu plädieren, weil Du hohe Schulden oder andere „Gründe“ für eine überdurchschnittlich hohe Gehaltsvorstellung hast, bringt Dich nicht ans Ziel.
  • Einknicken. Eine Gehaltsverhandlung sollte genau das sein, eine Verhandlung. Nimm daher nicht das erste Angebot an, denn es wird nicht das beste sein.
  • Erpressung. Tatsächlich versuchen einige Bewerber ihr Glück mit Erpressung, à la „Wenn ich nicht das geforderte Gehalt bekomme, gehe ich zur Konkurrenz“ – oder so ähnlich. Damit schießt Du Dich selbst ins Aus.

Du siehst: Bei der Gehaltsverhandlung im Rahmen eines Jobwechsels kannst Du vieles falsch machen, aber auch vieles richtig. Deinen (realistischen) Wert zu kennen und begründen zu können, ist dabei die Grundvoraussetzung. In Kombination mit den weiteren Tipps – und wenn Du die genannten „No-Gos“ vermeidest – klappt es dann gewiss mit Deinem Wunschgehalt. Viel Erfolg!

Veröffentlicht
09.02.2021